Die größten Trauerfeiern in der UdSSR

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Bei Beerdigungen konnte der Sowjetunion niemand etwas vormachen. Insbesondere Staatsführer wurden mit Pomp und unter großer Anteilnahme der Massen beigesetzt.

Wladimir Lenin

Der Vorreiter des weltweiten Sozialismus starb am 21. Januar 1924. Von seinem Landsitz Gorki außerhalb Moskaus wurde sein Leichnam in die Hauptstadt gebracht, wo ihm im Säulensaal des Hauses der Gewerkschaften die letzte Ehre erwiesen wurde - und das fünf Tage lang! Einige Quellen behaupten, dass bis zu einer halben Million Menschen kamen, um Abschied zu nehmen. 

Die Entscheidung, Lenins Leichnam einzubalsamieren, war schon ein Jahr vor seinem Tod getroffen worden. Am 27. Januar 1924 wurde der Sarg mit seinem Leichnam in ein provisorisches hölzernes Mausoleum auf dem Roten Platz überführt, das später durch einen Steinbau ersetzt wurde, der heute noch steht. Zu Sowjetzeiten bildete sich draußen immer eine lange Schlange von Menschen, die ihm die letzte Ehre erweisen wollten.

Felix Dserschinski

Der „Eiserne Felix" ist heute eine der umstrittensten Figuren der Sowjetära. Er ist bekannt als Architekt der sowjetischen Geheimpolizei und Schöpfer der Maschinerie zur Unterdrückung konterrevolutionärer Aktivitäten. Er starb am 20. Juli 1926 an einem Herzinfarkt; bei seiner Beerdigung wimmelte es von Mitarbeitern seiner Organisation, der Staatlichen Politischen Direktion (die die Nachfolge der Tscheka antrat), und anderen glühenden Anhängern der Bolschewiki. Seine Asche wurde an der Kremlmauer beigesetzt. 

Wladimir Majakowski

Der Tod des Volksdichters Wladimir Majakowski war ein schwerer Schlag für die einfachen Leute. Er beging am 14. April 1930, im Alter von 36 Jahren, Selbstmord.

Der Leichenzug bewegte sich durch ganz Moskau. Die Urne mit seiner Asche wurde auf dem Nowodewitschi-Friedhof beigesetzt. 

Sergej Kirow

Am 1. Dezember 1934 wurde der Vorsitzende der Leningrader Regionalorganisation der Kommunistischen Partei, Sergej Kirow, direkt an seinem Arbeitsplatz ermordet. Nicht nur der Mörder Kirows wurde hingerichtet, sondern auch seine gesamte Familie und sogar entfernte Verwandte. In der Folge wurden massenhaft parteiinterne Gegner wegen des Verdachts der Verschwörung zum Mord verhaftet. Es wird gemunkelt, dass Stalin selbst den Anschlag auf seinen treuen Verbündeten anordnete, um seinen Rivalen etwas anzuhängen und sie zu beseitigen.

Josef Stalin

Am 5. März 1953 verstarb der „Vater der Nationen" Josef Stalin. An diesem Tag endete für die Schüler der Unterricht vorzeitig und viele Erwachsene wurden von der Arbeit freigestellt. Zeitgenössischen Berichten zufolge ließen jedoch überlebende Opfer der Säuberungen und Gulag-Häftlinge die Champagnerkorken knallen, als sie die Nachricht hörten.

Die Abschiedszeremonie im Säulensaal des Hauses der Gewerkschaften dauerte drei aufeinanderfolgende Tage und Nächte. Der Tag der Beerdigung, der 9. März, endete für die Moskauer in einer Tragödie. Etwa 12.000 Menschen kamen allein auf den Roten Platz, um sich von dem Führer zu verabschieden, und Tausende weitere strömten aus allen Regionen der Stadt ins Zentrum. Da einige Straßen blockiert waren, konnte sich die wachsende Menschenmenge nirgendwo zerstreuen. Es kam zu einer Massenpanik, bei der etwa 400 Menschen ums Leben kamen (die genaue Zahl ist bis heute geheim). 

Zunächst wurde Stalins Leichnam in einem Sarg im Mausoleum neben Lenin beigesetzt, aber in den 1960er Jahren, nachdem Chruschtschow den Personenkult um Stalin entlarvt hatte, wurde er an die Kremlmauer umgebettet. 

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Juri Gagarin

Der erste Mensch im All kehrte von seinem historischen Flug als nationaler und globaler Held zurück. Und als Held ging er auch auf seine letzte Reise. Er starb bei einem Flugzeugabsturz am 27. März 1968 während eines Trainingsfluges, zusammen mit seinem Ausbilder, Wladimir Serjogin. Die Abschiedszeremonie fand im Zentralhaus der Sowjetarmee statt, und auf dem Roten Platz gab es eine öffentliche Trauerfeier. Die Urnen von Gagarin und Serjogin wurden neben der Kremlmauer beigesetzt.

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Semjon Budjonny

Der legendäre sowjetische Kommandeur, der während des Bürgerkriegs zu Ruhm gelangte und im Zweiten Weltkrieg bemerkenswerten taktischen Scharfsinn bewies, war einer der ersten Marschälle der UdSSR.

Seine Beerdigung wurde am 30. Oktober 1973 landesweit im Fernsehen übertragen. Der 91-jährige Marschall wurde in der Nekropole an der Kremlmauer beigesetzt.

Wladimir Wyssozki

Der 42-jährige Dichter, Schauspieler und Liedermacher Wladimir Wyssozki starb am 25. Juli 1980 an einem Herzinfarkt. Als Todesursache wird Alkohol- und Drogenmissbrauch vermutet. Sein Ableben war eine Tragödie für seine Millionen von Fans. 

Die Abschiedszeremonie fand im Taganka-Theater statt, wo der Schauspieler viele Jahre lang das Publikum in seinen Bann gezogen hatte.

Die Schlange vor dem Theater erstreckte sich über mehrere Kilometer, und auf dem Taganka-Platz im Zentrum Moskaus versammelten sich mehr als 100.000 Menschen. 

Leonid Breschnew

Nach 16 Jahren an der Spitze der Sowjetunion wurde auch Breschnew mit allen militärischen Ehren beigesetzt. Er starb am 10. November 1982 im Schlaf an einem Blutgerinnsel. 

Der Trauerzug war vielleicht der pompöseste seit Stalins Zeiten.

Zahlreiche ausländische Staatsführer nahmen daran teil. Breschnews letzte Ruhestätte befindet sich an der Kremlmauer.

Konstantin Tschernenko

Tschernenko führte die UdSSR nur etwas mehr als ein Jahr lang, bevor er am 10. März 1985 verstarb.

Aber seine kurze Amtszeit schmälerte nicht das Ausmaß seiner Beerdigung. Sogar Margaret Thatcher war persönlich anwesend.

Viktor Tsoi

Schon zu Lebzeiten war Tsoi eine Kultfigur und das Idol seiner Generation, so dass sein Tod bei einem Autounfall am 15. August 1990 ein echter Schock war. Der Superstar der Rockszene des Landes, die Stimme der Perestroika, der in seiner berühmten Hymne „Khochu peremen" (zu Deutsch: „Ich will Veränderung“) wortwörtlich den Wandel forderte, wurde nur 28 Jahre alt.

Augenzeugen berichten, dass in Leningrad (St. Petersburg), seiner Heimatstadt, eine wahre Hysterie losbrach. Menschen aus der ganzen Stadt strömten zum Gebäude des Rockclubs, in dem Tsoi und seine Band Stammgäste gewesen waren. Eine Tonbandaufnahme mit den Liedern der Band lief dort mehrere Tage lang ununterbrochen, und Tausende von Trauernden kamen auf den Bogoslowskoje-Friedhof in Leningrad, um von ihrem Helden Abschied zu nehmen.

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