Der Krieg gegen Japan schien zunächst ein Sonntagsspaziergang für die russische Armee zu werden. Er endete jedoch in einer absoluten Katastrophe. Die Niederlage führte zu so großer Empörung in der russischen Gesellschaft, dass sie als einer der wichtigsten Auslöser für die erste Russische Revolution von 1905 gilt, die das ganze Reich erschütterte.
Die zaristische Armee und die Marine konnten keine einzige große Schlacht für sich entscheiden. Und dennoch stachen auch in diesem verlorenen Krieg einzelne russische Soldaten und Seeleute durch ihren Heldenmut hervor. Die folgenden drei Helden haben sich besonders hervorgetan.
Die heldenhafte Tat der „Warjag“
Zu Beginn des Krieges, am 9. Februar 1904, blockierte ein japanisches Geschwader von 14 Kreuzern und Torpedobooten den neutralen koreanischen Hafen in der Bucht von Tschemulpo (heute Incheon), in der der russische Kreuzer „Warjag“ und das Kanonenboot „Korejez“ lagen.
Der Kapitän der „Warjag“, Wsewolod Rudnew, lehnte das Ultimatum von Admiral Uryū Sotokichi zur Aufgabe ab und beschloss, sich zum russischen Marinestützpunkt in Port Arthur (auf dem Gebiet des heutigen Dalian, China) durchzukämpfen. Als letztes Mittel hatte man beschlossen, die Schiffe zu zerstören, bevor sie dem Feind in die Hände fielen.
Der ungleiche Kampf mit den Japanern dauerte drei Stunden. Nachdem die „Warjag“ schwer beschädigt worden war und mindestens 40 Mann verloren hatte, kehrten beide Schiffe in den neutralen Hafen zurück und wurden dort versenkt.
Die Japaner schätzten diesen letzten Versuch der „Warjag“ sich dem Feind entgegenzustellen sehr. Sie würdigten diese Leistung nach dem Krieg, indem Japans Kaiser Meiji 1907 den Orden der aufgehenden Sonne 2. Klasse an Kapitän Rudnew verlieh. Er nahm den Orden an, trug ihn jedoch nie.
Der letzte Kampf der „Stereguschtschi“
Als im Morgengrauen des 10. März 1904 zwei russische Zerstörer, „Reschitelnij“ und „Stereguschtschi“, nach einer Aufklärungsmission nach Port Arthur zurückkehrten, stellten sich ihnen plötzlich ein japanisches Geschwader aus vier Zerstörern und zwei Kreuzern entgegen.
Der „Reschitelnij“ gelang es, zu entkommen und die Basis zu erreichen. Doch der „Stereguschtschi“ blieb nur, sich dem Feind im Kampf zu stellen. Das Schiff wurde buchstäblich mit Granaten überschüttet.
Doch die Besatzung der „Stereguschtschi“ hatte nicht die Absicht, sich zu ergeben. Erst als auch die letzte Kanone vom russischen Schiff abgefeuert war, stellten die Japaner das Feuer ein und enterten das Schiff. Als die japanischen Seeleute an Bord kamen, erwartete sie ein grausamer Anblick. Von der ehemals 49-köpfigen Besatzung hatten nur vier Mann überlebt. Die Japaner überlegten, die „Stereguschtschi“ als Kriegstrophäe zu behalten, doch das schwer beschädigte und bereits halb versunkene Schiff in Schlepptau zu nehmen, erwies sich als zu schwierig. Die „Stereguschtschi“ sank eine halbe Stunde nach dem Abzug des japanischen Marinegeschwaders.
Tod eines Spähers
Wassili Rjabow, ein Späher des 284. Tschembar-Infanterieregiments, verfügte über großes schauspielerisches Talent. Er konnte die Gesten, den Gang und die Mimik der Chinesen hervorragend nachahmen, was seine Kameraden als äußerst unterhaltsam empfanden. Seine Vorgesetzten fanden eine praktischere Anwendung für Rjabows Fähigkeiten.
Kurz nach der Schlacht von Liaoyang im Nordosten Chinas im September 1904 wurde er auf eine Aufklärungsmission geschickt. Rjabow trat als chinesischer Bauer auf, gekleidet in eine Tunika, mit Strohhut und Holzschuhen. Er trug sogar einen langen geflochtenen falschen Zopf.
Der Späher scheiterte an seinen fehlenden Kenntnissen der chinesischen und japanischen Sprache. Nachdem er Informationen über die Stellungen der feindlichen Streitkräfte gesammelt hatte, machte er sich auf den Rückweg. Er traf auf einen berittenen japanischen Offizier, der ihm befahl, sein Pferd zu tränken. Als Wassili den Befehl nicht ausführte, zog ihn der Offizier am Zopf, der sofort abfiel. Rjabow wurde ins Hauptquartier des Feindes gebracht. Dort musste er lange Verhöre über sich ergehen lassen. Er wurde auch geschlagen. Doch außer seinem Namen und seiner Einheit verriet er nichts.
Am Ende wurde Wassili Rjabow als Spion erschossen. Die Japaner waren jedoch so beeindruckt von seiner Standhaftigkeit und seinem Mut, dass sie dem Verhandlungsführer einer Einheit des 1. Orenburger Kosakenregiments einen Brief überreichten, in dem sie das Schicksal des tapferen Spähers erklärten. Das Schreiben endete mit den Worten: „Unsere Armee kann nicht umhin, der geschätzten russischen Armee zu wünschen, dass sie weiterhin solche tapferen Männer, die unseren höchsten Respekt verdienen, in ihren Reihen findet, wie den oben erwähnten Soldaten Rjabow.“