5 Schotten, die in Russland dienten

Geschichte
BORIS JEGOROW
In ihrer Heimat mussten sie politische und wirtschaftliche Nöte sowie den Druck der verhassten Engländer ertragen. Die Russen boten ihnen hohe Ränge, Wohlstand und die Möglichkeit, an der Schaffung eines großen Reiches mitzuwirken.

  1. Alexander Leslie

Der Schotte Alexander Leslie trat in seinem Leben dreimal in russische Dienste: 1618, 1630 und 1647.

Leslie hatte ein hochexplosives Temperament. So rettete das von ihm befehligte Regiment 1633 bei der Belagerung des polnischen Smolensk das Regiment eines anderen Söldners, Oberst Thomas Sanderson, vor der vollständigen Zerschlagung durch die Husaren. Dies hinderte den Schotten jedoch nicht daran, seinen geretteten Kollegen wenig später auf einem Kriegsrat kaltblütig zu erschießen und ihn des Verrats zu bezichtigen.  

Alexander Leslie war nicht nur ein talentierter Anführer, sondern auch ein fähiger Anwerber. Noch vor Ausbruch des Smolensker Krieges gelang es ihm, über viereinhalbtausend Söldner für den russischen Dienst zu rekrutieren, mit denen die vier „deutschen“ Regimenter aufgestockt wurden.

Das dritte Mal kam der Schotte auf Einladung des Zaren Alexej Michailowitsch nach Russland – dieser rechnete mit seiner Hilfe bei der Modernisierung der Armee. Da die Bojaren jedoch mit seiner Bevormundung unzufrieden waren, organisierten sie eine Reihe von Schikanen. Ihm wurde vorgeworfen, dass er in einer orthodoxen Kirche auf den Altar gespuckt, eine Waffe auf ein Kreuz abgefeuert und dass seine Frau den Herd mit Ikonen angeheizt habe. Der Zar höchstpersönlich half Leslie, dem Tod zu entgehen. Er forderte seinen Schützling und dessen Offiziere auf, zum orthodoxen Glauben zu konvertieren, was diese auch taten.

Alexander Leslie of Crichie wurde zu Awraam Iljitsch Leslie und diente dem Zaren noch viele Jahre lang in der Armee. Im Jahr 1654 wurde er als erster Mann in der russischen Geschichte in den Rang eines Generals befördert.    

  1. Patrick Gordon

1661 trat der 26-jährige Schotte, der in verschiedenen europäischen Armeen an zahlreichen Schlachten teilgenommen hatte, in den russischen Dienst ein.

Als enger Freund und treuer Mitarbeiter von Peter I. trug Gordon wesentlich zur Modernisierung der russischen Armee bei. Als brillanter Militärexperte war er an der Ausbildung des Semjonowskij- und Preobraschenskij-Regiments beteiligt, die nach westeuropäischem Vorbild gebildet wurden. Auf seine Anregung hin wurden sie als Garde bezeichnet.

Der Schotte führte während der Asow-Feldzüge gegen die Türken in den Jahren 1695 und 1696 persönlich die Truppen an, deren Ziel es war, für Russland einen Zugang zum Schwarzen Meer zu schaffen. Darüber hinaus half er dem Zaren beim Aufbau der Flotte und wurde der erste russische Konteradmiral (beziehungsweise Schout-bij-nacht, wie dieser Rang in den Niederlanden bezeichnet wird).

  1. James Bruce

Ein weiterer schottischer Gefolgsmann von Peter I., Jakow Alexandrowitsch Bruce (ursprünglich James Bruce), half dem Zaren in vielen Bereichen. Durch die Vereinheitlichung der Herstellung von Geschützen und Granaten, die Entwicklung neuer Waffen, die Verbesserung der Zuverlässigkeit, der Leistung und der Reichweite der Geschütze sowie die Verbesserung der Grundsätze für die Artillerieausbildung gelang es ihm, das Waffenwesen in Russland deutlich zu verbessern.

Als einer der gebildetsten Menschen seiner Zeit (wobei er Autodidakt war) bewährte sich Jakow Bruce nicht nur als Militär, sondern auch als Wissenschaftler. Er verfasste russisch-niederländische und niederländisch-russische Wörterbücher, das erste gedruckte russische Geometrielehrbuch und eine Karte der Länder von Moskau bis Kleinasien.

Im obersten Stockwerk des Sucharew-Turms in Moskau eröffnete der Schotte das erste astronomische Observatorium Russlands, das mit Teleskopen von bis zu 20 Metern Länge ausgestattet war. Die abergläubischen Moskauer waren sich sicher, dass ein ausländischer Zauberer dort Hexerei und Alchemie betrieb und das Elixier der Jugend herstellte.

  1. Samuel Greig

In der Nacht vom 6. auf den 7. Juli 1770 lief eine Gruppe von mehreren Brandschiffen unter dem Kommando von Kapitän Samuel Greig in die Tschesmenskaja-Bucht ein und griff die   große türkische Flotte an. Dieser Sieg war ausschlaggebend für den erfolgreichen Ausgang des Krieges gegen das Osmanische Reich in den Jahren 1768-1774 und sicherte Russland eine festen Position an der Schwarzmeerküste. 

„Dem Konteradmiral Greig könnt Ihr unser allergnädigstes Wohlgefallen bekunden und aufgrund Ihres Zeugnisses über seine ausgezeichneten Qualitäten und seine Tapferkeit verleihen wir ihm den St.-Georgs-Kavallerieorden 2. Klasse“, schrieb Kaiserin Katharina II. an den Oberbefehlshaber der Marine, Graf Alexej Orlow. Der mit dem Rang eines Admirals ausgezeichnete Schotte war der erste Seemann, dem diese hohe Auszeichnung verliehen wurde. 

  1. Charles Cameron

Nicht alle Schotten gingen nach Russland, um zu kämpfen. Der Architekt Charles Cameron kam hierher, um zu gestalten.

Cameron wurde 1779 von Katharina der Großen in das Russische Reich eingeladen. „Ich habe mich jetzt mit Mister Cameron arrangiert, einem gebürtigen Schotten, [...] einem großartigen Zeichner, der nach klassischen Vorbildern erzogen wurde und durch sein Buch über antike Bäder berühmt wurde“, schrieb sie in ihrer persönlichen Korrespondenz.

In späteren Jahren war der Architekt an der Umgestaltung der kaiserlichen Residenz in Zarskoje Selo beteiligt. Auf sein Betreiben hin entstanden das Chinesische Dorf, die Kalten Bäder, der Hängende Garten sowie die später nach ihm benannte Galerie. Im Palast von Zarskoje Selo arbeitete der Schotte an der Innenausstattung der Privaträume Katharinas II. sowie des Arabesken- und des Lyon-Saals.

Der Große Palast wurde in der Zarenresidenz in Pawlowsk (heute die Stadt Pawlowsk) nach einem Entwurf von Cameron errichtet. Der Architekt errichtete daneben die Kolonnade (einen Säulengang mit sechzehn Säulen und den Statuen von Apollo und Minerva), in dem sich Zar Paul I. oft und gerne ausruhte.

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