Fliegende Boote: Die Geschichte sowjetischer und russischer Wasserflugzeuge

Das Mehrzweck-Amphibienflugzeug Be-200ES während der Entwicklung der Interaktion der russischen Luftfahrt des Ministeriums für Notfälle mit Boden- und Seenotrettungsdiensten in Primorje.

Das Mehrzweck-Amphibienflugzeug Be-200ES während der Entwicklung der Interaktion der russischen Luftfahrt des Ministeriums für Notfälle mit Boden- und Seenotrettungsdiensten in Primorje.

Witali Ankow / Sputnik
Der Absturz eines französischen Wasserflugzeugs war die Initialzündung für eine neue Flugzeugindustrie in Russland.

Das Russische Reich setzte bis 1913 ausländische Wasserflugzeuge ein. In jenem Jahr stürzte Kapitän Daniil Alexandrow mit seinem französischen Flugboot „Donnet-Lévêque“ ab und bat einen Flugzeugkonstrukteur namens Dmitri Grigorowitsch, es zu reparieren. Der Konstrukteur eignete sich das notwendige Wissen an und baute anschließend das erste russische Wasserflugzeug namens „M-1“. Es war aus Holz und die Tragflächen waren mit Leinen bespannt. Das Flugboot hatte eine Flügelspannweite von 14 Metern und war etwa acht Meter lang. Es konnte eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h erreichen und bot Platz für zwei Personen. Das „M-1“ wurde jedoch nur einmal gebaut.

In den folgenden zwei Jahren entwarf Grigorowitsch drei weitere Wasserflugzeugmodelle und nutzte 1915 all seine Erfahrung, um das Flugboot „M-5“ zu konstruieren. Dessen hölzerner Eschenholzrahmen wurde mit Sperrholz verkleidet. Der Flugapparat sah recht zerbrechlich aus, konnte aber auf Wasser mit halbmeterhohen Wellen starten und landen. Das Flugzeug erreichte eine Geschwindigkeit von bis zu 105 km/h, bot zwei Personen Platz und hatte ungefähr die gleichen Abmessungen wie das „M-1“. Das „M-5“ war das am meisten in Serie gefertigte der frühen Wasserflugzeugmodelle. Bis 1923 wurden insgesamt 300 Maschinen gebaut. 

Das erste Amphibienjagdflugzeug mit der Bezeichnung „M-11“ wurde 1916 entwickelt. Es schien schwerer zu sein als die Vorgängermodelle, da es mit vier bis sechs Millimeter dicken Eisenblechen beplankt war. Das „M-11“ bot Platz für einen Piloten und einen Schützen. Es war am Bug mit einem Maschinengewehr ausgerüstet.  Dieses Flugboot war etwa acht Meter lang und hatte schmale Tragflächen mit einer Spannweite von weniger als neun Metern. Es konnte eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h erreichen. Obwohl der Motor des Flugzeugs schwächelte, entwickelte es sich zu einem Massenflugboot. Insgesamt wurden 61 „M-11“-Flugzeuge hergestellt.

Das Wasserflugzeug „MBR-2“ war das erste Projekt des Konstrukteurs Georgi Berjew, der es 1932 entwarf. Zunächst wollte Berjew es aus Aluminium bauen, aber erfahrene Konstrukteure sagten ihm, dass es im Land an Aluminium mangelte, so dass in der endgültigen Version wieder Holz verwendet wurde. Es war 13,5 Meter lang, hatte eine Spannweite von 19 Metern und erreichte eine Geschwindigkeit von 215-235 km/h. Nach dem ersten Probeflug war der Testpilot von diesem Flugboot sehr angetan. 1933 wurde das Flugzeug bei den sowjetischen Luftstreitkräften in Dienst gestellt. Etwa 1.300 „MBR-2-Flugzeuge“, einschließlich einiger ziviler Modifikationen, wurden gebaut.

Die Entwicklung des ersten sowjetischen Strahl-Motorwasserflugzeugs war eine Idee des Berjew-Büros und wurde von den obersten Militärkommandeuren unterstützt. Die Entwicklung dauerte vier Jahre, bis 1951 das erste Versuchsflugzeug mit der Bezeichnung „R-1“ gebaut wurde. Es war ein Ganzmetallflugzeug mit einer Spannweite und Länge von je 20 Metern. Mit seinen zwei Motoren konnte es eine Geschwindigkeit von bis zu 800 km/h erreichen. Das  „R-1“ hatte eine Kanone, brauchte eine dreiköpfige Besatzung und konnte Bomben tragen. Aufgrund zahlreicher Konstruktionsprobleme endete das Flugzeug als fliegendes Labor.

Das „Be-6“ war ein militärisches Mehrzweck-Wasserflugzeug. Es konnte zur Fernüberwachung, für Bombenangriffe, zur Beförderung von bis zu 40 Soldaten usw. eingesetzt werden. Der Erstflug fand 1948 statt. Das „Be-6“ hatte Kanonen an Bord. Dieses Flugboot war 23 Meter lang und hatte eine Flügelspannweite von 33 Metern. Es konnte im Wasser mit 1,5 Meter hohen Wellen starten und landen und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 416 km/h fliegen. Insgesamt wurden 123 „Be-6“-Flugzeuge gebaut, von denen einige sogar in der Arktis im Einsatz waren. 

Das „Be-8“, eine Konstruktion aus dem Jahr 1948, unterschied sich von allen anderen Flugbooten, da es Folien statt der üblichen Schwimmer hatte. Die Folien sorgten für einen besseren Start. Das „Be-8“ war als Passagier- und Verbindungsflugzeug konzipiert. Es hatte eine Länge von 13 Metern, eine Spannweite von 19 Metern und bot Platz für sechs Passagiere. Das Flugzeug konnte nur eine Höchstgeschwindigkeit von 265 km/h erreichen, da sich die Tragflächen als Hindernis für die Beschleunigung erwiesen - deshalb wurden nur zwei Modelle gebaut. 

Be-10.

Bei der Konstruktion des „R-1“ hatten die Ingenieure genug Erfahrung sammeln können, um mit dem Torpedobomber „Be-10“ ein erfolgreicheres Modell entwickeln zu können. Es ging ab 1955 in die Serienproduktion. Eine Gruppe von Konstrukteuren hatte das „Be-10“ unter strengster Geheimhaltung entwickelt. Die endgültige Version des „Be-10“ war 31,5 Meter lang. Es hatte eine Flügelspannweite von 27 Metern und hatte einen Anker an Bord. Das „Be-10“ brach einige Rekorde. Es war zum Beispiel das schnellste Flugboot aller Zeiten mit einer erreichten Geschwindigkeit von 912 km/h.

R-1.

Das „Be-12“ war als Anti-U-Boot-Flugboot konzipiert und absolvierte 1960 den Jungfernflug. Leider endete ein Jahr später einer der Testflüge aufgrund eines Fehlers eines Besatzungsmitglieds in einer Tragödie. Nach dem Absturz wurde das Flugzeugprojekt mehrfach geändert und erhielt den Spitznamen „Tschaika“ (zu Deutsch „Möwe“).  Das „Be-12“ hat eine Flügelspannweite und Länge von etwa 30 Metern. Es kann eine Höchstgeschwindigkeit von 540 km/h erreichen. Mit dem Flugboot wurden 46 Flugrekorde aufgestellt. Es wurde mehrfach umgebaut, unter anderem auch für zivile Zwecke. Einige dieser Flugzeuge sind immer noch im Einsatz.

Be-12.

Das größte Wasserflugzeug aller Zeiten war das „A-40“, auch bekannt als „Albatros“. Es hatte seinen Erstflug 1986. Das „A-40“ wurde für verschiedene Zwecke konzipiert. So konnte es zum Beispiel bis zu 6,5 Tonnen Minen und U-Boot-Raketen transportieren. Das „A-40“ wurde von einer achtköpfigen Besatzung bedient. Das Flugzeug hatte eine Flügelspannweite von 42 Metern und war 44 Meter lang. Es konnte eine Höchstgeschwindigkeit von 800 km/h erreichen. Der Zusammenbruch der UdSSR erlaubte es den Konstrukteuren nicht, das Projekt zu beenden, und von Zeit zu Zeit wollten es einige Ingenieure wiederbeleben. 

A-40.

Ende der 1980er Jahre wurde das „Be-2500“ entworfen. Es war das größte und schwerste Flugboot aller Zeiten. Es sollte 115 Meter lang sein, eine Flügelspannweite von 125 Metern und ein Startgewicht von 2.500 Tonnen haben. Trotz des Gewichts sollte das „Be-2500“ eine Geschwindigkeit von bis zu 770 km/h erreichen. Das Flugzeug sollte Fracht und Soldaten transportieren, die Erkundung von Bodenschätzen durchführen und sogar Raumschiffe in die obere Atmosphäre befördern. Leider ist das Projekt noch immer unvollendet.

Das „Be-200“ basierte auf dem „A-40“, wies jedoch erhebliche Verbesserungen auf. Der Erstflug fand 1998 statt. Es ist ein ziviles Mehrzweckflugzeug. Es kann Fracht und Passagiere befördern, Patrouillenflüge durchführen und zur Waldbrandbekämpfung eingesetzt werden. In Jakutien kommt es häufig im Sommer zum Einsatz. Das Wasserflugzeug ist 32 Meter lang, hat eine Spannweite von etwa 33 Metern und kann eine Höchstgeschwindigkeit von 600 km/h erreichen. Es werden immer noch neue „Be-200“-Flugboote mit verschiedenen Modifikationen hergestellt.

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