Fixierung statt Reduzierung: Russland einigt sich mit Opec-Trio

Russland und einige Opec-Länder wollen die Ölfördermenge einfrieren.

Russland und einige Opec-Länder wollen die Ölfördermenge einfrieren.

Lori / Legion-Media
Russland und die Opec-Länder Saudi-Arabien, Katar und Venezuela haben sich geeinigt, die Ölproduktion auf das Niveau von Januar dieses Jahres einzufrieren. Eigentlich hatte der Markt eine Reduzierung erwartet – doch dafür muss der Iran mitspielen.

Russland, Saudi-Arabien, Katar und Venezuela sind bereit, das Ölfördervolumen auf das Niveau von Januar 2016 einzufrieren, wenn sich die anderen Erdöl produzierenden Länder der Initiative anschließen. Das kündigte Russlands Energieminister Alexander Nowak nach einem Treffen mit Vertretern der drei Opec-Länder an. Die Vereinbarung sei nur mündlich geschlossen worden, ein entsprechendes Abkommen habe man nicht unterschrieben.

Da Nowak zuvor allerdings angedeutet hatte, man könne sich womöglich auf eine Reduzierung der Ölförderung um fünf Prozent einigen, fiel die Reaktion des Marktes überwiegend negativ aus. So fiel der Barrelpreis der Erdölmarke Brent von 35,5 auf 33,7 US-Dollar. „Der Markt hat eine Reduzierung der Förderquote erwartet, und die Nachricht, dass die Produktion auf einem solch hohen Niveau eingefroren werden soll, wird Druck auf die Preise ausüben“, erklärt Kirill Tatschennikow, Chefanalyst der Kapitalanlagegesellschaft FG BKS. Ein weiterer Anstieg der Ölförderung sei angesichts der aktuellen Preise ohnehin ausgeschlossen, fügt Tatschennikow hinzu.

Auf höchstem Niveau

Die allgemeine Empörung rührt daher, dass das Förderniveau der russischen Unternehmen im Januar 2016 mit bis zu 10,8 Millionen Barrel am Tag einen absoluten Rekordwert in den letzten zehn Jahren erreicht hat. „Eine hohe Förderquote bei gleichzeitig großem Überangebot an Öl zu vereinbaren ist wie eine gute Miene zum bösen Spiel zu machen“, kommentiert Sergej Hestanow, Professor für Finanzen und Bankenwesen an der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und staatliche Verwaltung. Doch auf eine Reduzierung der Fördermenge hätten sich die Teilnehmer des Treffens nicht einigen können, glaubt Hestanow, dessen Institut der Regierung nahe steht.  

Auf der anderen Seite könne man die Entscheidung, die Öl-Förderquote einzufrieren, als ersten praktischen Schritt hin zu einer Preiskontrolle erachten, sagt Alexej Koslow, Analyst bei der Kapitalanlagegesellschaft Premjer. „Die Reduzierung der Fördermenge wäre für Russland zwar profitabler. Aber auch die Einfrierung des Förderniveaus, die zur Stabilisierung des Energiemarktes führen soll, ist ein wichtiges Ergebnis“, pflichtet sein Kollege Bogdan Swaritsch von der Unternehmensgruppe Finam bei.

In der letzten Opec-Sitzung hätten die Teilnehmer sich nicht auf eine Reduzierung der Förderquoten einigen können, bemerkt Swaritsch. Wenn die nun getroffene Vereinbarung zwischen Russland und Saudi-Arabien von den anderen ölproduzierenden Ländern unterstützt würde, könnte das eine Basis bilden für eine mögliche künftige Reduzierung der Ölfördermenge.

Saudi-Arabien vs. Iran

Um auch andere Länder zu überzeugen, ihre Förderquote nicht weiter zu erhöhen, muss man den Iran und Saudi-Arabien näher zusammenbringen – das Verhältnis der beiden Länder ist insbesondere durch den Syrien-Konflikt angespannt.

Zudem stehen für Teheran alle Zeichen auf Wachstum: Vertreter des Irans haben wiederholt angekündigt, in nur einem Monat die Ölfördermenge von 1,5 auf zwei Millionen Barrel am Tag steigern zu können. Demnächst werden die ersten Transporter mit iranischem Öl seit 2012 nach Europa geschickt. Zwei Millionen Barrel gehen an die französische Total sowie je eine Million Barrel an die spanische Cepsa und an Litasko, einer Abteilung des russischen Unternehmens Lukoil.

„Der Iran musste sich lange Zeit gedulden, da internationale Sanktionen den Öl-Export untersagt hatten. Jetzt versucht das Land, seine Lieferungen zu erhöhen“, erklärt Georgij Waschtschenko, Leiter der Verwaltung von Operationen auf dem russischen Fondsmarkt bei der Kapitalanlagegesellschaft Freedom Finance.

Gleichzeitig schwächeln die großen Ölproduzenten, bemerkt Robert Nowak, Chefanalyst von MFX Broker. Sie würden von der kontinuierlichen Steigerung der Ölfördervolumen und dem Druck auf die Konkurrenz durch Preisdumping, das sie zur Vergrößerung der eigenen Marktanteile betrieben haben, allmählich müde. Hinzu kommt, dass ihre Sicherheiten schwinden, fügt Nowak hinzu: Saudi-Arabien habe durch den Verfall der Ölpreise in den vergangenen 18 Monaten über 180 Milliarden US-Dollar verloren. Und die Regierung Venezuelas müsse bereits die letzten Goldbestände verkaufen, da die Liquiditätsreserven nur noch zwei bis drei Monate des Imports betrugen.

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