Der sowjetische „Zyklop“: Ein Dreirad für Weltkriegsveteranen

Wissen und Technik
NIKOLAJ SCHEWTSCHENKO
Konstruiert wurde dieses dreirädrige Fahrzeug, damit auch Kriegsversehrte mobil sein konnten. Es hatte jedoch seine Tücken.

Während des Zweiten Weltkriegs waren von den vier Millionen ausgemusterten Soldaten zweieinhalb kriegsversehrt. Etwa eine halbe Million von ihnen hatte Gliedmaßen verloren.

Viele Veteranen, die sich an der Front für das Vaterland geopfert hatten, waren nun in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt, da die Infrastruktur in der Sowjetunion den Bedürfnissen der Behinderten keine Priorität einräumte. In Ermangelung einer barrierefreien Umgebung brauchten die ehemaligen Soldaten ein Transportmittel, das leicht zu fahren war, auch wenn der Fahrer körperlich eingeschränkt war oder amputiert.

In den frühen 1950er Jahren produzierte ein Maschinenbaubetrieb in Serpuchow (im Moskauer Gebiet) ein dreirädriges Auto für Fahrer mit Behinderungen. Wegen seines einzigen runden Scheinwerfers erhielt das Fahrzeug den Spitznamen „Zyklop“. Einige bezeichneten das Fahrzeug auch als „der Behinderte“.  

Das Design dieses Wagens war alles andere als ästhetisch. Er hatte eine winzige Karosserie, zwei Hinterräder und nur ein Vorderrad. Der einsame Scheinwerfer verlieh dem Wagen insgesamt ein etwas klobiges Aussehen. Außerdem bestanden die Türen und das Dach aus Planen.

Anstelle eines Lenkrads wurde eine Motorradstange im Auto montiert, die es auch Menschen, die ihre Beine verloren hatten, ermöglichte, das Fahrzeug zu steuern.  Zusätzliche Modifikationen wurden auch für Menschen vorgenommen, die nur noch eine Hand hatten.

Das Fahrzeug rief Belustigung hervor, die Fahrer jedoch genossen höchsten Respekt, schließlich hatten Sie im Zweiten Weltkrieg Leib und Leben aufs Spiel gesetzt, um das Mutterland gegen die Deutschen zu verteidigen.

Leider führten die niedrigen Produktionskosten dieser Autos auch zu einem schlechten Fahrverhalten. Das Auto kippte beim Wenden oft um, weil das einzelne Vorderrad keine ausreichende Stabilität bot. Dies war auch in scharfen Kurven ein Problem.

„Als ich ein Kind war, hatte mein Nachbar so ein Auto. Ich erinnere mich, dass wir es mehrmals anschieben mussten, um es in Gang zu bringen. Mehrmals zogen wir es auf den Rädern zurück. Der Besitzer - eine behinderte Person - war von sehr kräftiger Statur und vielleicht war das der Grund, warum sich das Auto jedes Mal überschlug, wenn seine Hinterräder ein Loch im Boden trafen", berichtet ein Internetnutzer. 

Neben dem Gleichgewichtsproblem hatte die erste Version des Modells auch einen schwachen Motor, der ihm eine Höchstgeschwindigkeit von nur 30 km/h bescherte. Steile Hänge zu erklimmen war für den „Zyklop“ daher eine sehr schwere Aufgabe.

Im Jahr 1956 erhielt eine modernisierte Version des Fahrzeugs einen stärkeren Motor, der die Gesamtgeschwindigkeit und die dynamischen Eigenschaften verbesserte.

Die Produktion des „Zyklop“ wurde 1958 eingestellt. In den sechs Produktionsjahren wurden insgesamt 20.000 Fahrzeuge hergestellt. Da die Zahl vergleichsweise gering ist, ist es heute schwer, an ein Modell des Fahrzeugs zu kommen. Gelegentlich tauchen restaurierte Versionen auf dem Markt auf.

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