1. Aus einem Dorf in den Kreml
Molotow wurde am 9. März 1890 unter dem Namen Wjatscheslaw Skrjabin geboren. Später nahm er den für die Umwelt wohlklingenderen Nachnamen „Molotow“, auf Deutsch „Hammer“, an. Ursprünglich aus einer Familie von Kaufleuten in Zentralrussland stammend, trat er in den frühen 1910er Jahren der revolutionären Bewegung bei und verbrachte mehrere Jahre im Gefängnis.
Später freundete sich Molotow mit dem prominenten bolschewistischen Anführer Josef Stalin an, eine Freundschaft, die das gesamte Leben des ergebenen und loyalen Molotows prägen sollte.
2. Die Bewunderung Stalins
Der sowjetische Autor Konstantin Simonow erinnert sich (rus): „Molotow war der einzige Mann, der Tränen in den Augen hatte, als er bei Stalins Begräbnis sprach... obwohl er mehr Gründe hatte, über seinen Tod erleichtert zu sein, als jeder andere.“
In den späten 1940er Jahren fiel der treue Stalinist in Ungnade. Molotow verlor seinen Außenministerposten und er und seine Frau Polina Schemtschuschina wurden auf Stalins Befehl hin verhaftet und als „zionistische Spione“ nach Kasachstan verbannt.
Molotow änderte seine Haltung zu Stalin jedoch nicht. Sein Biograf Walentin Bereschkow schreibt (rus): „Molotow pflegte nur drei Trinksprüche zu sagen: „Auf Stalin! Auf Polina! Auf den Kommunismus!“ Auf die Frage: „Warum auf Stalin? Hat er Polina nicht verhaftet und dich fast zerstört?“ erwiderte Molotow: „Er war ein großer Mann.“
3. Er schickte viele Menschen in den Tod
Während Stalins Säuberungen in den späten 1930er Jahren waren auch außergerichtliche Strafen üblich, an denen Molotow zum Großteil beteiligt war. Seine Unterschrift findet (rus) man auf 372 „Todeslisten“ von Personen, die zu Hinrichtungen durch ein Erschießungskommando verurteilt wurden, sowie auf Listen, die zur Inhaftierung der Schlüsselfiguren der Sowjetunion ohne Gerichtsverfahren führten. Stalin selbst unterzeichnete „lediglich“ 357 Listen.
Später, als Molotow in Rente ging, gab er zu, dass einige der hingerichteten Menschen unschuldig waren. „Natürlich haben wir es übertrieben. Es wäre absurd zu sagen, dass Stalin nichts davon wusste, aber es wäre falsch zu sagen, dass er der Einzige ist, der daran schuld ist. Wir hatten keine Kontrolle über die Sicherheitsdienste“, sagte (rus) er einst zu einem Journalisten.
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4. Er sprach zu der Nation, als der Krieg begann
Im Sommer des Jahres 1939 unterzeichneten Außenminister Molotow und sein deutscher Kollege Joachim von Ribbentrop einen Neutralitätspakt zwischen den beiden Staaten, der auch Molotow-Ribbentrop-Pakt genannt wird. Dieses Abkommen forderte die UdSSR und Deutschland auf, in Polen einzufallen und es zu teilen.
Das Abkommen mit Hitler wurde jedoch nicht eingehalten. Zwei Jahre später, am 22. Juni 1941, fiel Deutschland in die Sowjetunion ein und begann somit den Zweiten Weltkrieg. Am ersten Tag des Krieges, der die Rote Armee völlig unerwartet traf und zu schweren Verlusten führte, hielt Molotow im Namen der Regierung eine Rede, in der er die Geschehnisse mitteilte. Stalin weigerte sich, diese Aufgabe zu übernehmen.
„Wir kämpfen für eine gerechte Sache. Der Feind soll besiegt werden. Der Sieg gehört uns“, sprach (eng) er abschließend. Vier Jahre und Millionen Opfer später trat seine Vorhersage ein.
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5. Alles verloren
Kurz nach Stalins Tod fiel Molotow erneut in Ungnade, diesmal durch einen Konflikt mit dem neuen Führer der Sowjetunion, Nikita Chruschtschow. Als Ergebnis verlor er alle staatlichen Ämter und verbrachte den Rest seines Lebens als gewöhnlicher Rentner. Im Jahr 1961 schlossen die Behörden Molotow aus der Kommunistischen Partei aus.
Nur 23 Jahre später, im Jahr 1984, wurde Molotow rehabilitiert und erneut in die Kommunistische Partei aufgenommen. Die Sowjetbürger machten über die sowjetische „Herrschaft der Alten“ ihre Witze und sagten, dass der damalige 73-jährige sowjetische Führer Konstantin Tschernenko den 94-jährigen Molotow als seinen Nachfolger ansah.
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6. Eine internationale Marke
Während des Winterkriegs zwischen der UdSSR und Finnland in den Jahren 1939 bis 1940 machten die Finnen von Benzinbomben Gebrauch, um sowjetische Panzer und Lastwagen in Brand zu setzen. Diese explodierenden Flaschen wurden mit einer Mischung aus Ethanol, Teer und Benzin gefüllt und erhielten den Beinamen „Molotowcocktails“. Die Bomben, die wiederum auf Finnland abgeworfen wurden, bezeichnete man ironischerweise als „Molotow-Brotkörbe“, da Molotow behauptete, dass die UdSSR über Finnland Lebensmittel abwerfen würde.
Es gibt mehrere Dinge, die Molotows Namen tragen. So war von 1940 bis 1957 zum Beispiel die heutige Stadt Perm, die sich 1400 Kilometer östlich von Moskau befindet, nach ihm benannt.
Heute ist sein Name hauptsächlich durch den Molotowcocktail und die Musik der mexikanischern Rap-Rock-Gruppe „Molotov“ sowie der amerikanischen Deathcoreband „Molotov Solution“ bekannt. Es ist wohl unwahrscheinlich, dass Stalins Minister eine derartige Verwendung seines Namens begrüßen würde, dennoch sind diese Bands, genau wie er, ziemlich „brutal“.