Wie sibirische Katzen die Eremitage-Kunstwerke im Zweiten Weltkrieg retteten

Geschichte
ANNA SOROKINA
Diese Heldengeschichte beweist, dass Katzen nicht nur gut darin sind, den ganzen Tag auf dem Sofa zu liegen.

Im Zentrum von Tjumen befindet sich ein winziger Park, der nach sibirischen Katzen benannt und mit mehreren Katzenskulpturen verziert ist. 

Dieser Park und die Denkmäler sollen an eines der tragischsten Ereignisse des Zweiten Weltkriegs - die Belagerung Leningrads - erinnern. Schließlich ist es teilweise diesen sibirischen Katzen zu verdanken, dass wir heute die Schätze dieses wichtigsten russischen Museums bewundern können.

Schon seit der Regierungszeit von Kaiserin Elisabeth Petrowna (1741-1761) sind die Katzen im größten und berühmtesten Museum des Landes im Dienst. 1745 erließ sie ein Dekret, laut dem 30 Großkatzen für die Nagetierjagd in der Gemäldegalerie aus Kasan herangebracht werden sollten.

Während der napoleonischen Invasion, der bolschewistischen Revolution und auch zu Sowjetzeiten bewahrten die Katzen die Kunstgalerien und Keller des Palastes vor Ratten und Mäusen. Die Gesamtlänge der ober- und unterirdischen Wege und Gänge beträgt fast 20 Kilometer! Interessanterweise wurden zu verschiedenen Zeiten chemische Mittel gegen Ratten eingesetzt, was das Problem jedoch nicht löste. 

Zu Beginn des Krieges gegen Nazi-Deutschland wurden 1941 wertvolle Exponate aus der Eremitage in den Ural evakuiert und ihre Keller in Luftschutzbunker umgewandelt. Während der Belagerung Leningrads, die von September 1941 bis Januar 1944 dauerte, blieb die Stadt ohne Katzen, da diese entweder aus Hunger gestorben waren oder von hungernden Menschen oder Tieren gefressen wurden. 

Infolgedessen wimmelten die Keller alter Leningrader Gebäude vor Ratten, die Möbel, Wände, Kommunikationsleitungen annagten und auch gefährliche Krankheiten übertrugen. Auch Museen, die Kunstwerke in ihren Kellern aufbewahrten, wurden bedroht.

Als Bewohner anderer sowjetischer Regionen von diesem Problem erfuhren, beschlossen sie, der Stadt zu helfen. Die ersten Katzen wurden 1943 aus Jaroslawl gebracht, als sowjetische Truppen die Blockade im Januar desselben Jahres durchbrochen hatten. Es war ein Wendepunkt im Kampf um die Befreiung der Stadt. 

Blaue Rauchkatzen aus Jaroslawl galten als gute Rattenfänger und waren sehr gefragt, obwohl ein Kätzchen das Zehnfache des Preises eines Brotlaibs kostete.

Eine der größten Sammelstellen für Katzen war die sibirische Stadt Tjumen. Auch Bewohner anderer sibirischer Städte schickten ihre Katzen nach Leningrad, um die Eremitage zu schützen. Dank dieser Aktion brachte ein Zug etwa 5.000 Katzen aus Tjumen, Omsk und Irkutsk nach Leningrad. Können Sie sich vorstellen, was für eine Tortur diese Reise - die mindestens mehrere Tage dauert - für sie gewesen sein muss?

Aber der Plan funktionierte und alle Ratten kamen schließlich in der Eremitage an. Die Nachkommen dieser heldenhaften sibirischen Katzen dienen noch heute in der berühmten Gemäldegalerie. 

Ein Denkmal zum Gedenken an sie wurde auch in St. Petersburg errichtet, wo Sie in der Malaja-Sadowaja-Straße von zwei Bronzekatzen namens Jelissej und Wassilissa begrüßt werden.

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