Schluss mit Saufen: Wie der russische Staat gegen Alkoholsucht kämpfte

Geschichte
GEORGI MANAJEW
Ironische und schlagkräftige Propaganda-Plakate gegen Alkoholmissbrauch sollten seit jeher das berühmteste Laster der Russen bekämpfen.

Die erste Anti-Alkohol-Kampagne in Russland initiierten 1858 einige Bauern. 

Nach dem verlorenen Krimkrieg (1853–1856) hatte die zaristische Regierung unzählige Gasthäuser und Kneipen eröffnet, um mehr Steuern vom Alkoholverkauf zu erheben und Staatseinnahmen zu erhöhen.

Die Bauern ihrerseits waren dagegen, denn Alkoholismus führte zu Faulheit und Verarmung und ganze Dörfer verkamen wirtschaftlich. Nur die Armee konnte die Aufstände niederschlagen.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben Intellektuelle und Ärzte die ersten sogenannten Nüchternheitsgruppen organisiert. Antialkoholzeitschriften wurden verlegt und der Verkauf von Alkohol wurde eingeschränkt. 

Wegen Alkoholmissbrauchs bei Jugendlichen startete man im frühen 20. Jahrhundert auch Kampagnen, um das Trinken unter Schulkindern zu unterbinden.

1917 verbot die sowjetische Regierung das Brennen von Wodka, Wein und Bier, aber seit Beginn der 1920er Jahre wurde das Verbot schrittweise aufgehoben.

Zu Sowjetzeiten wurden drei große Anti-Alkohol-Kampagnen durchgeführt - in den Jahren 1958, 1972 und 1985-1990.

Die letzte und wohl berühmteste Gorbatschow-Kampagne nahm ein beispielloses Ausmaß an: Der Alkoholverkauf wurde beschränkt (Wodka konnte nur gegen Alkoholmarken gekauft werden), die Produktion wurde reduziert.

Die sowjetische Miliz inspizierte Parks und Straßen, weil das Trinken auf öffentlichen Plätzen wurde verboten.

 

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