Die Menschen, die zu Sowjetzeiten lebten, haben sehr unterschiedliche Erinnerungen: Einige sprechen von Kämpfen in den Lebensmittelschlangen, andere glauben, dass alles im Überfluss vorhanden war und dass die Qualität der Lebensmittel natürlicher und besser war als heute.
Tatsächlich war die Situation zu verschiedenen Zeiten in den unterschiedlichen sowjetischen Regionen unterschiedlich, da das Land in den fast 70 Jahren seines Bestehens verschiedene Phasen der wirtschaftlichen Entwicklung durchlief.
Werfen wir einen Blick darauf, was man in sowjetischen Geschäften in verschiedenen Jahren und Regionen kaufen konnte.
Jelissejew-Laden in Moskau, 1950
Yevgeny Khaldei/MAMM/MDF/russiainphoto.ruDie Benennung der Geschäfte in der UdSSR war einfach: „Milch“, „Brot“, „Obst und Gemüse“. In den Städten gab es Supermärkte mit einer reichen Auswahl: Alle Arten von Lebensmitteln und Haushaltswaren wurden dort verkauft – genau wie heute. In ländlichen Gebieten gab es den so genannten „Selpo“ (Abkürzung für „Selskoje potrebitelskoje obschtschestwo“, dt.: „ländliche Verbrauchergemeinschaft“).
Moskau, 1958
Anatoly Garanin/SputnikHeute sind die Menschen an die Selbstbedienung gewöhnt, aber zu Sowjetzeiten gab es ein anderes System. In einer bestimmten Abteilung wählte der Kunde einen Artikel aus (z. B. Wurst oder Käse), dann wog die Verkäuferin diesen ab und nannte den Preis. Zuerst bezahlte man an der Kasse, und erst dann konnte man den Artikel abholen.
Ein Lebensmittelladen in Stalingrad (heute Wolgograd), 1960.
MAMM/MDF/russiainphoto.ruIn der Regel arbeiteten die Lebensmittelläden von 7-8 Uhr morgens bis 19-20 Uhr abends mit einer Mittagspause. Ein Tag im Monat war der so genannte „Hygienetag“, an dem der Laden für eine große Reinigung geschlossen wurde.
Nowaja Ladoga, Leningrader Gebiet, 1989
Yuri Belinsky/TASSDas wichtigste Lebensmittelgeschäft der UdSSR war der „Jelissejew-Laden“ in der Gorki-Straße (heute Twerskaja-Straße) im Herzen von Moskau. Es wurde 1901 vom Kaufmann Grigorij Jelissejew eröffnet und hieß zu Sowjetzeiten „Gastronom Nr. 1“. Ähnliche Läden gab es auch in Leningrad und Kiew. Die Leute kamen nicht nur wegen der Lebensmittel hierher, sondern auch, um die luxuriöse historische Inneneinrichtung zu sehen.
Jelissejew-Laden in Leningrad, 1960er Jahre
Vsevolod Tarasevich/MAMM/MDF/russiainphoto.ruIn diesem Geschäft gab es alles. Selbst wenn in anderen Geschäften ein Mangel an Waren herrschte, gab es im Moskauer „Jelissejew-Laden“ Käse, Wurst, Wein und Süßigkeiten in verschiedenen Sorten und hervorragender Qualität. Interessant ist, dass alles zu den üblichen sowjetischen Preisen angeboten wurde (früher wurden die Lebensmittelpreise vom Staat und nicht vom Geschäft festgelegt).
Wein und Obst im Moskauer „Jelissejew-Laden“, 1965
Nikolai Maksimov/SputnikOft musste man hier den ganzen Tag in der Schlange warten, aber in der Zwischenzeit konnten die begehrten Lebensmittel ausgehen. Daher versuchte man, früh am Morgen zu kommen. Der Kiewer Laden brannte in den 1940er Jahren nieder, während die Moskauer Filiale erst 2021 geschlossen wurde. In St. Petersburg ist der „Jelissejew-Laden“ jedoch noch immer geöffnet.
Ein ländlicher Laden in der Region Saratow, 1967
G.Shcherbakov/SputnikWas war in den Regalen der Geschäfte zu finden? Dies ist ein typisches Schaufenster eines durchschnittlichen sowjetischen Lebensmittelgeschäfts in den 1960er bis 1980er Jahren. Es gab Konserven, Säfte im Glas, Käse oder Wurstwaren. Süßigkeiten wurden nach Gewicht verkauft und waren in der Regel in Hülle und Fülle vorhanden. In jedem Lebensmittelgeschäft konnte man auch lokale Molkereiprodukte kaufen, die nur wenige Tage haltbar waren. Für Milch- und Kefirflaschen wurde Pfand bezahlt und konnten im Laden zurückgegeben werden.
Ein Fischladen in Murmansk, 1976
Semyon Maisterman/TASSKonserven nahmen im Allgemeinen einen großen Raum ein und waren preiswert. Fast alle wurden in der Region hergestellt. In vielen Städten gab es spezielle Fischgeschäfte namens „Ozean“, in denen eine große Vielfalt an Fischkonserven angeboten wurde – von Sprotten bis zu rotem und schwarzem Kaviar.
Ein Einkaufszentrum in Sotschi, 1971
Rudolf Alfimov/SputnikIn den städtischen Geschäften gab es oft kein gutes Fleisch und so mussten die Stadtbewohner auf die örtlichen Bauernmärkte gehen, wo das Fleisch jedoch zwei- bis dreimal teurer war als im Laden.
Ein ländlicher Laden in der Region Tscheljabinsk, 1990
Boris Kaulin/Southern Urals historical museum/russiainphoto.ruSobald etwas in den Laden geliefert wurde, bildeten sich schnell lange Schlangen. 1990 führte das Land ein Rationierungssystem ein, und im Frühjahr 1991 verdreifachten sich die Lebensmittelpreise im Land aufgrund der Währungsreform. Im Dezember 1991 hörte die UdSSR auf zu existieren.
Eine Schlange nach Zucker, Moskau, 1988
Vladimir Sergienko/MAMM/MDF/russiainphoto.ruAlle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.
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