Gold und Diamanten: Der sowjetische Siegesorden ist der teuerste Militärorden der Welt

Museen des Moskauer Kremls
Von dieser militärischen Auszeichnung gibt es nur 22 Exemplare.

Der sowjetische Siegesorden ist offiziell die teuerste Auszeichnung der Welt. Würde er bei einer Auktion aufgerufen, läge bereits das Startgebot bei mehr als 20 Millionen US-Dollar.  

Zuletzt wurde der Orden dem 2017 verstorbenen früheren König von Rumänien Michael I. verliehen. Das Schicksal seiner Medaille ist unklar. Offiziell heißt es, der Orden werde auf dem früheren Anwesen von Michael I. in Versoix, Kanton Genf, Schweiz, aufbewahrt. Aber es gibt Gerüchte, dass Michael I. den Orden in den 1980er Jahren für rund vier Millionen US-Dollar verkauft habe. 

Der Siegesorden wurde nur an hochrangige Militärs verliehen, deren Aktivitäten zu einer „erfolgreichen Operation an einer oder mehreren Fronten führten oder die die Situation für die Rote Armee radikal verbesserten“, wie es in den Ordensstatuten heißt. Warum und wann wurde der Siegesorden geschaffen? 

Kein Schritt zurück! 

Die Entscheidung zur Schaffung des Siegesordens fiel nach dem ersten großen Erfolg der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg in der Schlacht von Stalingrad, die von Juli 1942 bis Februar 1943 tobte. 

Das Jahr 1942 war für die Sowjets im Großen Vaterländischen Krieg (Zweiter Weltkrieg) eine extrem harte Zeit. Die Rote Armee erlitt drastische Verluste durch den Angriff der Nazis auf den russischen Süden. Um die Disziplin in der Armee mit allen Mitteln aufrechtzuerhalten, erließ Josef Stalin als Volksverteidigungskommissar das Dekret Nr. 227 vom 28. Juli 1942, das als „Kein Schritt zurück!“ in der sowjetischen Massenpropaganda bekannt wurde.

Das Dekret kündigte die Einrichtung von Strafbataillonen an, die an die gefährlichsten Frontabschnitte geschickt werden sollten. In den Strafbataillonen wurden die Soldaten eigesetzt, die versucht hatten, zu desertieren oder sich dem Feind zu ergeben. 

Stalin wollte aber auch den Ehrgeiz der Kommandeure fördern und einen positiven Anreiz schaffen. So initiierte Stalin zwischen 1942 und 1943 mehrere Orden ausschließlich für Militärkommandanten. Die Orden wurden nach den großen militärischen Vordenkern Russlands benannt: Alexander Suworow, Michail Kutusow, den Admiralen Fjodor Uschakow und Pawel Nachimow. Die Verleihung des Siegesordens war die größte Ehre. 

Der Turm steht für Sieg 

Generalfeldmarschall Bernard L. Montgomery mit seinem Siegesorden und Josef Stalin

Im Oktober 1943 befahl Stalin, den Spasskaja-Turm des Moskauer Kremls auf der Vorderseite des Ordens abzubilden. Am 5. November 1943 genehmigte Stalin die endgültige Fassung des Entwurfs. Er mochte das Musterstück so sehr, dass er es aufbewahrte. Drei Tage später wurde der Auftrag für die Produktion der Orden offiziell erteilt. 

Der Entwurf stammte vom Künstler Alexander Kusnezow (1894-1975). Die Insignien sollten aus Diamanten und Rubinen bestehen, daher wurden Spezialisten der Moskauer Schmuck- und Uhrenfabrik mit der Produktion beauftragt. Zunächst war geplant, 30 Orden anzufertigen. Für jeden wurden 180 Diamanten, 50 Diamanten im Rosenschliff und 300 Gramm Platin benötigt. Insgesamt erhielten die Goldschmiede 5.400 Diamanten, 1.500 Diamanten im Rosenschliff und neun Kilogramm Platin. Nur die Rubine waren synthetisch, da die natürlichen unterschiedliche Farbtöne hatten und den Orden fleckig aussehen ließen.

Jedes Medaillon wurde von Hand gefertigt. 22 Stück wurden fertig. Drei davon fanden keinen Träger. Im Jahr 2010 stellten die Experten der Museen des Moskauer Kremls fest, dass bei den Orden Diamanten aus dem Besitz der Romanows verarbeitet wurden. Nach dem Untergang des Russischen Reiches waren deren eigene Orden und Schmuckstücke zerlegt worden. Die Steine gingen in die Schatztruhen der Sowjetunion. 

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Wo sind die außergewöhnlichen Orden heute? 

Jeder Siegesorden besteht aus Platin, während die Inschrift „ПОБЕДА“ („Sieg“) aus Gold ist. Das Medaillon hat 174 Diamanten (insgesamt 16 Karat) und fünf hochkarätige synthetische Rubine. Die Details der Kremlwand, des Mausoleums und die mit kleinen Diamanten besetzten Zweige von Eiche und Lorbeer bestehen aus goldfarbenem Platin. Nur die Befestigungsdetails, die Schraube und die Mutter, sind aus Silber gefertigt. Der Orden wiegt insgesamt 78 Gramm. 

Der britische Generalfeldmarschall Bernard Montgomery wurde am 5. Juni 1945 mit dem Siegesorden ausgezeichnet.

Das erste Mal, dass der Orden verliehen wurde, war am 10. April 1944 - an Marschall Georgi Schukow (1896-1974), Marschall Alexander Wassilewski (1895-1977) und den Oberbefehlshaber Josef Stalin. Alle drei wurden anlässlich der Befreiung des Westufers der  Ukraine verliehen. 1945 wurden diese drei Kommandeure zum zweiten Mal mit dem Orden geehrt.

Der Orden wurde 20 Mal an 17 Personen vergeben, drei von ihnen, die oben erwähnten, wurden zweimal ausgezeichnet. Einem Träger wurde seine Ehrung posthum aberkannt.

General Iwan Tschernjachowski (1907-1945) sollte am 23. Februar 1945 den Orden erhalten, starb jedoch am 18. Februar, so dass es nicht mehr zur Verleihung kommen konnte.  

Marschall der Sowjetunion Georgi Schukow

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Der Orden wurde auch an fünf Ausländer vergeben. Der britische Feldmarschall Bernard Montgomery und der amerikanische Präsident Dwight Eisenhower wurden am 5. Juni 1945 für „außerordentliche Erfolge bei der Durchführung groß angelegter Militäroperationen, die zum Sieg der Vereinten Nationen über Hitlers Deutschland führten“, ausgezeichnet.

König Michael I. von Rumänien erhielt den Siegesorden am 6. Juli 1954 für seine Entscheidung, Nazi-Kollaborateure innerhalb der rumänischen Regierung zu verhaften, während der entscheidende Sieg über die Nazis noch nicht erreicht war. 

König Michael I. von Rumänien

Der polnische Marschall Michał Rola-Żymierski wurde am 9. August 1945 für die Durchführung von Operationen gegen die Nazis geehrt, ebenso wie der jugoslawische Diktator Marschall Josip Broz Tito, der ihn am 9. September 1945 erhielt. 

Dem Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der UdSSR, Leonid Breschnew, der 1978 den Orden erhielt, wurde er 1989 posthum wieder aberkannt. Man war der Ansicht, dass die Verleihung den Ordensstatuten widersprach. 

Leonid Breschnew

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