Im Mittelalter und in der vorpetrinischen Ära fuhren die Zaren meist in schweren, überdachten Kutschen, die eher einfach konstruiert waren und keinen besonderen Schnickschnack aufwiesen. Sie wurden kolymága genannt – und noch heute wird dieses Wort im Russischen scherzhaft für schwerfällige, klobige Fahrzeuge verwendet.
Eine der ältesten erhaltenen Kutschen (und eine der ersten, die als schick bezeichnet werden kann). Diese mit Samt, Goldfäden und Perlen bestickte Kutsche wurde Ende des 16. / Anfang des 17. Jahrhunderts in England, das für seinen Kutschenhandel berühmt war, gefertigt. Im Jahr 1603 schenkte König Jakob I. von England dem russischen Zaren Boris Godunow eine solche Kutsche.
Der Wagen ist an den Wänden mit detaillierten Reliefs versehen. Auch die Räder und die skulpturalen Kompositionen über den Rädern sind kunstvoll geschnitzt und verziert.
Schlitten wurden für Fahrten im Winter benutzt. Für lange Reisen konnten die Zaren eine ganze Karawane von „Schlittenkutschen“ haben – Truhen mit Kleidern und Ikonen zum Beispiel wurden in separaten Schlitten transportiert. Auch die Kinder von Zar Iwan Alexejewitsch (dem Bruder von Peter I.) fuhren im Winter in solchen „lustigen Schlittenkutschen“. Die Wände sind mit vergoldeten Ornamenten und Mustern verziert, die Blumen und exotische Vögel darstellen. Geschnitzte Fenster mit Marienglas befinden sich ebenfalls in der Kutsche.
Peter der Große war für seine Sparsamkeit und Schlichtheit im täglichen Leben bekannt. Dieser bescheidene kleine Wagen gehörte ihm. Dennoch war er sehr wendig. Peter sah den Entwurf auf einer Europareise. Der Wagenkasten wurde von den Rädern abgenommen und auf Kufen als Schlitten montiert, so dass derselbe Wagen das ganze Jahr über verwendet werden konnte.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als St. Petersburg errichtet und die Hauptstadt dorthin verlegt wurde, begann Russland, sich an Europa auszurichten. Die Zaren begaben sich auf feierliche Staatsbesuche in luxuriösen Kutschen und die Kutschen selbst waren wahre Kunstwerke; sie wurden bei den besten europäischen Handwerkern in Auftrag gegeben. Später brachten die russischen Kutschenmeister die Kutschenfertigung auf ein neues Niveau und verdrängten nach und nach die Hersteller aus dem Ausland vom Markt. Auch die zierlichen Sommerwagen vom Typ Coupé mit zwei Sitzen und die „Berliner“ Vierspänner erfreuten sich großer Beliebtheit.
Dieser kleine zweisitzige Mahagoniwagen wurde in den 1730er Jahren hergestellt und gehörte Anna Iwanowna.
Die Zarin fuhr damit allerdings nicht sehr weit, sondern nur um den Schlosspark herum.
Elisabeth Petrowna war eine große Liebhaberin des Barock und des Luxus. Sie hatte viele Kutschen – alle reich verziert, geschnitzt und vergoldet. Für die Krönungsfeierlichkeiten im Jahr 1742 wurde zum Beispiel ein solcher deutscher Zweisitzer verwendet.
Besonders interessant sind die Verzierungen und Malereien an den Türen und Seiten der Karosse. Es gibt barocke Engel und das Symbol der Zaren – den doppelköpfigen Adler.
Diese absolut prächtige Kutsche aus Ahorn und Bronze wurde Anfang der 1740er Jahre aus Wien zu Elisabeth gebracht.
Die Hauptdekoration des Wagens besteht aus vergoldeten und verzierten Holzschnitzereien.
Eine solche zweisitzige Kutsche vom Typ Coupé, die von deutschen Handwerkern hergestellt wurde, schenkte der preußische König Friedrich II. im Jahre 1746 der Zarin.
1753 bestellte Graf Kyrill Rasumowskij bei französischen Handwerkern eine solche viersitzige Kutsche für Elisabeth.
Abgesehen von all den luxuriösen Schnitzereien ist die Kutsche vor allem wegen der malerischen Tafeln an den Kutschentüren bemerkenswert.
Zarin Elisabeth Petrowna, die Tochter Peters des Großen, reiste in einem solchen Schlitten über Schnee und Eis und unternahm lange Fahrten. Sie fuhr in einer solchen Kutsche in einer Rekordzeit von drei Tagen von St. Petersburg nach Moskau, um rechtzeitig zur Krönungsfeier zu erscheinen.
Die Kutsche wurde in den 1730er Jahren aus Eiche und Birke gefertigt. Die Bilder wurden mit Ölfarbe direkt auf das Holz gemalt.
Die deutschstämmige Katharina II. hielt Elisabeths Hang zum Luxus für verschwenderisch. Sie bevorzugte schlichte Dekorationen und ihr Lieblingsstil war der Klassizismus. Außerdem reiste Katharina viel und legte deshalb viel Wert auf Bequemlichkeit – so sah zum Beispiel der Reisewagen der Zarin aus.
Diese Kutsche des „Berliner“ Typs (d.h. eine viersitzige Kutsche mit klappbarem Verdeck) wurde 1769 vom Hofmeister Johann Conrad Buckendahl für Katharina angefertigt. Die Kutsche war mit Samt, Seide und Leder gepolstert, und der wichtigste Akzent war natürlich die vergoldeten Holzschnitzereien.
Diese zweisitzige Kutsche wurde Katharina II. von ihrem Günstling, Graf Grigorij Orlow, geschenkt.
Sie wurde in den 1770er Jahren in England hergestellt.
Die Hinterräder sind mit Figuren des Heiligen Georg, der den Drachen tötet, und die Vorderräder mit Adlern verziert.
Paulus litt für kurze Zeit unter Verfolgungswahn und baute uneinnehmbare Schlösser (in eben einem dieser Schlösser, der Michaelsburg, wurde er von Verschwörern ermordet). Für private Ausflüge mit seiner Frau Maria Fjodorowna kaufte Paul jedoch, ohne an die Sicherheit zu denken, eine solche Kutsche im Stil des Klassizismus.
Nach dem Tod ihres Mannes fuhr die Zarenwitwe in einem solchen eleganten Phaeton mit Schirm, der ihr 1821 vom dänischen Botschafter geschenkt wurde. Es gab keinen Kutschbock – der Kutscher saß direkt auf dem Pferd.
Nikolaus hatte einen völlig neuen Stil. Er bevorzugte leichte und sehr elegante Wagen, wie dieses Cabriolet, dessen Dach sich nach oben klappen ließ.
Seine Gemahlin, Zarin Alexandra Fjodorowna, besaß eine sehr fortschrittliche „selbstfahrende Kutsche“, die kein Pferd benötigte. Der dreisitzige Buggy wurde durch eine manuelle Kurbel am Heck angetrieben. Die Person auf den vorderen Sitz lenkte die Kutsche.
Eine Kutsche spielte eine traurige Rolle im Schicksal des Zaren, der bei einer Fahrt in St. Petersburg durch ein Bombenattentat ums Leben kam. Dieser Wagen ist erhalten geblieben und an seiner Rückwand sind Bombenschäden zu sehen.
Eine solche wendige, kompakte Kutsche wurde nach dem schottischen Lord, der sie in Mode gebracht hatte, Brougham genannt.
Und diese Miniaturkutsche gehörte den Kindern von Alexander II. Der Thronfolger, der spätere Zar Alexander III., gehörte zu denjenigen, die damit fuhren.
Dem Protokoll entsprechend reiste der letzte russische Zar während der Zeremonien in einer Kutsche. Er war jedoch nicht sehr angetan von ihnen: Erstens liebte er es, selbst zu fahren, und zweitens waren in Russland bereits die ersten Autos erschienen. Und Nikolaus war der Besitzer einer beeindruckenden Autosammlung.
Hier zum Beispiel geht der Zar auf seinen Rolls-Royce zu.
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