Die russische Marineinfanterie entstand im frühen 18. Jahrhundert, während des verheerenden Großen Nordischen Krieges gegen die Schweden (1700-1721). Am 27. November 1704 befahl Zar Peter I. die Einrichtung eines Regimentes von Seesoldaten, die in der neuen Baltischen Flotte dienen sollten.
Die Marineinfanteristen wurden aus den Besten der Besten der Wachregimenter Preobraschenski und Semenowski ausgewählt. Umgehend wurden sie im Kampf gegen die Schweden eingesetzt und waren sofort erfolgreich. Am 7. August 1714 gelang es ihnen, mit der „Elefant 8“ eines der mächtigsten schwedischen Kriegsschiffe zu erobern.
Ab 1785 wurden die Soldaten der neuen Kaiserlichen Russischen Marine auch auf dem Schwarzen Meer eingesetzt. Im russisch-türkischen Krieg (1787 bis 1792) gelang ihnen die Rückeroberung der Festung Ismail gleich zwei Mal.
Eine weitere Glanzleistung war die Eroberung von Korfu 1798/1799 während des Zweiten Koalitionskrieges. Ausnahmsweise kooperierten die Russen und Osmanen miteinander. Beim Angriff auf die strategisch bedeutende Insel Vido verloren die russischen Marineinfanteristen 31 Mann. Die Franzosen hatten deutlich mehr Verluste in ihren Reihen, etwa 200. Über 400 französische Soldaten wurden gefangengenommen. Die Franzosen gaben Korfu auf.
Trotz dieser Erfolge entschied die russische Militärführung sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts für die Auflösung der Marineinfanterie. Ihre Aufgaben sollten von Don Kosaken und den Besatzungen der Kriegsschiffe übernommen werden. 1811 wurden sie in die Landtruppen eingegliedert. Erst ab 1911 gab es wieder russische Marineinfanteristen.
Während des Ersten Weltkriegs kämpften russische Marineinfanteristen sowohl im Ostsee- als auch im Schwarzmeerraum. Dort war der Hauptgegner das Osmanische Reich.
Der Zweite Weltkrieg sorgte dafür, dass die Schwarzmeerflotte einen legendären Ruf bekam. Über 200.000 sowjetische Marinesoldaten verteidigten wichtige Stützpunkte und Städte wie Tallinn, Odessa, Leningrad und Sewastopol, beteiligten sich an Landungsoperationen und unterstützten Gegenangriffe und spätere Offensiven der Roten Armee.
Durch kleine und größere Operationen gelang es den sowjetischen Marineinfanteristen, Angst und Schrecken unter ihren Gegnern, den Deutschen und den Japanern, zu verbreiten. Im Januar 1942 landeten 56 Marineinfanteristen in der Nähe der von den Deutschen besetzten Stadt Jewpatorija auf der Krim. Sie zerstörten die Polizeistation, ein deutsches Flugzeug auf dem örtlichen Flugplatz und mehrere feindliche Schiffe und Boote im Hafen und befreiten 120 Kriegsgefangene. Siegreich kehrten sie in die Heimat zurück.
Die schwarz uniformierten Elitetruppen konnten leicht von regulären Soldaten unterschieden werden. Die Deutschen nannten sie den „schwarzen Tod“ und sie hatten wegen ihres Mutes und der Kampfbereitschaft den Respekt ihrer Feinde. Sich zu ergeben war keine Option. Als eine Einheit von 13 Marineinfanteristen unter dem Kommando von Uljan Latischew nach einer Woche Belagerung keinen Ausweg mehr sah, funkte dieser ans Hauptquartier: „Wir werden uns nun selbst in die Luft sprengen. Lebt wohl!“
Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Marineinfanterie erneut aufgelöst. 1956 gab es sie nicht mehr. Doch diesmal erkannten die Verantwortlichen ihren Fehler schneller. Bereits 1963 wurde die Einheit reaktiviert.
Die Einsätze der Nachkriegszeit sind weitgehend unter Verschluss. Es ist bekannt, dass die sowjetische Marineinfanterie im Sechs-Tage-Krieg von 1967 zwischen Syrien und Israel die syrische Seite unterstützen sollte. Doch bevor es zu einem Einsatz kam, war der Konflikt bereits beendet.
Heute sind die russischen Marineinfanteristen vor allem für ihre Operationen gegen somalische Piraten bekannt. Am 6. Mai 2010 eroberten sie den gekaperten Tanker Moskowski Universitet (zu Deutsch: „Universität Moskau“) zurück. Auch in Syrien waren sie im Einsatz, wo sie den russischen Militärflugplatz Hmeimim in der Nähe von Latakia und den Marinestützpunkt in Tartus schützen sollten.