Im November 1894 heiratete Nikolaus II. die Enkelin der britischen Königin Victoria, die deutsche Prinzessin Alix von Hessen-Darmstadt. Sie konvertierte zum orthodoxen Glauben und nahm den Namen Alexandra Fiodorowna an, aber in der Familie nannten sie alle Alix.
Die Hochzeit fand ohne pompöse Feierlichkeiten statt, denn kaum ein Jahr zuvor war der Vater des frischgebackenen Zaren, Zar Alexander III., gestorben. Im Mai 1896 fand jedoch bereits eine prachtvolle Krönung von Nikolaus und Alexandra statt, die in Moskau groß gefeiert wurde.
Die Krönung von Nikolaus II.
Public domainBerühmt-berüchtigt wurde das Gedränge auf dem Chodynkafeld, wo kostenlose Geschenke an die Armen verteilt wurden. Mehr als tausend Menschen starben damals, und viele hielten dies für ein schlechtes Omen.
Olga, Tatjana, Marija, Anastassija.
Public domain, color by KlimbimDas Paar hatte vier Töchter – „OTMA“, wie sie sich selbst nannten: Olga, Tatjana, Marija, Anastassijia, und den lang erwarteten Thronfolger, Zarewitsch Alexej.
Es ist bekannt, dass das Zarenpaar die Mädchen sehr asketisch aufzog und sie nicht verwöhnen oder ihren Charakter mit Reichtum „verderben“ wollte. Sie aßen einfaches Essen, schliefen auf klappbaren Feldbetten und konnten Kleidung nähen. Sogar ihr Badewasser trugen sie selbst.
Großfürstinnen beim Pilzesammeln im Wald.
Public domain, color by KlimbimEs kam vor, dass die jüngeren Mädchen die Kleidung der älteren auftrugen. Und das zeigte Wirkung: Alle Töchter wuchsen in einer Atmosphäre der Bescheidenheit auf und verachteten nie den Umgang mit dem einfachen Volk. Auch der Zarewitsch Alexej war bescheiden und sanftmütig.
Dabei pflegten die Töchter ihren Eltern gegenüber einen sehr offenen Umgang, hielten auch mit ihren Schwärmereien für junge Männer nicht hinter dem Berg und teilten mit ihnen andere Geheimnisse junger Mädchen.
Marija, Anastassija, Tatjana, Olga.
Public domain, color by KlimbimNach der Februarrevolution 1917 wurden der Zar und seine Familie im Palast von Zarskoje Selo unter Hausarrest gestellt. Im Sommer schickten die Bolschewiki sie ins Exil nach Tobolsk in Sibirien, und im Frühjahr 1918 wurden sie nach Jekaterinburg gebracht.
Olga, Alexej, Anastassija und Tatjana in Zarskoje Selo unter Arrest, Frühjahr 1917.
Public domainIn der Nacht des 17. Juli 1918 wurde die gesamte Familie zusammen mit vier ihrer Begleiter erschossen.
Keines der Kinder hatte geheiratet oder Nachkommen hinterlassen. Im Jahr 2000 wurden sie von der Russischen Orthodoxen Kirche als Märtyrer heiliggesprochen. Die Älteste war zum Zeitpunkt ihres Todes 22 Jahre alt, der Jüngste stand kurz vor seinem 14. Lebensjahr. Was ist über ihr kurzes Leben bekannt?
„Engelsgleiches blondes Haar, große blaue Augen und ein wunderschöner Teint, eine leicht Stupsnase, die sie vom Zaren geerbt hatte“, so beschrieb eine der Hofdamen der Zarin das Aussehen der ältesten Tochter von Nikolaus und Alexandra.
Olga kam ein Jahr nach der Hochzeit auf die Welt. Wie der Zar in seinem Tagebuch notierte, war die Geburt schwierig: „Den ganzen Tag über lag sie [Alexandra] in großen Qualen im Bett - die ärmste!“
Der Name Olga galt als traditionell für die Romanows und ehrte das Andenken an die heilige Fürstin Olga, die erste russische Herrscherin, die die Orthodoxie annahm.
Lehrer und Hofleute sprachen von Olga als einem Mädchen mit einer großen russischen Seele. Sie war freundlich, aber manchmal (vor allem in ihrer Kindheit) jähzornig. In ihrer sanften Art und in ihrem Aussehen ähnelte die Großfürstin eher ihrem Vater.
Gleichzeitig besaß sie Eigenschaften wie „starken Willen und unbestechliche Ehrlichkeit und Geradlinigkeit“. Die älteste Tochter war die besonnenste und gleichzeitig sehr unabhängig, ja sogar eigensinnig. Sie war das einzige Kind, das dem Willen der Eltern etwas entgegensetzen konnte.
Olga liebte es, zu lesen und sich mit einem Buch zurückzuziehen, sie konnte gut zeichnen und interessierte sich für einige wissenschaftliche Gebiete, insbesondere für Geschichte. Der Zar soll ihr besonders nahe gestanden haben. Als die Geburt des Zarewitsch lange auf sich warten ließ, überlegte Nikolaus II. laut Premierminister Sergej Witte sogar, ob er Olga den Thron überlassen sollte.
Im Schicksalsjahr 1918 war Olga bereits 22 Jahre alt, aber unverheiratet. Im Jahr 1912 sollte sie mit dem Großfürsten Dmitri Pawlowitsch verlobt werden, dem sie sehr zugetan war. Doch im letzten Moment löste die Zarin die Verlobung wegen eines Konflikts zwischen dem Auserwählten ihrer Tochter und Grigorij Rasputin, „einem Freund der Familie“, auf. Einige Jahre später sollte Fürst Dimitrij an der Ermordung Rasputins beteiligt war.
Später lehnte die Zarin Alexandra mehrere andere Anwärter ab. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, blieb keine Zeit zum Heiraten. Einigen Quellen zufolge war eine Heirat Olgas mit dem künftigen rumänischen König Karl II. im Gespräch, aber Olga selbst wollte angeblich ihre Familie und Russland in einer so schwierigen Zeit nicht verlassen.
Während des Ersten Weltkriegs diente Olga zusammen mit ihrer Mutter und ihren Schwestern im Krankenhaus von Zarskoje Selo als Krankenschwester. Außerdem wurde ihr eine heimliche Affäre mit dem Offizier Dmitri Schach-Bagow nachgesagt (in ihrem Tagebuch bezeichnete sie ihn als einen „schrecklichen Schlawiner“). Die Eltern der Großherzogin hätten einer solchen Heirat jedoch niemals zugestimmt.
Olga und Dmitri Schach-Bagow im Krankenhaus.
Public domainOlga sehnte sich dem Glück einer Frau, und ihre Mutter besorgte die Vorstellung, es könne kein würdiger Partner für sie gefunden werden. Als die Zarenfamilie von den Bolschewiken erschossen wurde, bedauerte Olgas Lehrer Pierre Gigliard, dass sie den rumänischen Prinzen abgelehnt hatte, denn dies hätte ihr Leben gerettet.
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