Im Frühjahr 2019 wird Russland ein U-Boot mit der ersten nuklearen Unterwasserdrohne der Welt mit unbegrenztem Einsatzbereich (unter der Bezeichnung Poseidon) zu Wasser lassen. Dies erklärte der russische Präsident Wladimir Putin in seiner jährlichen Botschaft an die russische Föderationsversammlung am 20. Februar.
„Es verlaufen erfolgreiche Tests <...> der Unterwasserdrohne mit unbegrenztem Einsatzbereich Poseidon. Ich möchte in diesem Zusammenhang eine wichtige Bemerkung machen – es wurde noch nie darüber gesprochen, aber heute können wir verkünden: In diesem Frühjahr wird das erste Atom-U-Boot als Träger dieses unbemannten Komplexes gestartet werden“, sagte das Staatsoberhaupt.
Wie das russische Verteidigungsministerium gegenüber Russian Beyond äußerte, ist die Waffe, von der der Präsident sprach, „eine absolute Realität und wurde bereits gefertigt.“
„Diese Entwicklungen sind hundertmal billiger als jedes System, das gegen Russland eingesetzt wird. Inzwischen sind die ,Feldversucheʻ der Unterwasserdrohne Poseidon im Meer erfolgreich abgeschlossen und das Personal des zukünftigen Träger-U-Bootes wurde bereits geschult“, heißt es in einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation, die der Redaktion vorliegt.
Nach Angaben des Militärs besteht das Hauptziel der Arbeit an der neuen Waffe darin, die Sicherheit Russlands zu gewährleisten, ohne den Verteidigungshaushalt zu belasten und in ein neues Wettrüsten hineingezogen zu werden.
Details des „Geheimprojekts“
Die gesamte Arbeit an der Poseidon ist als „streng geheim“ eingestuft. Das Militär hat bisher offiziell keine genauen taktischen und technischen Angaben, wie zum Beispiel die maximale Nutzlast, bekannt gegeben, aber es teilte Russia Beyond einige Informationen mit.
Erstens ist die Poseidon ein integraler Bestandteil des aktuellen Konzepts zur Entwicklung russischer Waffen der Zukunft. „Russland setzt auf den Übergang zu vollautomatisierten Waffensystemen und die Entwicklung von unbemannten Luftfahrzeugen für Armee, Marine und Luftstreitkräfte.“
Zweitens schuf das Militär im Rahmen dieser Arbeit ein Tauchfahrzeug, das in der Lage ist, Sprengstoff oder maritime Aufklärungsausrüstung über weite Strecken zu transportieren. „Im Inneren der Poseidon wurde ein Atomreaktor installiert, das es der Drohne ermöglicht, eine unbegrenzte Entfernung zurückzulegen und die Nutzlast zum Einsatzort zu befördern“, erklärte eine Quelle des militärisch-industriellen Komplexes gegenüber Russland Beyond.
Und dank den Daten der Marineaufklärung zur Bewegung von U-Booten aus Drittländern und elektronischen Karten mit Bodenreliefs wird der Apaarat in der Lage sein, die Verteidigungslinien zu passieren und die Sprengladung ans Ziel zu bringen.
Die Schlagkraft der Poseidon
Die Poseidon stellt eine Weiterentwicklung des sowjetischen Atomtorpedos T-15 dar. Dieses wurde entwickelt, um die Häfen und Küstenstützpunkte des Feindes anzugreifen, wo er einen starken Tsunami verursacht, dessen Schockwelle alle Objekte auf seinem Weg wegfegt“, sagte Wadim Kosjulin, Professor an der Akademie der Militärwissenschaften.
Ihm zufolge gab es zu Sowjetzeiten keinen geeigneten Träger für solch einen Torpedo, da er ca. 23 Meter lang und 40 Tonnen schwer ist. „Den Großteil des Gewichts machte die Batterie aus, die dem Torpedo eine Geschwindigkeit von bis zu 29 Knoten (etwa 48 Kilometer pro Stunde) verlieh. Die Reichweite dieser sowjetischen Waffe betrug etwa 30 Kilometer“, fügte er hinzu.
Die sowjetische Führung ging davon aus, dass Atom-U-Boote den Torpedo bis zum Ziel befördern würden, aber die Idee wurde nie realisiert und blieb lediglich ein Konzept für die Zukunft.
„Moderne Technologien ermöglichten es, das Projekt nun umzusetzen und die Kosten zu senken. Jetzt wird die Poseidon zu einem der Mittel der Abschreckung und Teil der russischen Atomtrias“, schloss der Experte.