Fürstin Olga (890-925 – 969)
Olga war die Frau des Kiewer Rus-Fürsten Igor, des Sohnes des Waräger-Fürsten Rurik, der der Legende nach, der Gründer des russischen Staates war. Igor wurde getötet, als er Tribut vom slawischen Stamm der Drewlanen sammelte. Olga übernahm die Regierungsgeschäfte, bis ihr Sohn Swjatoslaw erwachsen war. Aus Rache für den Mord an ihrem Ehemann führte sie mehrere brutale Racheaktionen gegen die Drewlanen durch.
Olga war die erste russische Herrscherin, die Christin wurde. Darüber hinaus wurde sie getauft, noch bevor Russland das Christentum annahm. „Sie leuchtete unter den Heiden wie eine Perle im Schlamm“, schrieben die Verfasser alter russischer Chroniken später über sie.
Olga wurde eine der ersten in Russland verehrten Heiligen. Ihr Enkel, Fürst Wladimir, der Russland zu einem christlichen Land machte, ließ den der Legende nach nicht von Verwesung betroffenen Leichnam seiner Großmutter in eine der ersten Kirchen überführen. Die Fürstin wurde vor der Kirchenspaltung zur Heiligen. daher wird sie auch in der römisch-katholischen Kirche als Heilige Olga von Kiew verehrt.
Fürst Wladimir I. (circa 958 – 1015)
Olgas Enkel Wladimir der Große (auch bekannt als Heiliger Wladimir oder Wladimir Krasno Solnischko, zu Deutsch „die schöne Sonne“) ist einer der am meisten verehrten Herrscher der alten Rus. Er ist vor allem als der Herrscher bekannt, der Russland das Christentum brachte. Der Legende nach überlegte Wladimir, zu welcher der drei Weltreligionen seine Untertanen konvertieren sollten und entschied sich für das Christentum. Für die Bekehrung der heidnischen slawischen Stämme zum christlichen Glauben wurde er heiliggesprochen. Wladimir geweihte Kirchen sind in ganz Russland und der Ukraine verstreut (da er der Fürst der Kiewer Rus war). Die Stadt Wladimir in Russlands Goldenem Ring ist nach ihm benannt.
Alexander Newski (1220-1263)
Alexander Newski war vor allem bekannt für seine Erfolge auf dem Schlachtfeld gegen ausländische Invasoren, die Russland von Osten und Westen angriffen. Der Legende nach hat er keinen einzigen Kampf verloren. Einer seiner größten Erfolge war der Sieg über den Livländischen Orden in der Schlacht auf dem Eise im Jahr 1242. Im Laufe der Jahre wurde aus Newski der Inbegriff des Helden, der das Mutterland vor Feinden verteidigt. Dieses Bild wurde durch Sergei Eisensteins Biografie über Alexander Newski, die er im Auftrag der Sowjetregierung schrieb, gefördert.
Ein weiteres Problem, mit dem sich Newski befassen musste, waren die Mongolen, die von Russland Tribut forderten und die russischen Länder überfielen. Nach einigen Quellen stand Alexander in Korrespondenz mit dem Papst, der ihm Hilfe im Kampf gegen die mongolischen Armeen anbot, als Gegenleistung dafür, dass Russland sich bereit erklärte, sich dem Heiligen Stuhl unterzuordnen. Alexander lehnte ab und kämpfte weiter allein gegen die mongolischen Armeen. So wird er auch als Verteidiger der russisch-orthodoxen Kirche gegen den Vatikan verehrt. Newski wurde 1547 heiliggesprochen. Seine sterblichen Überreste wurden mehrfach umgebettet. Nach der Gründung von St. Petersburg befahl Peter der Große, sie in die eigens errichtete St. Alexander Newski-Kathedrale zu überführen.
Dmitri Donskoi (1350-1389)
Dmitri Donskoi ist vor allem für seinen Sieg über die mongolischen Armeen in der Schlacht von Kulikow bekannt. Es war eine große Schlacht, für die Russland den Segen eines der wichtigsten russischen Heiligen erhielt, Sergius von Radonesch. Der Sieg markierte einen Wendepunkt. Russland gelang es, sich vom mongolischen Joch zu befreien. Donskoi ging als Inbegriff eines ruhmreichen Militärs in die Geschichte ein. Im Zweiten Weltkrieg wurde eine Panzerkolonne nach ihm benannt. Diese wurde durch Gelder der Kirche finanziert.
Donskoi wurde erst 1988 heiliggesprochen und wird von der Kirche für seine Bescheidenheit und sein rechtschaffenes Leben verehrt. Bereits im 19. Jahrhundert schrieb der bedeutendste Historiker des kaiserlichen Russlands, Nikolai Karamsin: „Demetrius, der mit dem Lob eines dankbaren Volkes überschüttet wurde, senkte den Blick und richtete sein Herz ausschließlich auf Gott, den Allmächtigen.“ Der Legende nach ging der Moskauer Fürst jeden Tag zur Kirche und fastete. Donskoi ließ in Moskau den Kreml aus weißem Stein und mehrere Klöster errichten.
Nikolaus II. (1868-1918)
Der letzte russische Zar wurde von den sowjetischen Behörden in Jekaterinburg zusammen mit seiner Familie hingerichtet. Im Jahr 2000 sprach die russisch-orthodoxe Kirche sie als Märtyrer heilig. Der Zar erscheint sowohl allein als auch mit seiner Familie auf Ikonen.
Die Entscheidung, Nikolaus zu kanonisieren, sorgte in Russland für große Kontroversen. Eine der wichtigsten Einwände dagegen war, dass die Romanows nicht für Christus, sondern infolge politischer Verfolgung zu Märtyrern wurden. Zu den Argumenten für die Heiligsprechung wurde die große Hochachtung, die viele Menschen den Romanows entgegengebracht hatten, angeführt und der Umstand, dass die Kaiserin und ihre Töchter während des Ersten Weltkriegs als Krankenschwestern tätig waren.