Drei bemerkenswerte russische Siege im Ersten Weltkrieg

gemeinfrei
Trotz des Niedergangs der Armee und der Revolutionswirren hat Russland im Ersten Weltkrieg einige erfolgreiche Schlachten gekämpft, was maßgeblich zum Sieg der Entente-Mächte beigetragen hat.

1. Schlacht in Galizien (August - September 1914)

Die Schlacht in Galizien war ein entscheidender Kampf zwischen Russland und Österreich-Ungarn in der Anfangsphase des Ersten Weltkriegs. Rund zwei Millionen Soldaten und 3.500 Artilleriegeschütze auf beiden Seiten kämpften an einer 400 Kilometer langen Front.

Es war eine Reihe einzelner Schlachten, in denen es den Russen nicht nur gelang, den feindlichen Vormarsch zu stoppen, sondern auch eine große Gegenoffensive zu starten, die zur Eroberung fast der gesamten historischen Region Galiziens und eines Teils des österreichischen Polens führte. Österreich-Ungarn hat rund 350.000 Soldaten durch Tod oder Gefangenschaft verloren, ein Drittel seiner Streitkräfte an der Ostfront,

Österreich-Ungarn erlitt dadurch einen Schlag, von dem es sich bis zum Kriegsende nicht mehr erholte. Bei praktisch allen nachfolgenden größeren Militäroperationen gegen Russland war Wien auf Unterstützung durch Berlin angewiesen.

Die Niederlage Österreich-Ungarns hat den deutschen Kriegserfolg in Ostpreußen ernsthaft gefährdet. Darüber hinaus verbesserte sich die Position Serbiens, das unter starkem Druck durch die österreichisch-ungarischen Truppen stand.

„Die russischen Erfolge in Galizien haben den österreichisch-ungarischen Armeen schweren Schaden zugefügt, was sich für den gesamten Staatsapparat der Doppelmonarchie als tödlich erwies, schrieb (rus) der Veteran des Ersten Weltkriegs und Militärschriftsteller Alexander Swetschin.

2. Schlacht von Sarikamisch (Dezember 1914 - Januar 1915)

Ende 1914 kämpfte die 3. Armee des Osmanischen Reiches hart um die Eroberung der Region Kars (damals Teil des Russischen Reiches, heute Türkei). Eine 90.000 Mann starke Truppe unter Enver Pascha stand 60.000 Soldaten der russischen Kaukasusarmee und armenischen Freiwilligentrupps gegenüber.

Am 29. Dezember umzingelten die Türken die strategisch wichtige Stadt Sarikamisch. Trotz der Überlegenheit des Feindes leistete die russische Garnison heftigen Widerstand.

Nachdem die 3. Armee Sarikamisch nicht einnehmen konnte, erlitt sie weitere schwere Verluste. Die Soldaten, bis zu tausend am Tag, starben den Kälte- oder Hungertod.  Schon bald starteten die russischen Truppen eine Gegenoffensive. So beschrieb (rus) Generalmajor Nikolai Korsun von der russischen kaiserlichen Armee und Militärhistoriker das Manöver der Einheit von Oberst Dowgirt im Rücken der türkischen Truppen: „Dowgirts Kolonne musste 15 Kilometer in einem starken Schneesturm und sehr tiefem Schnee zurücklegen. Der Schnee lag mannshoch. Sie kamen nur langsam voran, manchmal nur zwei bis drei Kilometer am Tag. Doch plötzlich tauchten Sie aus einer Schlucht im Rücken der Türken auf.“  

Infolgedessen wurde die 3. Armee vernichtend geschlagen. Rund 80 Prozent der Soldaten starben, wurden verwundet oder gefangen genommen. Die Russen hatten 26.000 tote Kämpfer zu beklagen. 

Dieser Erfolg in der Schlacht von Sarikamisch verhinderte den türkischen Durchbruch im russischen Kaukasus.

3. Brussilow-Offensive (Juni 1916 – September 1916)

General Brussilow

Im Frühjahr und Sommer 1916 bereitete sich das russische Militär auf eine Großoffensive in Europa vor. Die Armee der Westfront von General Alexei Evert, die dem Feind zahlenmäßig enorm überlegen war – sie war fast doppelt so groß – sollte den entscheidenden Schlag ausführen. Die Südwestfront unter dem Kommando von Alexei Brussilow sollte unterstützen. 

Brussilows Mannen waren die ersten, die vorrückten, und ihr unerwarteter Erfolg machte die Offensive in diese Richtung zur neuen Priorität. Die Südwestfront war dem Feind leicht unterlegen (534.000 gegenüber 448.000 Soldaten). Doch sie standen nicht den scheinbar unbesiegbaren Deutschen gegenüber, sondern den weit unterlegenen und immer noch demoralisierten Kräften Österreich-Ungarns.

Brussilow entschied sich gegen einen konzentrierten Schlag und entsandte stattdessen seine Streitkräfte in verschiedene Richtungen. Die Taktik beunruhigte zunächst Zar Nikolaus II., doch bald wurde klar, dass die feindlichen Linien an mehreren Stellen gleichzeitig durchbrochen worden waren. Die russischen Truppen rückten 120 Kilometer tief vor und übernahmen die Kontrolle über Wolhynien (Teil Galiziens) und die Bukowina.

Österreich-Ungarn stand kurz vor der Niederlage. Es wurden sogar türkische Divisionen vom Balkan verlegt, um zu helfen. Aber im August verlor die russische Offensive an Schlagkraft. Mit der Ankunft frischer deutscher Streitkräfte kam sie zum Erliegen und wich blutigen Grabenkämpfen. Letztendlich forderte die Brussilow-Offensive auf russischer Seite bis zu einer halben Million Menschenleben. Die Mittelmächte verloren mehr als eine Million Soldaten durch Tod, Verwundung oder Gefangennahme. 

Trotz des Erfolgs der Operation und der enormen Opfer, die dieser Erfolg gefordert hatte, gelang es Russland nicht, die Karpaten zu durchbrechen und Österreich-Ungarn aus dem Kriegsgeschehen zu drängen. Dennoch hat die Brussilow-Offensive die Streitkräfte Deutschlands und vor allem Österreich-Ungarns erheblich geschwächt. Dies erwies sich auch als Vorteil für Italien, dem eine Niederlage gedroht hatte. Die Franzosen profitierten von einer stärkeren Position in Verdun.

>>> Entschlossenheit bis in den Tod: Die Geschichte vom „Kampf der toten Männer“

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