Hakenkreuz statt Hammer und Sichel: Die UdSSR unter deutscher Besatzung (FOTOS)

Walerij Christoforow/TASS
Der Generalplan Ost der Nazis brachte den Sowjetbürgern Unterdrückung und Vertreibung. Die Ostpolitik der Deutschen in den besetzten Gebieten der UdSSR kostete mehr als 13 Millionen Zivilisten das Leben.

Nach dem Generalplan Ost der Nationalsozialisten sollte der Anteil der sowjetischen Bevölkerung im von den Deutschen besetzten europäischen Teil der Sowjetunion maximal noch bei 14 Millionen liegen. Die verbliebenen Sowjetbürger sollten dem neuen Regime dienen. Dem Rest drohte der Tod oder die Deportation nach Sibirien. 

Adolf Hitler mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Rumäniens Mihai Antonescu, 1942

Das von der Wehrmacht an die Zivilbehörden übergebene besetzte Gebiet der Sowjetunion wurde in sogenannte Reichskommissariate aufgeteilt. Die Deutschen gründeten das Reichskommissariat Ukraine und das Reichskommissariat Ostland (baltische Republiken und Weißrussland). 

Die Gegenoffensive der Roten Armee verhinderte die weiteren von den Nazis geplanten Reichskommissariate - Reichskommissariat Kaukasus, Reichskommissariat Turkestan, Reichskommissariat Don-Wolga und Reichskommissariat Moskowien. 

Obwohl die Deutschen in den besetzten Gebieten an der Spitze der Verwaltungspyramide standen, konnten sie nicht auf die Hilfe von Mitarbeitern vor Ort verzichten. 

Es entstand eine „neue russische Verwaltung“. In den Städten regierten Bürgermeister und in den ländlichen Gebieten wurden Dorfvorsteher aus der lokalen Bevölkerung „gewählt“.

Diese Behörden kollaborierten mit dem Feind. Ihre Aufgabe war es, die deutschen Soldaten mit Lebensmitteln zu versorgen, Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten, Partisanen und Saboteure zu bekämpfen, die Straßen in gutem Zustand zu halten und Propagandaarbeit in der Bevölkerung zu leisten. 

Von den ersten Kriegstagen an begannen große deutsche Firmen über ihre „Ostunternehmen“ die Kontrolle über verlassene sowjetische Industrieunternehmen zu übernehmen. Die meisten von ihnen wurden für die militärische Produktion angepasst. Maschinen und Fachkräfte kamen aus dem Dritten Reich. 

Die sowjetische Bevölkerung wurde gewaltsam zu harter Arbeit auf Baustellen, in der Landwirtschaft, beim Torfstechen und dem Kohlenabbau sowie bei Holzunternehmen gezwungen. Außerdem wurden rund fünf Millionen Sowjetbürger als sogenannte Ostarbeiter nach Deutschland deportiert.

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Als der schnelle Sieg über die Bolschewiki nicht eintrat und der Krieg sich hinzog, wandten die Deutschen im Umgang mit der lokalen Bevölkerung subtilere Methoden an. Sie versuchten, die Menschen mit der Arbeit an einem „neuen Europa“ zu motivieren. 

Am 27. Februar 1942 erließ das Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete ein Dekret zur Abschaffung der Kollektivbetriebe und zur schrittweisen Umstellung auf Privateigentum in der Landwirtschaft. Diese Reform wurde als „Adolf Hitlers Geschenk an die russische Bauernschaft“ präsentiert. Einigen der Bauern war das sowjetische System der kollektiven Landwirtschaft tatsächlich verhasst.

Doch in der Realität konnten die Grundstücke genauso leicht wieder weggenommen werden, wie sie zugeteilt worden waren. Hierfür reichte beispielsweise schon die Nichterfüllung der ständig steigenden obligatorischen Lieferquoten durch die Eigentümer. Zudem waren die Bauern Strafmaßnahmen unterworfen. Zum Zeitpunkt ihres Rückzugs aus dem sowjetischen Territorium gaben die Deutschen nicht einmal mehr vor, „Legalität“ zu wahren und nahmen sich was sie brauchten mit Gewalt. 

Kollaborative Zeitung „Prawda“ („Wahrheit“).

Die ersten lokalen Polizeieinheiten entstanden zu Beginn der Operation Barbarossa (Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941). Als die Verluste unter deutschen Soldaten an den verschiedenen Kriegsfronten stiegen und die Partisanen im Hinterland ihre Aktivitäten intensivierten, nahm die Bedeutung dieser Abteilungen stetig zu. Gut bewaffnet und hervorragend ausgebildet, wurden sie häufig für Strafexpeditionen gegen Partisanen und zur Bewachung wichtiger Militär- und Transporteinrichtungen sowie im Kampf gegen die Rote Armee eingesetzt. 1943 schloss sich die Mehrheit der militärischen Abteilungen sowjetischer Kollaborateure der sogenannten „Russischen Befreiungsarmee“ von General Andrei Wlassow an. 

Andrei Wlassow mit den Soldaten der „Russischen Befreiungsarmee“

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Der sowjetische Geheimdienst unternahm alles, um die Kollaborateure durch Propaganda zu demoralisieren. Nicht jeder diente den Deutschen freiwillig. Viele mussten sich zwischen Zusammenarbeit mit den Nazis oder dem Tod entscheiden. Häufig desertierten die Soldaten, um sich Partisaneneinheiten anzuschließen. 

Der Partisanenkrieg bereitete den deutschen Besatzungsbehörden echte Kopfschmerzen. Während der gesamten Kriegszeit kämpften über eine Million Menschen in Partisaneneinheiten gegen den Feind. Und während sich deren Aktivitäten anfangs auf Sabotageakte, kleine Überfälle und die Tötung von Dorfvorstehern und anderen Kollaborateuren beschränkten, löschten die Partisanengruppen, die jetzt erheblich zahlreicher und kampferfahrener waren, ab 1942 ganze Garnisonen aus und blockierten wichtige feindliche Transportwege. Die Aktionen wurden von der gemeinsamen Führung der Partisanenbewegungen koordiniert, die sich wiederum mit der Führung der Roten Armee abstimmte. 

Stalin beschrieb diesen Kampf des Volkes als „unsere zweite Front“. Manchmal gelang es den Partisanen, ein Gebiet im Rücken des Feindes zu befreien und dort die Macht der Sowjets wiederherzustellen. Diese Gebiete, die auch als Partisanenland bezeichnet wurden, waren teils tausende Quadratkilometer groß und damit größer als manch europäischer Staat. Als die Rote Armee weiter vorrückte, gingen die Partisaneneinheiten in ihren Reihen auf. 

Die deutsche Politik der systematischen Ausrottung von Juden, Zigeunern, Kommunisten, Partisanen und Sowjetbürgern, anderen unerwünschten Personen und Menschen, die offen gegen das neue Regime in den besetzten Sowjetregionen waren, führte zum Tod von mehr als sieben Millionen Menschen unter der Zivilbevölkerung. Vier Millionen Menschen starben zudem an Hunger, Infektionskrankheiten und unzureichender medizinsicher Versorgung. Weitere zwei Millionen Sowjetbürger kamen auf dem Territorium des Dritten Reiches ums Leben, wohin sie als Zwangsarbeiter deportiert worden waren.

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