Die vier größten Betrüger und Hochstapler des Russischen Reichs

Geschichte
OLEG JEGOROW
Diese Kriminellen waren mit allen Wassern gewaschen und konnten jeden täuschen.

1. „Sonja die Goldene Hand“

„Eine zierliche, ergraute Frau mit einem verlebten Gesicht …  Als ich sie sah, konnte ich nicht glauben, dass sie bis vor kurzem so schön gewesen sein soll, dass sie ihre Gefängniswärter bezauberte“, beschrieb (rus) der große Anton Tschechow Sofja Iwanowna Bluwschtein, in der Unterwelt bekannt als „Sonja die Goldene Hand“, eine Diebin und Betrügerin. Der Schriftsteller lernte sie 1890 auf der Gefängnisinsel Sachalin kennen.

Sonja stammte aus einer kleinen jüdischen Siedlung bei Warschau. Im 19. Jahrhundert zog sich eine Spur ihrer Verbrechen durch ganz Russland und Europa. Sonja beherrschte fünf  Sprachen. Diebstahl und Betrug waren ihre Spezialität. Sie brachte viele Menschen um viel Geld.

Sonja trat selbstbewusst und mutig auf. Als vermeintliche Adelige mietete sie sich in Hotels ein und raubte dort die Gästezimmer aus. Beim Juwelier ließ sie Diamanten mitgehen, die sie unter falschen Fingernägeln oder im Mund versteckte. 

Sie gab sich stets als Adelige oder Geschäftsfrau aus und wirkte dabei so wohlanständig und gutherzig, dass jeder ihr Geld und Schmuck anvertraute. 

Sie wurde mehrfach verhaftet und verurteilt, doch dank ihres ansprechenden Äußeren gelang es ihr immer wieder, die Wachen zu bestechen und zu entkommen.

Da aber auch Sonjas Schönheit vergänglich war und auch Fortuna sie immer öfter im Stich ließ, endete die Meisterverbrecherin schließlich auf der windumtosten Insel Sachalin. 

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2. Der Club der Herzbuben

In den Jahren 1871 bis 1875 war in Russland ein großes betrügerisches Netzwerk aktiv. Zu den mehr als 40 Beteiligten gehörten ein Fürst Dolgorukow, ein Nachkommen der Rurikiden-Dynastie, ebenso wie Prostituierte und die Bewohner der Armenviertel. 

Ein Ermittlungsbeamter gab dieser Gruppe den Namen „Club der Herzbuben“, nach einer französischen Kriminalgeschichte. Die Herzbuben waren in viele Betrügereien verwickelt. Sie kassierten Geld für angebliche Bauvorhaben, fälschten Scheine und Münzen oder ließen Wohlhabende Schuldscheine unterschreiben, nachdem sie sie betrunken gemacht hatten. 

Sie waren sehr geschickt. Von 45 angeklagten Herzbuben wurden 19 vor Gericht freigesprochen.  Der Rest wurde nach Sibirien verbannt.  

3. Nikolai Sawin (Kornett Sawin)

Die Biographie dieses Betrügers ist schwer zu überprüfen, da sie in erster Linie auf seinen eigenen Angaben basiert - und Sawin war nichts als ein Lügner. Verbrieft ist, dass er in eine adelige Familie hineingeboren wurde und einige Zeit in der leichten Kavallerie gedient hat (in dieser Zeit erhielt er den Spitznamen „Kornett“). Ab dann wird es jedoch undurchsichtig. 

1887 erklärte Sawin dem Journalisten Wladimir Giljarowski, er sei fast König von Bulgarien geworden. Zu dieser Zeit war der bulgarische Thron vakant, und der Premierminister Stefan Stambolow hatte angeblich einen gewissen Grafen von Toulouse-Lautrec (Sawins Pseudonym auf seinen Reisen in Europa) als Monarchen in Betracht gezogen, sich aber letztendlich dagegen entschieden.

Was die tatsächlichen, dokumentierten Leistungen von Kornett Sawin betrifft, muss konstatiert werden, dass er stark einer männlichen Version von Sonja der Goldenen Hand ähnelte - sie teilten den gleichen Sinn für Wagemut, reisten durch Russland und Europa. Sie logen und betrogen, doch landeten sie immer wieder auf den Füßen. Sawin gab sich als reicher Mann aus, benutzte unzählige falsche Namen, heiratete reiche Erbinnen und brachte deren Vermögen durch. Er war sich für nichts zu schade.

1911 wurde er verhaftet. Bis zur Revolution von 1917 blieb er hinter Gittern. Nach seiner Entlassung floh der Betrüger vor den Bolschewiki nach Fernost, wo er 1937 starb. 

4. Die Gebrüder Hochmann 

Schepsel und Leiba Hochmann, zwei Kolonialwarenhändlern aus der ukrainischen Stadt Otschakiw ist es gelungen, die Kunstwelt an der Nase herumzuführen. Die Hochmanns verkauften nebenbei gefälschte historische Artefakte. 

1896 erwarb der  Louvre in Paris die goldene „Tiara von Saitaphernes“, einem Skythenkönig des  dritten Jahrhunderts vor Christus. Tatsächlich war es ein Werk des Juweliers Israel Ruchomowskij aus Odessa. 

Im Gegensatz zu den Hochmanns war dieser ehrenhaft und wusste nicht, dass seine Tiara als Fälschung verkauft werden sollte.

Doch er hatte so gute Arbeit geleistet, dass europäische Wissenschaftler die Echtheit des Kunstobjekts (das es war, nur kein altes) bestätigt haben. „Die besten Archäologen und Kunstexperten wurden hinzugezogen, um ihre Meinung zu äußern. Und fast alle von ihnen bestätigten einstimmig die Echtheit der ‚Tiara der Saitaphernes‘ und ihren hohen Wert“, schrieb (rus) der Ethnograf Alexander Gun. 

Als der deutsche Archäologe Adolf Furtwängler erste Zweifel anmeldete, war die französische akademische Gemeinschaft empört. Nur sieben Jahre später, im Jahr 1903, gab der Louvre zu, dass er betrogen worden war. Ruchomowskij reiste nach Paris, konnte beweisen, dass er der Schöpfer der Tiara war und wurde zu einer Berühmtheit. Sein Werk wurde in die Abteilung für moderne Kunst verlegt.

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