Fünf außergewöhnliche sowjetische Flugzeugentwürfe, die nie abgehoben haben (BILDER)

Wissen und Technik
NIKOLAJ SCHEWTSCHENKO
Alexander Moskalew konstruierte ein Leben lang Flugzeuge, doch die meisten Projekte blieben Papierflieger.

Der sowjetische Flugzeugkonstrukteur Alexander Moskalew hatte eine Leidenschaft für radikale Entwürfe, die seiner Karriere nicht zuträglich waren. Der Absolvent der Leningrader Staatsuniversität entwarf einige Modelle, die entweder ihrer Zeit voraus waren oder einfach zu unpraktisch, um realisiert zu werden. 

Einige von Moskalews Flugzeugmodellen wurden tatsächlich gebaut. Aber die meisten Entwürfe des Flugzeugkonstrukteurs blieben in der Schublade. 

1. SAM-4 

Das Akronym „SAM" steht für „Samolet“, ein russisches Wort für Flugzeug. Die meisten von Moskalews Flugzeugen hießen so, unabhängig davon, ob sie es vom Papierflieger zum realen Flugobjekt schafften.  

Sein Flugzeug SAM-4 beispielsweise existiert bis heute nur in Form einer Skizze. Das zwischen 1933 und 1934 entworfene Flugzeug ähnelte dem amerikanischen zweimotorigen Tarnkappenflugzeug F-117 „Nighthawk“ und der Northrop B-2 „Spirit“. Es ist jedoch nicht bekannt, ob die Idee hinter Moskalews Entwurf dem entsprach, was die spätere Tarnkappentechnologie anstrebte.  

Die SAM-4 sieht aus wie ein Blatt und hat zwei an den Flügelspitzen angebrachte Seitenleitwerke. Für seine Zeit war Moskalews Idee wohl zu radikal. Der Konstrukteur plante, zwei 760 PS starke Triebwerke in den Flügeln des Flugzeugs unterzubringen.  

2. SAM-7 

SAM-7 war ein interessanter Versuch, eine vielversprechende Kriegsmaschine zu entwickeln. Das Flugzeug zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass es sowohl vorwärts als auch rückwärts feuern konnte, denn seine Konstruktion bot Platz für einen Richtschützen im Heck des Flugzeugs und zwei Maschinengewehre vom Kaliber 7,62 mm, die neben dem vorderen Motor montiert waren.  

Das Hauptmerkmal der SAM-7 war ihr relativ geringes Gewicht von nur knapp einer Tonne und ihre pfeilförmigen Tragflächen, die für sowjetische Flugzeuge der 1930er Jahre untypisch waren.  

Der Konstrukteur plante, dieses Modell mit einem 850-PS-Motor auszustatten, mit dem es theoretisch eine Geschwindigkeit von 600 km/h hätte erreichen können. Die SAM-7 kam jedoch nicht einmal in die Testphase. 

3. SAM-13 

Anfang der 1940er Jahre entwarf Moskalew, ein weiteres Flugzeug. Seine SAM-13 war stark von der niederländischen Fokker D.XXIII beeinflusst.  

Das russische Flugzeug sah ähnlich aus und war hauptsächlich aus Holz gefertigt. Das mit zwei in Lizenz gebauten Renault-Motoren mit 220 PS ausgestattete Modell zeigte bei Testflügen gute Leistungen. Es erreichte eine Geschwindigkeit von 520 km/h.  

Als jedoch der Zweite Weltkrieg begann, gab die sowjetische Führung dem Bau etablierter Kampfflugzeuge Vorrang vor experimentellen Modellen. Der Prototyp der SAM-13 wurde von Mitarbeitern des Gromow-Flugforschungsinstituts zerstört, als die Nazis näher an Moskau heranrückten. 

4. SAM-16 

Neben Kampfflugzeugen arbeitete Moskalew auch an einem Wasserflugzeug. Mit dem Bau der SAM-16, dem Prototyp eines Seeaufklärungsflugzeugs mit kurzer Reichweite, wurde kurz vor Kriegsbeginn 1940 begonnen. 

So wie der Zweite Weltkrieg Moskalews SAM-13 zum Scheitern brachte, verhinderte er auch die Produktion des Amphibienflugzeugs. Obwohl es 1941 fast so weit war, in den Testbetrieb zu gehen, wurde der Prototyp wegen des Krieges nie fertiggestellt. 

5. SAM-23 

Die SAM-23 existierte nur auf dem Papier, war aber vielleicht die kurioseste von Moskalews Erfindungen. Dieses Bodenangriffsflugzeug sollte mit einem einzigen 150-PS-Motor ausgestattet und mit zwei 20-mm-Kanonen, zwei 7,62-mm-Maschinengewehren und vier Luft-Boden-Raketen bewaffnet sein.  

Das Besondere an diesem Projekt war jedoch nicht die Bewaffnung, sondern eine höchst ungewöhnliche Konstruktion des Fahrwerks. Das Spornrad war an einer Reihe von Stangen befestigt, die aus dem Bug herausragten. Die gesamte Konstruktion sollte beweglich sein. Das Ungewöhnlichste an diesem Flugzeug war die Art und Weise, wie es im Kampf eingesetzt werden sollte. 

Dieses höchst merkwürdige System sollte es dem Flugzeug ermöglichen, knapp über den Boden zu gleiten und den Feind aus einer Höhe von nur vier oder fünf Metern anzugreifen. Die beweglichen Stangen und das Spornrad sollten dem Piloten helfen, alle Unebenheiten des Geländes zu erfassen. 

Auch aus diesem Projekt wurde nie mehr als ein Flieger, der nur auf dem Papier existierte.