Die Twerskaja-Straße war ursprünglich sehr schmal und kurvig. Die Sowjets erweiterten sie und wählten dazu nicht die einfachste Lösung. Statt eine Reihe historischer Bauten entlang der Straße einfach abzureißen, beschloss man, diese zu verschieben.
Die Gebäude wurden mit Hydraulikhebern angehoben (rus) und auf eigens zu diesem Zweck verlegten Schienen bewegt. Das Haus der Stadtverwaltung zu versetzen dauerte nur 40 Minuten.
Insgesamt wurden 36 Bauten umgesetzt. Nicht immer wurden die Bewohner im Vorfeld darüber informiert. Sie wachten am nächsten Tag an einem neuen Standort auf.
Während des Zweiten Weltkriegs schwebten Luftballons über der Stadt. Sie waren mit Sprengladungen verbunden.
Auf diese Weise sollten feindliche Flugzeuge zur Explosion gebracht werden.
Zudem war der Feind gezwungen, höher zu fliegen, was den zielgenauen Abwurf von Bomben erschwerte.
Einmal marschierten deutsche Soldaten durch die sowjetische Hauptstadt. Jedoch nicht, wie sie geplant hatten, als Sieger. Am 14. Juli wurden in einer Geheimaktion deutsche Kriegsgefangene nach Moskau gebracht. Selbst einige Parteifunktionäre und Militärs wussten nichts davon.
Am frühen Morgen des 17. Juli wurde im Radio die „Parade der Besiegten“ angekündigt. 60.000 gefangene deutsche Soldaten wurden durch die Straßen der Hauptstadt geführt, gefolgt von Straßenreinigungsfahrzeugen, die die Stadt symbolisch vom „deutschen Dreck“ befreiten.
Ungefähr zwei Millionen Menschen wollten an den Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Sowjetführer teilnehmen. Am 9. März, dem Tag der Beerdigung, stauten sich die Menschenmassen in den Straßen. Die Behörden versäumten es, Seitenstraßen freizugeben, damit die Menge sich zerstreuen konnte. Es kam zu einer Panik und zahlreiche Menschen wurden zu Tode getrampelt oder gequetscht.
Die Leichenhäuser und Standesämter wurden jedoch angewiesen, eine andere Todesursache zu bescheinigen.
In den 1970er Jahren wurden Warteschlangen zu einem der beständigsten Symbole der Twerskaja-Straße. Die Leute standen für alles an - von Donuts bis zu Stiefeln.
In den 1990er Jahren war auch die Twerskaja-Straße fest in der Hand halblegaler Straßenhändler. An aus Pappkartons gefertigten Verkaufsständen boten sie ihre Waren an und verliehen der Straße ein schmuddeliges Erscheinungsbild.
Allein am Eröffnungstag - dem 31. Januar - besuchten rund 30.000 Menschen das neue Fast-Food-Restaurant. Dabei war McDonald's damals keinesfalls günstig. Ein Big Mac kostete ungefähr so viel wie eine Monatskarte für die U-Bahn oder den Bus.
Im August 1991 rollten Panzer infolge eines Putsches durch die Twerskaja-Straße und Barrikaden wurden errichtet. Das Telegraphenamt wurde evakuiert und von motorisierten Schützen besetzt. Auf dem Maneschnaja-Platz fanden Kundgebungen statt.
Nach dem Zusammenbruch der UdSSR erfasste die Prostitution das Land flächendeckend, einschließlich der Prostitution von Kindern und Männern.
In der Nacht verwandelte sich die Twerskaja-Straße in eine Rotlichtmeile. Um die Prostituierten aus dem Zentrum zu vertreiben, führte die Polizei regelmäßig Razzien durch.
Am 8. August ereignete sich ein Terroranschlag in der Unterführung der U-Bahn-Station Puschkinskaja, die etwa in der Mitte der Twerskaja-Straße liegt. Dabei starben 13 Menschen, 118 wurden verletzt. Die anschließende Untersuchung identifizierte eine Gruppe von Verdächtigen - alles Tschetschenen. Im Jahr 2006 wurde das entsprechende Strafverfahren eingestellt, da die mutmaßlichen Täter als tot galten. Das Verbrechen wurde nie vollständig aufgeklärt.
Nachdem Russland schon in der Vorrunde gegen Japan bei der Fußball-WM aus dem Turnier ausschied, wüteten russische Fußballfans in der Hauptstadt. Autos gingen in Flammen auf und Schaufensterscheiben zu Bruch. Die Randalierer warfen sogar Busse um. Einige Hooligans gelangten ins Gebäude der Staatsduma. Die Polizei schaffte es nicht, die Situation unter Kontrolle zu bringen, vor Ort waren zu wenige Einsatzkräfte. Bei den Unruhen starben zwei Menschen, 79 wurden verletzt.
Am Valentinstag 2004 lag auf der Twerskaja-Straße Liebe in der Luft: der Wettbewerb um den längsten Kuss fand statt. Als Sieger ging ein Paar hervor, das 46 Stunden lang die Lippen nicht voneinander ließ.
Die Initiative kam aus den Regionen: Am 9. Mai 2015 fand der Marsch des unsterblichen Regiments zum Gedenken an Gefallene des Weltkrieges erstmals statt. Die Teilnehmer trugen Bilder ihrer gefallenen Angehörigen auch durch die Twerskaja-Straße. Der russische Präsident Wladimir Putin war ebenfalls dabei. Er trug ein Bild seines Vaters.
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