Werfen wir einen Blick auf die Schaufenster sowjetischer Kaufhäuser. Wo konnten sowjetische Bürger Kleidung, Schuhe, Haushaltswaren und andere Dinge des täglichen Bedarfs kaufen?
Die UdSSR hatte eine Planwirtschaft, was bedeutete, dass die Menge der benötigten Güter von speziellen Organisationen geschätzt wurde, und die Waren dann an die Regionen verteilt wurden. Die beste Versorgung gab es natürlich in Moskau und Leningrad (heute St. Petersburg) sowie in den großen Industriestädten. So kamen Menschen aus der ganzen Sowjetunion dorthin, um einzukaufen.
Anfang der 1920er Jahre wurde in Moskau die Einzelhandelsorganisation „Mostorg“ gegründet, deren Hauptfiliale, das „ZUM“, (Zentrales Universalkaufhaus), sich in der Nähe des Bolschoi-Theaters befand. Das Gebäude selbst wurde 1885 erbaut. In Sowjetzeiten wurden dort Waren aus Ungarn, Polen und dem Baltikum verkauft. Und es war eines der ersten Geschäfte des Landes mit Selbstbedienung.
Auch in den Vororten der Stadt wurden „Mostorg“-Kaufhäuser gebaut, die in einem ähnlichen konstruktivistischen Stil gestaltet waren: In der Regel bestand das Gebäude aus vier Stockwerken mit riesigen Glasfenstern und einer minimalistischen Dekoration. In den 1950er Jahren hatte jede größere sowjetische Stadt ihr eigenes „ZUM“.
Das wichtigste Kaufhaus der UdSSR war jedoch nach wie vor das „GUM“ (Staatliches Kaufhaus) auf dem Roten Platz in Moskau. Es wurde 1893 nach dem Vorbild einer europäischen Arkade mit Galerien unter einem Glasdach gebaut.
Dort konnte man buchstäblich alles erwerben, von Kämmen bis hin zu den trendigsten Kleidern. In den Schaufenstern waren die besten Muster der sowjetischen Leichtindustrie ausgestellt. Im ersten Stock gab es einen Lebensmittelladen mit einer Gastronomieabteilung.
Das „GUM“ war für alle zugänglich, aber es gab Abteilungen, die den Bürgern verborgen blieben. Zu ihren Kunden gehörten nur Künstler und Beamte.
In den Hauptstädten der Sowjetrepubliken und anderen Großstädten gab es luxuriöse „Berjoska“-Geschäfte, in denen Waren gegen Fremdwährung verkauft wurden. Deshalb konnten nicht viele Menschen dort kaufen. Unter Kunden waren sowohl Touristen als auch Sowjetbürger, die auf Geschäftsreise im Ausland waren, z.B. Diplomaten.
In den 1960er Jahren wurde mit dem Bau ähnlicher Kaufhäuser mit Selbstbedienung im ganzen Land begonnen. Die Preise in der UdSSR wurden vom Staat festgesetzt und waren von Kaliningrad bis Wladiwostok mehr oder weniger gleich, obwohl es an einigen Orten aufgrund der Transportkosten einen Preisaufschlag gab.
Für Kinder in den Städten der UdSSR gab es ein Netz von Geschäften mit dem Namen „Detskij Mir“ („Kinderwelt“), wo man Spielzeug, Kleidung, Schuhe und Schulsachen kaufen konnte.
In Moskau und Leningrad wurden Kaufhäuser mit Waren aus anderen sozialistischen Ländern eröffnet: Es war möglich, Spielzeug aus der DDR, Stiefel aus Jugoslawien oder auch Kosmetika aus der Tschechoslowakei zu kaufen.
Die Preise dort waren hoch: Ende der 1970er Jahre musste man mehr als 50 Rubel für Schuhe und 180 Rubel für einen Mantel aus dem Ausland ausgeben, während die Monatsgehälter lediglich 150-200 Rubel betrugen. Sowjetische Schuhe kosteten dagegen 10-15 Rubel und ein Mantel etwa 60 Rubel.
Die ländlichen Gebiete waren viel schlechter versorgt als die Industriestädte, nur mit dem Nötigsten. Die Einheimischen mussten in die regionalen Zentren fahren, um Kleidung, Schuhe, Gartengeräte oder Lampen zu finden. Und von ausländischen Waren träumten sie nur selten.
In einigen Regionen gab es mehrmonatige „virtuelle“ Schlangen für den Kauf notwendiger Haushaltswaren, das bedeutete, dass man nicht einfach einen Kühlschrank kaufen konnte, selbst wenn man das Geld dafür hatte.
In den späten 1980er Jahren war der Mangel an vielen Waren im Lande besonders stark zu spüren. Deswegen entstand der Begriff der sogenannten „Wurst-Züge“ – die Bewohner der Regionen fuhren in die Großstädte zum Einkaufen. Dort konnte man nicht nur Würste, sondern auch Kleidung, Schuhe, Haushaltschemikalien und Elektronik erwerben, die außerhalb der Großstädte oft Mangelware waren.
Das Hauptmerkmal dieser Zeit waren die stundenlangen Schlangen vor den Geschäften: Wer auf der Straße eine Schlange sah, schloss sich an. Das bedeutete, dass es dort etwas geben musste, was Mangelware war. Oft wussten die Leute nicht einmal, wofür sie dort standen.