„Liebe Freunde, heute beginnen wir einen Fernsehkurs der russischen Sprache und laden Sie zu einer Reise durch die Sowjetunion ein.“ Mit diesen Worten beginnt eine Reihe von Videolektionen für ausländische Studenten. Die ersten Videotutorials erschienen Ende der Siebzigerjahre und bestanden aus mehreren Dutzend 15- bis 20-minütigen Videos. Die meisten von ihnen sind heute kostenlos auf YouTube verfügbar.
„My goworim po-russki“
Das System des Unterrichts für Russisch als Fremdsprache wurde Mitte der Siebzigerjahre zentralisiert, als das Alexander-Puschkin-Institut für russische Sprache gegründet wurde. Künftige Lehrer studierten dort und führten wissenschaftliche Arbeiten durch. Sowjetische Linguisten gaben Lehrbücher und nützliche Materialien für diejenigen heraus, die Russisch lernen wollten. Die Lehrbücher wurden von Audio- und Videomaterialien und sogar von Animationsfilmen begleitet, die einfachste Alltagssituationen behandelten.
Im Jahr 1977 erschien ein Fernsehkurs mit dem Titel „My goworim po-russki“ („Wir sprechen Russisch“), der dabei half, grundlegende russische Wendungen zu erlernen. Jede Folge war einem bestimmten Thema gewidmet: Reisen, Mittagessen in einem Restaurant, Dialoge über Arbeit, Hobbys und vieles mehr.
In der ersten Folge trifft ein junger Mann namens Dima Olja und ihren Hund in einem Park und sie lernen sich kennen. Dima versucht zu erraten, wo Olja studiert und wohnt, dann gehen sie spazieren und später zu ihrem ersten Date – eine echte sowjetische Romanze. Am Ende zeigt das Video, wie man einen Freund in einer russischen Familie vorstellt.
In der nächsten Folge geht es um Wegbeschreibungen. Die Situation ist lustig: Der Held der Geschichte fährt von Moskau nach Kiew und versucht, eine bestimmte Dame zu finden. Aber leider verwechselt er die Adresse und geht statt in die Puschkin-Straße erst in die Tschechow-Straße, dann in die Tolstoi-Straße und schließlich in die Gogol-Straße. In 18 Minuten lernt der Schüler Redewendungen, die es ihm ermöglichen, sich in einer großen Stadt zurecht zu finden und... auch die großartige Architektur Kiews kennenzulernen.
In einer anderen Episode wird eine heute übliche, aber für die Sowjetzeit ungewöhnliche Situation geschildert – ein Mittagessen in einem Café, das an einem Feiertag oder zu einem festlichen Anlass stattfinden könnte: Der Kellner bietet den Kindern Fisch, Brei und Pfannkuchen an, aber sie wollen nur Eis, Süßigkeiten und Limonade. Neben den Namen der russischen Gerichte kann man auch solche Wendungen wie нехочу (nje chatschú, dt.: ich will nicht),небуду(nje búdu, dt.: ich werde nicht) und оченьвкусно(ótschen wkúsno, dt.: sehr lecker) lernen.
Mitte der Achtzigerjahre erschien ein weiterer Videokurs mit dem Titel „Dawajtje snákomitsja“ („Machen wir uns bekannt“). Das Sprachniveau war fortgeschrittener und die Handlungen interessanter. Aber das Wichtigste war, dass man durch diese Lektionen die wichtigsten Städte und Sehenswürdigkeiten der Sowjetunion kennenlernen konnte.
In der folgenden Episode reist beispielsweise eine Familie mit dem Auto nach Tallinn. Die Mutter und die Kinder spazieren durch die Stadt und machen überall Fotos, während der Vater Boris immer im Auto auf sie wartet und in Kopfhörern klassische Musik hört. Alle verlaufen sich ständig und fragen sich gegenseitig, wo die anderen sind. Lassen Sie sich überraschen, denn das Ende ist genial!
Die Episode über Akademgorodok (eine Stadt der Wissenschaftler in Sibirien) zeigt nicht nur den sibirischen Winter, sondern auch Wissenschaftlerinnen, die furchtlos durch den schneebedeckten Wald fahren. In dieser Lektion geht es um die Domestizierung von Füchsen – ein beachtlicher Erfolg sowjetischer Biologen.
In einer anderen Folge geht es um ein Team, das einen Film über russische Volksmusikensembles drehen will. Sie wollen dies natürlich in den Städten am Goldenen Ring tun. Die Charaktere diskutieren gleichzeitig über die Schönheit der alten Städte und das Wetter.
Eine der späteren Episoden handelt von einer Reise nach Samarkand (Usbekistan). Vera, eine Touristin aus Leningrad (dem heutigen St. Petersburg), hilft ausländischen Studenten, die wichtigsten Sätze zu verstehen, die man auf einer Exkursion hören kann, während man die alte Stadt besichtigt.
Diese Videos zeigen verschiedene Sprachsituationen, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene interessant sein können.
In einem Zeichentrickfilm übt Nick mithilfe seines Papageis Jacko, sich vorzustellen, und beschließt, eine Reise in die Sowjetunion zu unternehmen. Natürlich zeigt diese Animation einige Stereotypen wie bezaubernde russische Frauen mit langen Zöpfen, Kokoschniks (die typische Kopfbedeckung der russischen Tracht) und Samoware!
Ein anderer Zeichentrickfilm erklärt, was zu tun ist, wenn man einen Arzt zu sich nach Hause rufen muss und wie man sich mit ihm auf Russisch verständigt. Der Held der Geschichte wacht in einem Hotel mit Fieber auf und benötigt medizinische Hilfe. Die Ärztin (ein junge, hübsche Frau mit langen Wimpern) verschreibt ihm Medikamente und lädt ihn ein paar Tage später in die Klinik ein.
Als es Nick besser geht, beschließt er, seine Bekanntschaft mit der Sowjetunion fortzusetzen und verbringt den ganzen Tag mit Ausflügen: in ein Museum, ein Stadion und den Zoo.
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