Vorrevolutionäres Flair: Moskau, wie wir es nie mehr sehen werden

Geschichte
KSENIA SUBATSCHJOWA
Nach der Oktoberrevolution 1917 wurden auch in Moskau viele alte Gebäude zerstört, was das Stadtbild für immer veränderte. Während einige nach dem Zerfall der Sowjetunion wieder aufgebaut wurden, waren viele Bauwerke doch leider für immer verloren.

Der Puschkin-Platz, eines der wichtigsten Symbole der Stadt, trug ursprünglich einen anderen Namen: Strastnaja-Platz. Damals gab es weder Puschkin-Denkmal noch Brunnen. Beides erschien erst in den 1930er Jahren, als der Platz umbenannt wurde. Während der Rekonstruktion zerstörte die Regierung das Strastnoj-Kloster aus dem 17. Jahrhundert.

Inmitten des Lubjanka-Platzes (oder einfach Lubjanka) befand sich seit 1835 ein Brunnen. Von 1927 bis 1991 trug der Platz den Namen Felix Dserschinskis, des Leiters der ersten sowjetischen Geheimpolizei Tscheka. 1934 wurde der Brunnen abgebaut. Seit 1958 wurde an dieser Stelle ein Denkmal für Dserschinski aufgestellt.

Auf dem Foto ist die ursprüngliche Christ-Erlöser-Kathedrale vor dem Abriss im Jahr 1931 zu sehen. Erbaut wurde sie von 1839 bis 1883 von dem deutsch-russischen Architekten Konstantin Thon. Von den Bolschewiken wurde sie zerstört. Laut dem berühmten Generalplan der Rekonstruktion Moskaus sollte hier ein Rätepalast gebaut werden. Die utopische Idee wurde aber nie verwirklicht. Stattdessen baute man hier in den 1960er Jahren ein großes Freibad. Erst Mitte der 1990er Jahre wurde die Kathedrale wieder erbaut.

In den frühen 1900er Jahren befand sich auf der Ersten Twerskaja-Jamskaja-Straße eine der größten Kirchen des zaristischen Russlands: Die Kirche von Basilius von Caesarea aus dem 15. Jahrhundert wurde 1935 abgerissen. Die Triumphbogen in Erinnerung an den Sieg über Napoleon 1812 wurde 1834 erbaut und schon unter Stalin im Jahr 1936 demontiert. Ende der 1960er Jahre wurde er auf dem Kutusow-Prospekt wieder gebaut.

Das Auferstehungstor 1900-1910 wurde 1535 gebaut, aber 1931 von den sowjetischen Behörden abgerissen, um mehr Fahrzeuge und Maschinen zu den jährlichen Paraden zuzulassen. In den Jahren 1994-1995 wurde es wieder aufgebaut.

Das Denkmal für Zar Alexander III. auf der Pretschistenskaja-Uferstrasse ist von 1900 bis 1912 gebaut worden. 1918 wurde es schon wieder abgerissen.

Das Wladimir-Tor der Stadtmauer von Kitai-Gorod und die Kapelle des Heiligen Panteleimon zwischen der heutigen Nikolskaja-Straße und Lubjanka wurden 1934 abgerissen.

Die Kleine Dmitrowka-Straße mit Blick auf das (noch stehende!) Strastnoj-Kloster und die Kirche der Geburt der Theotokos am Putinki. Das Kloster musste dem Kommunismus weichen, nur die alte Kirche steht noch. Auf der Kleinen Dmitrowka wurde die erste Straßenbahnlinie in Betrieb genommen. Ab 1899 verkehrten die ersten Trams vom Strastnoj-Kloster zum Butyrskaja-Sastawa-Platz.

In den 1910er Jahren gab es das Lenin-Mausoleum auf dem Roten Platz noch nicht und das Denkmal für Minin und Poscharski befand sich an einem anderen Ort – direkt vor dem GUM-Kaufhaus. Das Denkmal wurde 1931 näher an die Basilius-Kathedrale verschoben, weil es den sowjetischen Militär- und Sportparaden im Wege stand.

Das Rote Tor sollte als erster Triumphbogen Russlands den Sieg über Schweden in der Schlacht bei Poltawa 1709 feiern. Unter Katharina I. wurde das Tor ersetzt und mehrmals restauriert. 1927 wurde es zusammen mit der Dreiheiligenkirche abgerissen, die hier seit 1635 stand.

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