Die Entwicklung einer eigenen sowjetischen Mode wurde unmittelbar nach der Gründung der UdSSR ein wichtiges Thema. Hauptziel war es, die Bekleidungsproduktion voranzubringen und die Bevölkerung mit billiger und hochwertiger Kleidung zu versorgen. Gut auszusehen war ebenfalls ein wichtiger Aspekt.
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Die ersten Modehäuser in Moskau gingen aus Schneidereien- und Schneiderwerkstätten hervor und tauchten Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre auf. Dies war vor allem Nadeschda Lamanowa zu verdanken, einer bekannten Modedesignerin, deren Zeitgenossen sie die „russische Chanel“ nannten. Vor der Revolution hatte sie Kostüme für den Zarenhof und die Moskauer Theater entworfen. Während der Sowjetzeit widmete sie sich der Gestaltung von Kleidung für die Massenproduktion. Gleichzeitig wurde sie regelmäßig von den Frauen der Führer der Kommunistischen Partei angesprochen, für sie etwas Individuelles zu schneidern. Ihre Studenten leiteten später die ersten sowjetischen Modehäuser.
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Die ersten sowjetischen Modemagazine, die Fotos und Muster statt Zeichnungen druckten, erschienen 1936 und wurden von den Modehäusern veröffentlicht.
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Das wichtigste Modedesignhaus der Sowjetunion wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs in der Kusnezki-Most-Straße im Moskauer Stadtzentrum eröffnet. Die bekanntesten Models jener Zeit präsentierten die Kollektionen auf dem Laufsteg. Das Haus beschäftigte talentierte junge Designer wie Wjatscheslaw Saizew, der auch heute noch in Russland beliebt ist.
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Im Haus des Modedesigns auf der Kusnezki-Most-Straße in Moskau wurden die meisten Kollektionen für über 500 Bekleidungsfabriken und für Modenschauen entworfen. Die Vorführungen waren für die Öffentlichkeit zugänglich. Kunstexperten erläuterten die neuesten Modetrends in den Medien. Der Name eines Designers wurde bei der Herstellung der Kollektionen selten erwähnt. Stattdessen wurde normalerweise einfach „Vom Designer-Kollektiv des Modehauses entworfen“ geschrieben.
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Nach dem Krieg wurden im ganzen Land, u.a. in Kiew, Leningrad, Minsk, Riga, Tjumen und Nowosibirsk, vom Staat kontrollierte Häuser für Modedesign eröffnet. In Kulturhäusern und Kaufhäusern wurden Modenschauen veranstaltet.
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Das Moskauer Haus in der Kusnezki-Most-Straße schuf zwei Kollektionen pro Jahr. Die erste war ein Prototyp für die Industrie und für regionale Häuser des Modedesigns, während die zweite für die sowjetische Elite bestimmt war und im Ausland gezeigt werden sollte.
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Die Kleidungsstücke konnten nicht direkt bei den Modehäusern erworben werden. Diese verkauften jedoch Muster, mit denen die Stücke zu Hause selbst hergestellt werden konnten. Dafür musste man sich jedoch in langen Schlangen anstellen.
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Die Fabriken stellten mit aus von den Designern erstellten Prototypen Kleidung für den Massenkonsum her. Dabei nahmen sie oft Vereinfachungen im Fertigungsprozess vor.
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In den Nähwerkstätten wurden die Schnitte stark vereinfacht und die Accessoires und Stoffe den realen Bedingungen angepasst, um die Produktionskosten zu senken. Wie man sich vorstellen kann, waren die Sowjetbürger darüber nicht gerade begeistert.
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Das Netzwerk der Modedesignhäuser unter der Leitung des Moskauer Hauses in der Kusnezki-Most-Straße blieb bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion bestehen.