Die 5 gewalttätigsten Banden der „Wilden 1990er“

Kira Lisitskaya (Photo: AFP; Pixabay)
Allein die Namen dieser Gruppen des organisierten Verbrechens versetzen den normalen Russen in Angst und Schrecken.

1. Die Tambow-Bande

Wladimir Barsukow

Auf ihrem Höhepunkt kontrollierte die Tambow-Bande fast die gesamte Stadt St. Petersburg. Ihr Anführer, Wladimir Kumarin (auch bekannt als Wladimir Barsukow), hatte so viel Macht und Einfluss in der Stadt, dass er den Spitznamen Nachtkommandant von St. Petersburg erhielt.

Der aus Tambow, einer russischen Provinzstadt, stammende Kumarin gründete die Bande in den späten 1980er Jahren in St. Petersburg. Innerhalb weniger Jahre weitete die Bande ihre Aktivitäten von der Schutzgelderpressung von Kleinunternehmern auf ein Quasi-Monopol im Drogenhandel, auf Sicherheitsunternehmen und sogar auf die Kontrolle über ein großes Ölunternehmen in der Stadt aus. Ende der 1990er Jahre kontrollierte die Tambow-Bande wichtige Häfen, Immobilien, Restaurants, eine Fleischverarbeitungsfabrik, das Transportwesen, Tankstellenketten und den Spirituosenhandel in St. Petersburg.

Der Einfluss der Bande nahm ab, nachdem ihr Anführer verhaftet und wegen mehrfacher Erpressung und versuchten Mordes angeklagt wurde, was zu einer mehrfach verlängerten Haftstrafe in einem Hochsicherheitsgefängnis führte.

2. Die Orechowo-Bande

Sergej Timofejew

Der Anführer der Orechowo-Bande Sergej Timofejew erhielt den Spitznamen Sylvester wegen seiner angeblichen Vorliebe für Hollywood-Blockbuster und seiner athletischen Statur. Sylvesters Bande stammte aus dem Stadtbezirk Orechowo-Borisowo im Süden Moskaus und war in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren in der russischen Hauptstadt aktiv.

Die Mitglieder der Bande verdienten ihr Geld, indem sie Lastwagen entführten und ihren Anteil an den Erträgen verschiedener Krimineller, die in ihrem Revier operierten – von Betrügern über Einbrecher bis hin zu Autodieben – einforderten. Als der Kapitalismus in den 1990er Jahren in Russland Einzug hielt, zwang die Bande zahlreiche Unternehmer und Unternehmen, sich von ihr „schützen“ zu lassen. Auch versuchte die Gang, das Showgeschäft zu kontrollieren und erpresste Geld von verschiedenen in den 1990er Jahren populären Sängern. Die Orechowo-Bande wurde so stark und mächtig, dass sie die Kontrolle über Dutzende von Banken in Zentralrussland erlangte.

Die Ära der Orechowo-Bande endete 1994, als Sylvesters Mercedes im Zentrum Moskaus in die Luft gesprengt wurde. Es gab Spekulationen, dass der Bandenchef von seinen eigenen Leuten oder einer rivalisierenden Bande ermordet worden sei, aber die wahre Identität des Auftragskillers ist bis heute unbekannt.

3. Die Kurgan-Bande

Andrej Koligow und Witalij Ignatow

In den späten 1980er Jahren arbeiteten vier Männer als Totengräber auf einem der Provinzfriedhöfe in Kurgan, einer Stadt im Südwesten Sibiriens. Es handelte sich um Andrej Koligow, Oleg Neljubin, Witalij Ignatow und Alexander Solonik. Schon bald bauten die drei Erstgenannten eine mächtige Verbrecherbande auf, während Letzterer sich offiziell den Ruf des tödlichsten Auftragskillers in Russland erwarb.

Zunächst hieß die Bande Komsomol, weil ihr viele Komsomol-Aktivisten angehörten, später wurde sie als Kurgan-Bande bekannt. Alle drei Anführer der neuen Bande waren ehemalige Sportler, die nicht vorbestraft waren. Die Schutzgelderpressung örtlicher Unternehmen war das Hauptgeschäft der Bande, doch schon bald waren das Potenzial, das diese kriminelle Tätigkeit in der Provinz Kurgan bot, ausgeschöpft. Die Zahl der Mitglieder nahm zu und die Bande benötigte ein größeres Betätigungsfeld. Daher zogen Anfang der 1990er Jahre zunächst die Anführer und einige Mitglieder der Bande nach Moskau.

Der Anführer der Orechowo-Bande, Sylvester, nahm die Neuankömmlinge in sein kriminelles Imperium auf und setzte sie ein, um seine Gegner auszuschalten. Schon bald wurde die extreme Grausamkeit der Kurgan-Bande legendär. Sie schreckte nicht vor dem Einsatz von Waffen zurück und griff bereitwillig zu Gewalt, auch in den eigenen Reihen. Gerüchten zufolge war es für die Mitglieder dieser Bande üblich, ihre eigenen besten Freunde hinzurichten, wenn ein entsprechender Befehl von oben kam.

Berüchtigt war die Kurgan-Bande vor allem wegen ihrer Verbindung zu Alexander Solonik, dem Auftragskiller Nummer eins in Russland.

Letztendlich wurden alle Anführer der Bande entweder verhaftet oder getötet.

4. Die Elefanten-Bande

Wjatscheslaw Jermolow

Die Elefanten-Bande war in den 1990er Jahren eine der mächtigsten kriminellen Organisationen in Russland. Sie operierte in der Region Rjasan und entstand 1991 unter der Führung des ehemaligen Fahrers der Rjasaner Staatsanwaltschaft Nikolai Maximow, Spitzname Max, und des 1962 geborenen Taxifahrers Wjatscheslaw Jermólow, Spitzname Slon (dt.: Elefant). Die Gruppe begann mit Hütchenspiel auf der Straße und ging dann zu schwereren Straftaten über, wie den Betrug an Autokäufern und -verkäufern. Später wurden sie zu Schutzgelderpressern, die es sogar auf gemeinnützige und unrentable Unternehmen abgesehen hatten.

Da die Einnahmen aus Kleinunternehmen nicht mehr ausreichten, interessierte sich die Gruppe für die Industrie und versuchte, die Kontrolle über große Unternehmen zu erlangen. Dazu verwendeten sie die durch Erpressungen und Raubüberfälle erlangten Mittel. Die Elefanten-Bande war für ihre Brutalität bekannt: Sie suchte Unternehmer in deren Wohnungen und Büros auf, forderte Zahlungen und bestrafte diejenigen, die sich weigerten oder nicht zahlen konnten. Unter dem Deckmantel der karitativen Unterstützung von Kinderheimen rekrutierten sie künftige Mörder sogar unter den Waisenkindern.

Seit 1996 werden die Mitglieder der Gruppe aktiv strafrechtlich verfolgt, aber Wjatscheslaw Jewgenjewitsch Jermólow und einige aktive Mitglieder der Gruppe konnten bis heute nicht gefunden werden, wobei Jermólow international gesucht wird.

5. Die tschetschenische Mafia

Nikolai Sulejmanow

In den 1990er Jahren arbeitete die tschetschenische Mafia mit etablierten russischen Mafiagruppen in der UdSSR und in Russland zusammen. Nikolai Sulejmanow, auch bekannt als Chosa und Ruslan, gründete in den 1980er Jahren den Moskauer Zweig der tschetschenischen Mafia.

Chosa und seine Anhänger brachten tschetschenische Migranten nach Moskau und rekrutierten Kämpfer, um ihre Organisation zu einer dominierenden Kraft in der russischen Unterwelt werden zu lassen. Die Tschetschenen waren für ihren Ruf als gewalttätige Bande bekannt und wurden schnell zur dominierenden kriminellen Gruppe in Moskau.

Dies führte zu Konflikten mit anderen kriminellen Gruppen, darunter der Orechowo-Bande. Im Dezember 1994 wurde Chosa von einem Auftragskiller der russischen Mafia getötet.

Trotz dieses Verlustes breitete sich der Einfluss der tschetschenischen Mafia weiter in ganz Russland aus. Sie begann, in zahlreichen russischen Städten zu operieren, kontrollierte rund 2.000 Handelsunternehmen und Banken und finanzierte mit ihren kriminellen Erträgen illegale bewaffnete Gruppierungen, die zu einer wichtigen Finanzierungsquelle für solche Kräfte in Tschetschenien wurden.

Im Jahr 2004 verhafteten die Behörden die Anführer tschetschenischer krimineller Gruppen, die verdächtigt wurden, separatistische Organisationen zu finanzieren.

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