Kampfflugzeuge mit Hyperschallraketen „Kinschal“
Als erstes wird die russische Armee Kampfjets erhalten, die mit Hyperschallraketen bewaffnet sind. Das hat Generalleutnant Andrej Judin, Oberbefehlshaber der russischen Luftstreitkräfte, Ende November 2021 bekannt gegeben.
Bei den Flugzeugen und Raketen, von denen der General sprach, handelt es sich um MiG-31-Kampfflugzeuge, die mit Hyperschallraketen des Typs Kh-47M2 „Kinschal“ (dt. „Dolch“) bewaffnet sind.
„Die MiG-31 ist ein Kampfjet aus sowjetischer Zeit, der als Flugzeugträger für neue Waffen ausgewählt wurde. Die Wahl fiel auf genau dieses Flugzeug, da es schneller starten und größere Höhen als andere Jets erreichen kann“, sagt Iwan Konowalow, Entwicklungsdirektor der Stiftung zur Förderung von Technologien des 21. Jahrhunderts.
Die durchschnittliche Flughöhe der MiG-31 beträgt 25 Kilometer. Aus dieser Höhe ist der Jet in der Lage, Boden- und Luftziele in bis zu 2.000 Kilometern Entfernung zu treffen.
„Das Hauptmerkmal der Hyperschallraketen ist ihre Geschwindigkeit und die Entfernung, aus der sie abgeschossen werden können. Kein anderes modernes russisches oder ausländisches Luftabwehrsystem ist dazu in der Lage“, so der Experte.
Ihm zufolge kann der „Kinschal“ auf die Geschwindigkeit von Mach 10 (rund 12.240 km/h) beschleunigen und wäre für moderne Raketenabwehrsysteme unerreichbar.
„Damit ein Raketenabwehrsystem eine andere Rakete am Himmel abschießen kann, müsste die erste schneller sein als die zweite und sie auf ihrer Flugbahn abfangen. Dies schaffen andere Systeme aktuell noch nicht“, betont Konowalow.
„Kinschal“ ist nicht der einzige Hyperschallflugkörper, der 2022 an die Armee geliefert werden soll.
Seegestützter Hyperschallflugkörper „Zirkon“
Ende November 2021 führte das russische Militär erfolgreiche Tests eines seegestützten Hyperschallflugkörpers namens „Zirkon“ durch. Diesmal überprüfte die Flotte, wie gut die Waffe für Kriegsschiffe geeignet ist (zuvor wurde sie nur für U-Boote getestet).
„Die Versuche waren so erfolgreich, dass das Militärkommando eine ungenannte Anzahl dieser Geschosse für seine Flotte bestellte. Ab Januar 2022 werden russische Schiffe also mit diesen Hyperschallraketen ausgestattet. Ihre Einführung für U-Boote wird jedoch aus unbekannten Gründen auf 2025 verschoben“, sagt Dmitri Litowkin, Chefredakteur der Zeitschrift „Unabhängige militärische Überprüfung“.
Diese Waffen können mit einer Geschwindigkeit von 2,5 Kilometern pro Sekunde (achtmal so schnell wie der Schall) zu ihren Zielen fliegen und werden ein neues System darstellen, das im nächsten Jahrzehnt außerhalb der Reichweite von Luftabwehrsystemen liegt.
„Vereinfacht gesagt, werden diese Raketen, die mit den stärksten Sprengköpfen ausgestattet sind, ihrem Schöpfer eine neue Abschreckung geben, die Atomwaffen bis heute darstellen“, so Litowkin.
Ihm zufolge wurde „Zirkon“ ursprünglich als Gegenmaßnahme für Flugzeugträgergruppen entwickelt, die aus bis zu zehn Kriegsschiffen bestehen.
„Gegenwärtig gibt es keine direkten Entsprechungen zu den ‚Zirkon‘- und ‚Kinschal‘-Raketen. Der Grund dafür ist einfach: Ausländische Militärs begannen erst dann aktiv in die Entwicklung von Hyperschalltechnologien zu investieren, als Putin 2018 bekannt gab, dass Russland diese Waffen entwickelt hat“, sagt Konowalow.
Er weist darauf hin, dass die Entwicklung von Hyperschallraketen trotz nahezu unbegrenzter Budgets (die USA planen, im Jahr 2022 rund 800 Milliarden US-Dollar für ihr Militär und die Entwicklung neuer Waffen auszugeben) Jahre dauert.
T-14 „Armata“-Panzer
Im November 2021 unterzeichnete das russische Militär einen Vertrag über den Bau von weiteren 132 T-14 „Armata“-Panzern für das Militär.
Der T-14 „Armata“ gilt als der einzige weltweit existierende Panzer der vierten Generation. Experten zufolge übertrifft er seine ausländischen Konkurrenten bei den Gefechtseigenschaften bei Weitem.
„Er verfügt über Eigenschaften, die kein anderer Panzer hat. Zum Beispiel ist er der einzige Panzer mit einem unbemannten Turm und einem automatischen Zielsystem. Er ist der einzige Panzer mit einem so genannten ‚Tactical Link Management System‘, das Drohnen über ihm am Himmel koordinieren oder Daten und Informationen an Artillerieeinheiten und Luftabwehrsysteme auf dem Schlachtfeld senden kann“, erklärt Konowalow.
Der Panzer ist zudem der erste Tarnkappenpanzer mit deutlich reduzierter Sichtbarkeit im Infrarot-, Magnet- und Funkbereich und mit einer neuen Generation aktiver „Afganit“-Schutzsysteme ausgestattet. Die neue Panzerung ist in der Lage, Panzerabwehrgranaten und panzerabwehrgelenkte Raketen abzufangen, indem sie eine Art „Schutzanzug“ aus Rauch- und Metall verwendet.
„Das Fahrzeug verfügt über viele weitere Funktionen, die kein anderer Panzer besitzt. Das ihm am nächsten kommende Analogon wird derzeit von der französischen Firma Nexter konstruiert, die am Projekt „Main Ground Combat System“ arbeitet. Sie haben lediglich bekannt gegeben, dass sie bereits eine Glattrohr-Panzerkanone entwickelt haben, die die Eigenschaften des ‚Armata‘ übertrifft, aber sie haben die Überlegenheit noch nicht bewiesen. Wir müssen also abwarten, was das französische Fahrzeug tatsächlich zu leisten imstande ist“, so Konowalow abschließend.