Jahrzehntelang hat Russland nicht nur Waffen verkauft, sondern auch Rüstungsfabriken in der ganzen Welt aufgebaut sowie das Know-how für russische militärische Hightech-Ausrüstung, damit die Geschäftspartner direkt vor Ort produzieren können.
Indien
Alan Wilson
Mitte der 1960er Jahre wurde Indien zu Russlands wichtigstem Waffenkunden. Nach Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI ging seither ein Drittel der Moskauer Militärexporte nach Neu-Delhi, was dem russischen Haushalt 65 Milliarden Dollar einbrachte.
„Neben fertigen Rüstungslieferungen verkauft Moskau auch Lizenzen mit vollständiger technischer Dokumentation, um die Waffen vor Ort produzieren lassen zu können. Solche Vereinbarungen sind oft Teil von milliardenschweren Waffengeschäften zwischen Ländern. So war es auch mit Indien", sagt Iwan Konowalow, Entwicklungsdirektor der Stiftung zur Förderung von Technologien des 21. Jahrhunderts.
Ihm zufolge wurde eine dieser Lizenzen an das indische Unternehmen „Hindustan Aeronautics Limited' (HAL) verkauft. Das Unternehmen hat seit 2000 mehr als 200 schwere Kampfflugzeuge des Typs Su-30MKI hergestellt. Um genau zu sein, hat das Unternehmen die Kampfjets nicht einfach aus Teilen zusammengebaut, die zuvor aus Russland geliefert worden waren. Nein, das Unternehmen hat eine vollständige Produktion von Su-30MKI-Kampfflugzeugen übernommen. Im Rahmen dieser Vereinbarung mit HAL wurde Russland zum Lieferanten von Luftfahrtaluminium und Titan für die Flugzeugproduktion.
Wie er feststellt, ist Indien nach wie vor der größte Abnehmer russischer Waffen. „Das Land versucht, in einigen Verträgen die Schaffung von Einrichtungen zu verankern, die Waffen oder zumindest Ersatzteile für die von uns gekaufte militärische Ausrüstung produzieren. Wir haben zum Beispiel eine Reihe von Fabriken an der indischen Küste, die Ersatzteile für Schiffe und U-Boote herstellen, die wir im Laufe der Jahre an Indien verkauft haben", fügt Konowalow hinzu.
In naher Zukunft wird der Kalaschnikow-Konzern auch eine Anlage in Indien eröffnen, in der das Unternehmen das Gewehr AK-203 für die örtliche Armee herstellen wird (lesen Sie hier mehr über das AK-203 für Indien). Dies ist ein weiterer millionenschwerer Vertrag zwischen den beiden Ländern, denn Indien ist verpflichtet, nicht weniger als 670.000 AK-203-Sturmgewehre im Wert von 960 Dollar pro Stück zu produzieren.
China
PH1 CHARLES L. MUSSI
Russland und China unterhalten seit langem militärische Beziehungen, die nicht immer einfach waren. Im Laufe der Jahre verkaufte Moskau Lizenzen für die Waffenproduktion in China.
„Zu Zeiten der UdSSR eröffneten wir eine Lizenzproduktion der AK-47 in China. Unsere Partner nahmen eine Reihe von Modifikationen an dem Gewehr vor, und es erhielt die Bezeichnung ‚Typ-56‘. Aber die Produktion der weltberühmten AKs wurde zu minderwertigen Kopien mit zahlreichen Fehlfunktionen. Das gefiel Moskau nicht und es verlängerte die Lizenz mit den Chinesen nicht. Dennoch sind auch heute noch chinesische Kopien der AK-47 auf dem Waffenmarkt zu finden, die illegal in China hergestellt wurden", sagt Konowalow.
„In den 1990er Jahren haben wir in China auch eine Militäreinrichtung zur Herstellung von Su-27-Kampfjets aufgebaut. Doch im Laufe der Jahre scheiterte das Geschäft mit China, und die Fabrik, die ursprünglich 200 Jets für das lokale Militär herstellen sollte, produzierte nur 100", erinnert sich der Experte.
Die Chinesen erwarben auch eine Lizenz für den in Russland hergestellten BMP-3 und entwickelten ihre eigene Maschine auf der Basis der Plattform ZBD-04A. „Die chinesische Plattform enthält eine Reihe von technischen Entscheidungen, die vom russischen BMP-3 übernommen wurden, und wir wollten sie verkaufen und eine Großserienproduktion in China eröffnen. Das Geschäft scheiterte, als die Chinesen die erste Charge von Maschinen zu Testzwecken erhielten", sagt er.
Dennoch gibt es gute Beispiele für fruchtbare Partnerschaften und gemeinsame Militärproduktionen. So bestellte und kaufte China 2005 im Rahmen einer Lizenzproduktion acht schiffsgestützte 76-mm-Artilleriegeschütze des Typs AK-176, deren Auslieferung jedoch noch nicht abgeschlossen ist. Wie SIPRI berichtet, hat dieses System in China die Bezeichnung „H / PJ-26“ erhalten und wird nach und nach auf Landungsschiffen vom Typ 071 (Yuzhao) installiert.
In Übereinstimmung mit dem Vertrag von 2011 hat Russland auch eine Produktion von Turbotriebwerken für das trägergestützte Kampfflugzeug J-15 eingerichtet.
Tyg728
„Alle Fabriken, die im Ausland entstehen, gehören dem Land, in dem sie sich befinden. Dennoch hat Russland bei potenziellen Rüstungsgeschäften mit Dritten ein Vetorecht, wenn es um die Lieferung von in diesen Fabriken hergestellten Waffen geht. Wir können Waffengeschäfte mit Dritten rechtlich aufkündigen, wenn Russland der Meinung ist, dass diese Waffensysteme in die Hände von Terroristen gelangen werden. Ansonsten steht es dem Land frei, zu tun, was es will, und Waffen zu verkaufen, an wen es will", erklärt Konowalow.
Vereinigte Arabische Emirate
Anfang 2010 wurde der russische Waffenhersteller Lobaev Arms eingeladen, in den Vereinigten Arabischen Emiraten eine Großserienproduktion von Scharfschützengewehren aufzubauen.
Der millionenschwere Vertrag zwischen dem privaten Rüstungsunternehmen und dem Königreich umfasste die Herstellung von 200 Scharfschützengewehren für lokale Spezialeinheiten und den Verkauf einer Waffenlizenz für die weitere Produktion seiner für die Region der Arabischen Halbinsel modifizierten Scharfschützengewehre.
„Inzwischen heißt das Unternehmen Tavazun. Zunächst war es auf russische Scharfschützengewehre spezialisiert, die Ziele auf 600 und 1.800 Meter Entfernung treffen können. Im Laufe der Jahre luden die Eigentümer europäische Ingenieure von SIG Sauer ein, um das Geschäft zu erweitern und auch Sturmgewehre zu produzieren", sagt Juri Sinitschkin, ein leitender Ingenieur bei der Lobaev Arms Corporation.
Ihm zufolge stellt Tavazun modifizierte Versionen der russischen DVL-10-Scharfschützengewehre her, die für Einsätze in Städten entwickelt wurden. Die Waffe trägt die Bezeichnung „CSR-308“ und unterscheidet sich von der russischen Waffe durch eine erhöhte Sandresistenz.
Einfach ausgedrückt, ist sie nicht so schmutzempfindlich wie europäische Scharfschützengewehre.