Ein riesiger roter Felsen im Uluru-Kata-Tjuta-Nationalpark in Australien, von weitem schon sichtbar, ist für die Ureinwohner ein heiliger Ort und ein Symbol des Kontinents. Überraschenderweise erhielt der höchste der 36 Gipfel den russischen Namen Olga - zu Ehren der Tochter von Nikolaus I.
Olga Nikolajewna wurde 1822 in St. Petersburg geboren und war die dritte Tochter in der Familie von Kaiser Nikolaus I. und Alexandra Fjodorowna, die aus dem königlichen Haus Hohenzollern stammte.
Olga Nikolajewna
gemeinfreiSie erhielt eine hervorragende Ausbildung, zeichnete gern, sprach mehrere Sprachen (ihr Tutor war der berühmte Dichter Wassili Schukowski) und war sehr attraktiv, was sie zu einer der begehrtesten Junggesellinnen in Europa machte. Doch sie hatte es nicht eilig zu heiraten und lehnte einen Heiratsantrag nach dem anderen ab. Olga war nach eigenen Angaben sehr gerne alleinstehend.
Sie traf ihren zukünftigen Ehemann, Kronprinz Karl von Württemberg, in der italienischen Stadt Palermo, wo sie mit ihrer Mutter Urlaub machte. Zu dieser Zeit war Olga fast 24 Jahre alt und Karl 25. Sie waren Cousin und Cousine zweiten Grades und teilten sich einen gemeinsamen Urgroßvater.
Im Sommer 1846 heirateten sie in Peterhof, verbrachten dort ihre Flitterwochen und reisten dann in Karls Heimatstadt Stuttgart, der Hauptstadt Württembergs. Karl wurde 1864 König von Württemberg, und Olga nahm den Titel der Königin an.
Olga, Karl und Kinder ihrer Nichte Wera
gemeinfreiSie verbrachten 45 Jahre zusammen. Obwohl sie keine Kinder hatten, erinnerten sich ihre Zeitgenossen in ihren Memoiren daran, dass das königliche Paar eine sehr glückliche Ehe führte. Karl starb 1891 und Olga überlebte ihn genau ein Jahr.
Aber kehren wir nach Australien zurück. Im späten 19. Jahrhundert begann der Kontinent von den Europäern aktiv erkundet zu werden. Einer von ihnen war der Arzt und Botaniker Ferdinand Müller (1825-1896). Der gebürtige Rostocker war ein begeisterter Naturhistoriker und hatte bereits im Alter von 23 Jahren einen Doktortitel in Philosophie für eine Dissertation über die Pflanzen Deutschlands erhalten.
Ferdinand Müller
gemeinfreiIn Australien studierte er Gebirgspflanzen, klassifizierte rund 2.000 Pflanzenarten, gründete das National Herbarium of Victoria (das bis heute besteht) und wurde Direktor der Royal Botanic Gardens in Melbourne. Kurz gesagt, er war sowohl in Deutschland als auch in Australien einflussreich und respektiert.
Im Jahr 1871 wurde Müller von Königin Olga der Titel eines Barons verliehen - im Rahmen einer Auszeichnungswelle anlässlich der 25-jährigen Ehe von Olga und Karl.
Im Jahr 1872 entdeckte Ernest Giles tief im Inneren des Kontinents die Kata Tjuta- Felsformationen (der Name bedeutet „viele Köpfe“ in der Sprache der Aborigines) und erzählte Müller von seinem Fund. Auf Geheiß des Barons - als Dankeschön an Olga für seinen Titel - wurde ihr zu Ehren der höchste der Gipfel (1.066 Meter über dem Meeresspiegel) Mount Olga genannt.
Mount Olga
Danita Delimont/Global Look PressHeute ist die Erhebung unter dem doppelten Namen Kata Tjuta Mount Olga oder einfach Mount Olga bekannt.
Die Felsengruppe mit 36 Gipfeln und die Umgebung sind Teil des Uluru-Kata-Tjuta-Nationalparks. 1987 wurde der Park wegen seiner seltenen Pflanzen- und Tierarten zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
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