Haben Sie jemals bemerkt, dass in vielen Hollywood-Weltraum-Filmen die Astronauten das gleiche Uhrenmodell tragen, nämlich eine Hamilton? Matthew McConaughey trägt sie in „Interstellar”, um die Zeit, die er unterwegs war, abschätzen zu können. Zu Hause sind alle alt geworden.
Aus dem Film „Interstellar”
Christopher Nolan/Legendary Pictures, 2014In „The Martian” überlebt die Hamilton mit Matt Damon auf dem Mars. Doch diese US-Marke hat es im realen Leben nie bis ins Weltall geschafft, sondern nur auf die Kinoleinwände.
Uhrenhersteller konkurrieren tatsächlich um den Status der „Mond-” oder „Astronautenuhr”. Zeit ist im All von großer Bedeutung. Für jede Marke ist es eine Ehre und zudem eine großartige Werbung, auf Weltraumfahrt gehen zu dürfen. Das klassische altmodische Armbanduhrenmodell hat zwar heute ausgedient, doch das war nicht immer so. Einmal hing gar das Leben einer ganzen Crew von einer Uhr ab.
Aus dem Film „The Martian”
Ridley Scott/20th Century Fox, 2015Nun könnte man meinen, es sei ganz einfach zu beantworten, welche Uhr das Rennen als erste Astronautenuhr gemacht hat. Der erste Mann im All war, das ist allgemein bekannt, der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin. Im Jahr 1961, als er seinen berühmten Satz „Pojechali!“ („Los geht’s“) sprach, funkelte an seinem Handgelenk eine sowjetische Sturmanskie der Firme „Pobeda“ (Sieg). Die Generation Perestroika verhalf „Gagarins Uhr”, wie sie sie stolz nannten, später zum Comeback.
Juri Gagarin
SputnikErst ab Mitte der 1980er Jahre waren die Sturmanskie „Navigator“-Uhren im Handel erhältlich. Vorher wurden sie nur für die Luftwaffe produziert. Das Modell war stoßfest und mit Sekundenzeiger-Stoppfunktion. So konnte die Uhr sekundengenau gestellt werden. Es galt als zuverlässigstes Uhrenmodell der Sowjetzeit.
Doch Gagarins Uhr soll den G-Kräften beim Start nicht standgehalten haben und beschädigt worden sein. Bestätigt wurde das offiziell nie. Als hinge davon der Ruf der ganzen Raumfahrtbranche ab…
Sturmanskie-Uhr
Sergei Pjatakow/SputnikDoch das Gegenteil war der Fall. Nach Gagarins Flug trugen alle Produkte der Manufaktur den Namen „Raketa”. Sturmanskie-Uhren wurden von den bekanntesten Wissenschaftlern des Landes getestet und stetig verbessert.
Doch war diese Uhr wirklich die erste Uhr im All, wenn sie vielleicht gar nicht über den Start hinaus überlebt hat?
Der zweite Rekord wurde von einer sowjetischen „Strela“-Uhr im Jahr 1965 aufgestellt, als Alexej Leonow den ersten Weltraumspaziergang überhaupt machte. Dieser Chronograph ähnelte damals schon überraschend den heutigen Modellen für die Teilnehmer des von Elon Musk geplanten SpaceX-Projekts.
Russischer Kosmonaut Alexej Leonow und Strela-Uhr
Alexander Makarov/Sputnik, avito.ruDie „Strela“ (zu Deutsch: „Pfeil”) war ursprünglich für Luftwaffen-Kommandeure entworfen worden. Sie verfügte über eine Stoppuhr, einen 45-Minuten-Timer, ein Telemeter zur Bestimmung des Abstands zu einer Schallquelle und einen Tachymeter zur Berechnung der Geschwindigkeit anhand der Reisezeit. Der sowjetische Durchschnittsbürger hat eine solche Uhr nie zu Gesicht bekommen.
In späteren Jahren hatten die allesamt aus sowjetischer Produktion stammenden Uhrenmodelle, die ins All reisten, andere poetische Namen wie „Okean“ (Ozean), „Wostok“ (Osten), „Slawa“ (Ruhm) und nicht zuletzt „Poljot“ (Flug).
Die NASA setzte derweil lieber auf andere Modelle.
In der Zwischenzeit gewann die Schweizer Marke Omega mit ihrer „Speedmaster” das Rennen als erste „Monduhr”. Buzz Aldri trug sie, als er 1969 auf dem Mond landete. Heute ist es die offizielle Uhr der Nasa. Damals war sie nicht eigens für die Raumfahrt entwickelt worden. Omega hat also im fairen Wettbewerb und zu Recht gewonnen.
1962 machte das Omega-Modell den ersten Ausflug in den Orbit, und zwar getragen von Wally Schirra. Im Jahr 1965 kaufte die NASA anonym Uhren von den bekanntesten Uhrenherstellern, darunter Longines, Rolex, Bulova, Hamilton, Elgin, Benrus und auch Omega, und begann sie zu testen. Omega hat alle Test bestanden - als einzige Uhrenmarke. Doch diese Wahl missfiel der US-amerikanischen Vereinigung für Kleinunternehmen und Unternehmertum, die sich gewünscht hätte, die Nasa hätte einer einheimischen Marke den Vorzug gegeben. So musste vor dem Einsatz noch der US-Senat überzeugt werden.
US-amerikanischer Austronaut Edwin „Buzz“ Aldrin
APDie Omega erwies sich im Jahr 1970, beim dramatischsten Ereignis in der Geschichte der Raumfahrt, als 1970 an Bord der Apollo 13 auf dem Weg zum Mond ein Sauerstofftank explodierte und die Sauerstoff- und Stromversorgung zusammenbrach, sogar als Lebensretterin. Die Navigationsgeräte waren ebenfalls ausgefallen. Doch die Zeit bis zum Wiedereintritt in die Erdatmosphäre musste genauestens berechnet werden, um den Tod der Astronauten zu verhindern. Da schlug die Stunde der Omega-Uhr. Der Hersteller erhielt sogar den Silver Snoopy Award der Nasa, eine Auszeichnung für herausragende Leistungen im Bereich der Flugsicherheit.
Auf vielen Crewfotos sind oft zwei oder sogar drei Uhren gleichzeitig zu sehen. Eine wird normalerweise verwendet, um die Zeit während wissenschaftlicher Experimente an Bord zu messen, eine andere, um die Flugzeit, gerechnet ab dem Start der Mission, aufzuzeichnen, und eine dritte zeigt die sogenannte Erdzeit an. Diese ist davon abhängig, wo der Start stattgefunden hat.
US-amerikanischer Austronaut Jack Swigert
Ed Hengeveld/NASAWas heutzutage jedoch nicht in den Weltraum gebracht wird, sind elektronische Uhren, da sie der Strahlung nicht standhalten könnten. Übrigens glaubte man zu Sowjetzeiten, dass in Zukunft niemand mehr eine mechanische Uhr tragen würde. Das Land startete sogar eine Art Werbekampagne, in der sowjetische Kosmonauten mit LCD- und LED-Uhren aus dem heimischen Pulsar-Werk posierten.
Uhr der Marke Fortis
RoskosmosWer machte dabei schließlich das Rennen? Die Schweizer waren es wieder einmal. Seit 1994 ist Fortis die offizielle Uhr des russischen Kosmonauten-Trainingszentrums und der Raumfahrtbehörde Roskosmos. Elon Musk setzt für sein SpaceX-Projekt mit TAG Heuer ebenfalls auf eidgenössische Präzision.
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