Von Peter dem Großen bis Alexander II.: Wer waren die Freunde der russischen Zaren? (TEIL 2)

Russia Beyond (Photo: Legion Media, Public Domain)
Zu ihnen gehörten ein berühmter Schriftsteller und eine Adelige, ein großer Pädagoge und ein einfacher Drechsler. Sie waren keine „offiziellen“, sondern wahre Freunde der russischen Machthaber.

Im zweiten Teil des Textes erzählen wir weiter über die engsten Freunde der russischen Herrscher, insbesondere über zwei Zaren des 19. Jahrhunderts.

Den ersten Teil können Sie hier lesen.

Alexander Kurakin (1752-1818), Freund von Paul I.

Alexander Kurakin, 29, 1781, Richard Brompton.

Nikita Panin, der Erzieher des Großfürsten Pawel Petrowitsch (Katharinas II. und des späteren Zaren Paul I.), hatte keine eigenen Kinder. Er zog seinen Großneffen, Fürst Alexander Kurakin, auf, der seit seiner Kindheit mit dem Großfürsten befreundet war. Kurakin erhielt seine Ausbildung im Ausland und begleitete Pawel Petrowitsch auf vielen Reisen. Er reiste sogar mit ihm nach Berlin, um Pawels zukünftige Frau Maria Fjodorowna (die geborene Prinzessin Sophia Dorothea Augusta Louisa von Württemberg) kennenzulernen.

Kurakin galt als der brillanteste der russischen Aristokraten. Kaiser Joseph II. des Heiligen Römischen Reiches selbst beschrieb ihn als „einen Mann der Höflichkeit und mit der Haltung der hohen Gesellschaft“. Und in den Kreisen der europäischen Aristokratie wurde Kurakin wegen seiner Vorliebe für Diamantenschmuck der Diamantenprinz genannt – Gold und Diamanten zierten seine Hüte, Stöcke, Schulterklappen und Kleider.

Mit der Thronbesteigung von Pawel Petrowitsch wurde Fürst Kurakin Vizekanzler. Auch wenn er von den Staatsgeschäften wenig verstand, war er ein erfahrener Würdenträger und zeichnete sich durch sein Alter und seine Autorität aus. In den Jahren 1808-1812 leitete Kurakin die russische Botschaft in Frankreich, die er nach Beginn der napoleonischen Invasion verließ. 

Porträt des Fürsten Alexander Kurakin, 1802, Wladimir Borowikowski.

Die Legende besagt, dass Kurakin im Jahr 1810 in Paris ein Zwischenfall widerfuhr, der schließlich zu seinem Tod führte. Bei einem der Bälle brach ein Feuer aus. Kurakin, ein wahrer Aristokrat, erlaubte sich nicht, den brennenden Saal zu verlassen, bis alle Damen gegangen waren. Der Diamantenprinz wurde buchstäblich in Kleider mit Goldstickerei gehüllt – das rettete ihm zwar das Leben, aber er erlitt dennoch schwere Verbrennungen, die schließlich seine Gesundheit beeinträchtigten.

In den letzten Jahren seines Lebens litt Kurakin an Gicht und anderen Krankheiten, gab aber weiterhin prächtige Bälle in Moskau und St. Petersburg. Als er in die höchsten Grade der Freimaurerei eingeweiht wurde, legte er ein Zölibatsgelübde ab, aber im Laufe seines Lebens hatte er mehr als 50 uneheliche Kinder gezeugt. 

Alexej Tolstoi (1817-1875), Freund von Alexander II.

Porträt des Dichters und Dramatikers Alexej Konstantinowitsch Tolstoi in seiner Jugend, 1836, von Karl Brjullow.

Der Tradition folgend, Großfürsten zusammen mit jungen Aristokraten zu erziehen, wurde der spätere berühmte Schriftsteller Alexej Tolstoi, Autor des Romans Der Silberprinz, ein Freund des zukünftigen Alexander II. Er war einCousin dritten Grades von Leo Tolstoi. Alexej wurde (zusammen mit anderen jungen Aristokraten) dem Zarensohn Alexander vorgestellt, als sie 14 bzw. 13 Jahre alt waren. Sie blieben viele Jahre lang Freunde.

Alexej verblüffte den Zarensohn und dessen ganzes Gefolge mit seiner Recken-Kraft. Er konnte Besteck und Schürhaken verknoten, den Thronfolger mühelos hochheben und auf den Schultern tragen, und einmal rang er sogar mit Zar Nikolaus I., dem Vater Alexanders, um die Wette. Dieser Vorfall wurde von der Hofdame Alexandra Rosset in ihren Memoiren beschrieben. „Er brüstete sich und schlug dem Zaren vor, mit ihm zu ringen, und zwar mit aller Kraft. Seine Majestät sagte zu ihm: Mit mir? Aber du vergisst, dass ich stärker bin als du, viel größer. – Das macht nichts, ich habe keine Angst, mich mit anderen zu messen, ich bin sehr stark, das weiß ich.“ Nachdem er die Erlaubnis erhalten hatte, mit aller Kraft zuzuschlagen, kämpfte Tolstoj lange Zeit mit dem zwei Meter großen Zaren. „Der Imperator, der diesen Angriff mit einer Hand abwehrte, sagte von Zeit zu Zeit: Er ist stark, dieser Junge, stark und beweglich. Als der Zar endlich bemerkte, dass er keuchte und kaum noch atmen konnte, hob er ihn hoch, küsste ihn und sagte zu ihm: Gut gemacht! Du bist ein Recke!“ 

Porträt des Schriftstellers Alexej Konstantinowitsch Tolstoi, 1879, Ilja Repin.

Tolstoj wurde Beamter, obwohl er eher als Schriftsteller bekannt war, Autor der Erzählung Der Vampir und Mitautor der berühmten Kunstfigur Kosma Prutkow. Er nutzte die Freundschaft des Zaren nicht, um seine Karriere voranzutreiben, und nach seiner Pensionierung 1861 kam er nur noch selten nach St. Petersburg.

Die letzten Jahre seines Lebens widmete Tolstoj seinen Reisen durch Europa und seinen literarischen Beschäftigungen. Sein bedeutendster Roman, Der Silberprinz, wurde 1863 veröffentlicht. Wegen chronischer Kopfschmerzen, unter denen Tolstoj im Alter litt, wurden ihm Morphiumspritzen verschrieben, die zu seinem frühen Tod führten.

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