Eine widerwillige Invasion: Der sowjetische Krieg in Afghanistan (FOTOS)

Geschichte
NIKOLAJ SCHEWTSCHENKO
Lange bevor US-Truppen im Oktober 2001 in Afghanistan einmarschierten, um gegen die Taliban zu kämpfen, die der Terrororganisation Al-Qaida einen sicheren Hafen boten, waren sowjetische Truppen in dem Gebirgsland, um gegen Islamisten zu kämpfen.

Der Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan im Dezember 1979 wird manchmal als „sowjetische Invasion in Afghanistan“ beschrieben. Tatsächlich war es ein widerstrebendes Zugeständnis der sowjetischen Regierung an die afghanische Führung. Die hatte zu diesem Zeitpunkt bereits mehrfach um militärische Unterstützung im andauernden Konflikt mit den aufständischen Mudschaheddin gebeten. 

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Überraschenderweise freuten sich die sowjetischen Führer nicht allzu sehr über einen Staatsstreich vom April 1978, der die pro-sowjetische Demokratische Volkspartei Afghanistans in einem Land an die Macht brachte, in dem sich die Mehrheit der Bevölkerung zum Islam bekannte. Die UdSSR hätte einen neutralen Pufferstaat zwischen den südlichen Sowjetrepubliken und Pakistan, dem Iran und China, bevorzugt. 

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Die Sowjetunion musste sich damit abfinden. Moskau bereiteten ein sich ausbreitender Islamismus und die Unfähigkeit des afghanischen Führers Hafizullah Amin, die Situation unter Kontrolle zu bringen, zunehmend Sorgen. Die sowjetische Regierung hatte Vorbehalte gegen Amin, da sie befürchtete, er könne sich auf die Seite der Feinde der Sowjetunion stellen.  

Moskau beschloss, Amins wiederholten Aufforderungen zur Intervention endlich nachzugeben und zugleich zu versuchen, Amin loszuwerden. Am 27. Dezember 1979 übernahmen die sowjetischen Truppen die Kontrolle über die afghanische Hauptstadt Kabul. Spezialeinheiten stürmten den Präsidentenpalast von Tajbeg, in dem sich Hafizullah Amin aufhielt.  

Am Morgen des nächsten Tages, dem 28. Dezember, wurde die Operation erfolgreich abgeschlossen und Präsident Hafizullah Amin getötet. Der anschließende blutige Kampf gegen islamistische Aufständische hatte jedoch erst begonnen und sollte bis Februar 1989 dauern. 

Die Gegner der UdSSR im Kalten Krieg verurteilten die sowjetische Intervention und kamen den Mudschaheddin zu Hilfe. Die USA haben die Mudschaheddin mit Waffen beliefert, insbesondere mit Stinger-Raketensystemen. Die waren eine Bedrohung für die sowjetischen Luftstreitkräfte im Land. 

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Einige glauben sogar, dass diese Raketenlieferungen den Krieg maßgeblich zugunsten der Mudschaheddin beeinflusst haben, doch gibt es dafür keine belastbaren Beweise. 

Die sowjetischen Gegner im Kalten Krieg protestierten zwar gegen die Invasion in Afghanistan, doch zugleich spielte sie ihnen in die Hände. Die USA gönnten den Sowjets ein eigenes Vietnam. „Wir haben die Russen nicht zum Eingreifen gedrängt, aber wir haben dafür gesorgt, dass ein Eingreifen wahrscheinlich wird“, sagte Zbigniew Brzeziński, der nationale Sicherheitsberater von Präsident Jimmy Carter 1977 bis 1981, Jahre später. 

Auf dem Höhepunkt des Konflikts waren in Afghanistan 108.800 sowjetische Soldaten stationiert. Zum Vergleich: In Vietnam hatten die USA zeitweise bis zu 543.000 Soldaten. Dennoch war der Afghanistankrieg für die Sowjetunion in gewisser Weise eine ebenso traumatische Erfahrung wie der Vietnamkrieg für die USA. 

Die Intervention hat die Sowjetunion international in ein schlechtes Licht gerückt und die sowjetische Wirtschaft belastet, während die wachsende Zahl der Opfer in der sowjetischen Bevölkerung für Unmut sorgte. 

Die Sowjetunion zog ihre Truppen im Februar 1989 endgültig aus Afghanistan ab. Da es sich um einen Krieg handelte, bei dem Aufständische bekämpft werden sollten, wurde nie ein konventioneller Sieg erreicht.  

Der Afghanistankrieg endete nach dem Rückzug der Sowjets nicht. Stattdessen wurde ein Dschihad im In- und Ausland weitergeführt. Ende der neunziger Jahre führte das dazu, dass die islamistischen, fundamentalistischen Taliban den größten Teil des Territoriums Afghanistans politisch und militärisch kontrollierten. 

Im Oktober 2001 fielen die USA und ihre Verbündeten in Afghanistan ein, um die Taliban zu vernichten. Sie standen nun einem einstigen Verbündeten als Feind gegenüber.

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