Vom Fürsten zum Präsidenten: Die Titel russischer Herrscher

Sputnik; Tretjakow-Galerie
Zar, Kaiser, Generalsekretär –Titel und Funktion der russischen Staatsoberhäupter änderten sich im Laufe der Geschichte.

1. Knjas – Fürst  

„Fürst Igor“ von Ilja Glasunow

Rurik war der erste Knjas (князь, Fürst) auf dem Gebiet des russischen Volkes. Er gründete die Rurik-Dynastie, die Russland bis zum Ende des 17. Jahrhunderts regierte. Fürsten waren jedoch keine Staatsoberhäupter, weil es noch keinen Staat gab. Jeder Knjas kontrollierte ein kleines Gebiet, das Udel genannt wurde - auf Russisch „Fürstentum“. Dem Fürsten wurde Tribut gezollt. Im Gegenzug gewährte seine kleine Armee, Druschina, den Untertanen Schutz. 

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2. Weliki Knjas - Großfürst   

„Großfürst Iwan III. erhält die Nachricht von Litauens Niederlage am Fluss Wedrosch im Jahr 1500“ von P. Iwanow

Mit der Zeit wuchs die Zahl der Rurikiden-Fürsten und sie begannen, gegeneinander zu kämpfen. Großfürsten kontrollierten bald die einfachen Fürsten, deren Armee und deren Untertanen. 

Großfürsten traten erstmals während der tatarisch-mongolischen Invasion auf. Für die Tataren war das praktisch, weil die Großfürsten die Steuern von den weniger mächtigen lokalen Fürsten einzogen und so den tatarischen Schatzmeistern wertvolle Zeit sparten. Ende des 16. Jahrhunderts gab es einen einzigen Großfürsten, der mächtiger war als alle anderen - den Großfürsten von Moskau.

3. Zar (1547-1721) 

Die Krönung von Zar Iwan IV. Aus dem Film von Sergei Eisenstein.

Iwan IV. „der Schreckliche“ (1530-1584) war der erste Moskauer Großfürst, der ab 1547 offiziell Zar hieß. Der Titel des Zaren, der wahrscheinlich vom lateinischen Wort Caesar abstammt, wurde in der tatarischen politischen Kultur häufig verwendet. Der offizielle Titel von Ivan IV. war „Gosudar, Zar und Großfürst von ganz Rus". „Gosudar“ (государь, souveräner Herr) wurde auch das Wort, um den Zaren anzusprechen. 

Der vollständige offizielle Titel des russischen Souveräns war jedoch viel länger. Es enthielt die Namen aller Länder, Herzogtümer, ehemaligen Khanate, Großstädte und Städte, die der Zar kontrollierte oder wie es damals hieß, „besaß“. Der Titel wurde unter Peter dem Großen abgeschafft und durch den Titel Kaiser von ganz Russland ersetzt. 

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4. Kaiser von ganz Russland (1721-1917) 

„Porträt von Zar Peter I.“ von Alexei Antropow

Der russische Senat als Regierung und die Heilige Synode im Namen der russisch-orthodoxen Kirche verliehen Zar Peter nach seinem glorreichen Sieg über Schweden im Nordkrieg (1721) den Titel des Kaisers von ganz Russland. Außerdem wurde seinem Namen vor seinem Tod der Ehrentitel „der Große“ hinzugefügt. 

Der Titel des Kaisers, sagten Senat und Synode, wurde Peter verliehen, weil „der römische Senat diesen Titel den römischen Kaisern zu Ehren ihrer außergewöhnlichen Leistungen verlieh“. Der Teil „von ganz Russland“ wurde vom bisherigen Titel für das Staatsoberhaupt übernommen. Auch nach Einführung des Kaisertitels wurde das Wort „Zar“ weiter verwendet.

5. Ministerpräsident der provisorischen Regierung der Republik Russland (1917) 

Alexander Kerenski

Der Titel des Kaisers von ganz Russland bestand bis zur Abdankung von Nikolaus II. am 2. März 2017.

Es folgte eine kurze Phase der Unsicherheit, wer denn nun der Exekutive in Russland vorstand. Es wurde bald klar, dass es der Führer der provisorischen Regierung der kurzlebigen Russischen Republik war, die das Russische Reich ersetzte und am 1. September 1917 offiziell gegründet wurde. In der kurzen Zeit zwischen Nikolaus Abdankung und der Oktoberrevolution nahmen nur zwei Personen diesen Posten ein: Fürst Georgi Lwow (1861-1925) und Alexander Kerenski (1881-1970).

6. Vorsitzender des Rates der Volkskommissare der RSFSR (1917–1922) 

Wladimir Lenin

Der Rat der Volkskommissare war die Regierung der Russischen Föderativen Sozialistischen Sowjetrepublik (kurz RSFSR), die am 7. November 1917 die Russische Republik ersetzte. Ihr oberstes Regierungsorgan war der Allrussische Sowjetkongress. Sowjets, Räte, waren primäre politische Organisationen. Dorf- und Fabriksowjets, Bezirks-, Kreis- und Regionalsowjets hatten jeweils ihre Exekutivsowjets. 

Über ihnen stand der Allrussische Sowjetkongress, der das Allrussische Zentrale Exekutivkomitee mit nicht mehr als 200 Mitgliedern ernannte, das seinerseits den Rat der Volkskommissare, die Regierung, wählte. Sein erster Vorsitzender (Premier) war Wladimir Lenin (1870-1924). Später übernahmen Alexei Rykow (1881-1938) und Wjatscheslaw Molotow (1890-1986) dieses Amt, bevor Josef Stalin (1878-1953) die Position 1946 in den Vorsitzenden des Ministerrates der Sowjetunion umbenannte.

7. Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (1923-1991) 

Josef Stalin

Nach mehreren Jahren des allgemeinen Machtkampfes gelang es Stalin, die politische Situation in der UdSSR zu kontrollieren, seine Gegner zu eliminieren oder zu entfernen und ein striktes totalitäres Regime einzurichten. 

Da formal und ideologisch alle Entscheidungen im Staat von Volk getroffen wurden, das von einer einzigen kommunistischen Partei vertreten wurde, war der Generalsekretär der Partei die Person, die den Volkswillen durchsetzte.   

Stalin hatte diese Position seit 1922 inne. Zu Beginn, in den letzten Lebensjahren Lenins, kontrollierte der Inhaber dieses Postens lediglich die bürokratischen Abläufe in der Kommunistischen Partei. Stalin baute seine Stellung aus. Am Ende seines Lebens im Jahr 1953 war der Generalsekretär tatsächlich der Souverän der UdSSR. Die Position wurde 1991 zusammen mit der Kommunistischen Partei der Sowjetunion abgeschafft.

8. Präsident der UdSSR  

Michail Gorbatschow

Obwohl formell die höchste Position im öffentlichen Dienst der UdSSR der Vorsitzende des Obersten Sowjets der Sowjetunion war, wurde am 15. März 1990 die Verfassung der UdSSR geändert, um das Amt des Präsidenten der UdSSR zu schaffen. Michail Gorbatschow war die erste und letzte Person in dieser Position. Sie wurde am 25. Dezember 1991 mit dem Rücktritt Gorbatschows und der Auflösung der Sowjetunion abgeschafft.

9. Präsident der Russischen Föderation  

Boris Jelzin

Am 26. Dezember 1991 wurde die Russische Föderation mit Boris Jelzin (1931-2007) als erstem Präsidenten gegründet. Der Präsident ist das Staatsoberhaupt, der Regierungschef und der Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte. Er hat gleichzeitig das höchste zivile und militärische Amt in Russland inne und kann in dieser Hinsicht mit den russischen Zaren verglichen werden. 

Dies ist die einzige Position im Staat, die durch nationale Wahlen bestimmt wird. Nach der derzeit geltenden russischen Verfassung von 1993 ist der Präsident Russlands jedoch kein Teil der russischen Regierung und somit auch nicht Teil der Exekutivgewalt, obwohl er ihr vorsteht. 

Wladimir Putin

Die Befehle des Präsidenten sind obligatorisch. Der Präsident kann alle Anordnungen der Regierung widerrufen. Er besitzt auch eine besondere Immunität. Der Amtsinhaber (und seine Familie) ist verpflichtet, eine Rund-um-die-Uhr-Bewachung zu akzeptieren.

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