Wer konnte 2015 überzeugen?
Getty ImagesSergei Schoigu – Engagement in Syrien
Foto: Jewgenij Odinokow/RIA Nowosti
Sergei Schoigu ist seit 2012 Verteidigungsminister der Russischen Föderation. Zuvor war er mehr als zwanzig Jahre lang Minister für Zivilschutz. Er zählt zu den beliebtesten russischen Politikern.
Unter Schoigus Leitung startete die Syrien-Offensive der russischen Armee. Zunächst wurden weitgehend unauffällig Luftwaffen-Einheiten in den Nahen Osten verlegt, die dann am 30. September offiziell den Kampf gegen syrische Islamisten aufnahmen. Im Rahmen der Militärkampagne sind russische Langstreckenluftwaffen, Kriegsschiffe und U-Boote im Einsatz. Erstmals werden russische Marschflugkörper unter Kampfbedingungen abgefeuert. Dank der russischen Unterstützung aus der Luft konnte die syrische Armee auch eigene Angriffe gegen die Islamisten starten.
Maria Sacharowa – eine schlagfertige Frau
Foto: Sergej Gunejew/RIA Nowosti
Maria Sacharowa ist seit 10. August 2015 die Sprecherin des russischen Außenministeriums.
Sacharowa ist die erste Frau auf dieser Position. Sie nutzt intensiv soziale Netzwerke und ist bekannt für provokante Äußerungen, nicht nur im Zusammenhang mit dem Einsatz russischer Truppen in Syrien.
So kommentierte sie die Worte des britischen Außenministers Philip Hammond scharf, der erklärt hatte, Präsident Putin könne dem Wahnsinn in Syrien durch einen einzigen Telefonanruf beim syrischen Präsidenten Assad ein Ende setzen. „Wenn der Wahnsinn nach dem Rücktritt Assads aufhört, was ist dann mit dem IS? Ruft den dann auch jemand an und sagt, dass das Spiel vorbei ist? Aufgepasst, die Preisfrage lautet: Wer ruft beim IS an“, spottete Sacharowa. Ob sie eine Antwort bekommen hat, wissen wir nicht.
Sergei Glasjew – Abkehr von der Marktwirtschaft?
Vitalij Newar/TASS
Sergei Glasjew ist ein russischer Wirtschaftswissenschaftler, 1992 bis 1993 war er Minister für außenwirtschaftliche Beziehungen. Er ist Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften und seit einigen Jahren auch ein Berater des russischen Präsidenten.
Glasjews Bericht für den Sicherheitsrat der Russischen Föderation, in dem er Empfehlungen zur Steigerung der Konkurrenzfähigkeit der russischen Wirtschaft darlegte, stieß bereits vor seiner Veröffentlichung im September auf große Resonanz.
Hinter den Vorschlägen Glasjews vermuteten die Medien die Absicht, zur sowjetischen Planwirtschaft zurückzukehren und die Rolle des Staates deutlich zu stärken. Glasjew selbst betonte, er plädiere für ein effektives System einer günstigen langfristigen Finanzierung der Realwirtschaft mittels Geldemission. Deren Umfang solle sich nach der Größe jener Projekte richten, die von Staat und Wirtschaft vorgesehen seien. Nach Einschätzung des Wirtschaftswissenschaftlers könnte das russische Bruttoinlandsprodukt bei einer Umsetzung dieses Programms ein jährliches Wachstum von mindestens sieben Prozent erreichen.
Russischer Rubel – schwach, aber stabil
Foto: Shutterstock/Legion Media
Die russische Währung war 2015 so oft in den Schlagzeilen, dass sie für die Russen wortwörtlich eine gute Bekannte geworden ist. Oft hat man sich Sorgen um sie gemacht. Man will einfach wissen, wie es ihr geht.
Der Rubel erfüllte 2015 die düsteren Prognosen, die ihm am Ende des Vorjahres prophezeit wurden, nicht. Damals gingen Beobachter von einer weiteren Abwertung der russischen Währung aus, von 100 Rubel für einen US-Dollar war die Rede. Angeblich führte die russische Zentralbank unter dieser Prämisse sogar Stresstests durch. Bestätigt wurden entsprechende Medienberichte aus dem Sommer 2015 offiziell nicht. Bislang erweist sich die russische Währung jedoch als stabil. Einen US-Dollar gibt es derzeit für 70 Rubel. Allerdings macht dem Rubel der schwächelnde Ölpreis zu schaffen.
Jelisaweta Glinka – Doktor Lisa und die Kinder des Donbass
Foto: Sergej Sawostjanow/TASS
Die Anästhesistin Jelisaweta Glinka ist bekannt als Doktor Lisa. Sie leitet die Stiftung Gerechte Hilfe.
Die Stiftung Gerechte Hilfe beschreibt ihre Ziele auf ihrer Webseite. Sie will „Obdachlosen, Sterbenskranken, einsamen alten Menschen und Invaliden, die ihre Wohnung und Existenzgrundlagen verloren haben“ helfen.
Nach der Zuspitzung der Lage im Donbass widmete sich Stiftungsvorsitzende Doktor Lisa in Not geratenen Kindern aus den umkämpften Gebieten in der Ukraine. Nach Medienberichten ließ Glinka mindestens 250 Kinder, die medizinischer Versorgung bedurften, aus dem Donbass an sichere Orte verlegen. Für diese Arbeit erhielt sie 2015 die Auszeichnung Swoja koleja (zu Deutsch: „Eigene Spur“), die von russischen Wohltätigkeitsorganisationen gestiftet wird.
Ljudmila Alexejewa – Rückkehr in den Präsidentenrat
Foto: Zurab Djawahadse/TASS
Ljudmila Alexejewa ist Menschenrechtlerin, Mitgründerin und langjährige Leiterin der ältesten Menschenrechtsorganisation Russlands – der Moskauer Helsinki-Gruppe (MHG).
Alexejewa schloss sich Mitte der 1960er-Jahre der Dissidentenbewegung an. Verfolgt vom KGB emigrierte sie 1977 in die USA, wo sie für die Sender Swoboda und Golos Ameriki arbeitete. In den 1990er-Jahren kehrte sie nach Russland zurück und wurde Leiterin der Moskauer Helsinki-Gruppe.
2015 ließ sie sich erneut in den Rat für Menschenrechte beim Präsidenten wählen, den sie drei Jahre zuvor aus Protest gegen die geplante Internetabstimmung über seine Mitglieder verlassen hatte. Als wichtigstes Anliegen nach ihrer Rückkehr in den Rat nennt Alexejewa den Kampf gegen das 2012 erlassene Gesetz über ausländische Agenten. Nach diesem Gesetz muss sich jede Nichtregierungsorganisation, die politisch aktiv ist und durch Gelder aus dem Ausland finanziert wird, als „ausländischer Agent“ registrieren zu lassen. Ein Generalverdacht, den Alexejewa ablehnt.
Am 1. Oktober forderte Alexejewa auf einer Sitzung des Rats den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf, dieses „schädliche Gesetz abzuschaffen“. „Wir (Menschenrechtler) müssen uns keinen haltlosen Verdächtigungen aussetzen“, sagte Alexejewa. Das Geld aus dem Ausland verwendeten die NGO schließlich zum Wohle der in Russland lebenden Menschen.
Leonid Sluzki – Sbornaja zurück auf Erfolgskurs
Foto: Stanislaw Krasilnikow/TASS
Leonid Sluzki ist ein russischer Fußballtrainer. Seit August 2015 trainiert er die Sbornaja, die russische Fußball-Nationalmannschaft.
Sluzki trat als Trainer der russischen Nationalelf die Nachfolge des Italieners Fabio Capello an, der drei Jahre lang in dieser Rolle wenig überzeugte. Er übernahm diese Aufgabe in einer Situation, als Russlands Qualifikation für die Europameisterschaften 2016 in Gefahr war. Sluzki führte die Sbornaja zu fünf Siegen in sechs Spielen, unter anderem gegen Portugal und Schweden. Im Oktober war die Teilnahme Russlands an der EM 2016 sicher.
Valeri Gergijew – Mariinski-Theater im Fernen Osten
Foto: Ruslan Schamukow/TASS
Valeri Gergijew ist Dirigent, künstlerischer Leiter und Generaldirektor des Mariinski-Theaters in Sankt Petersburg. 2015 eröffnete das Traditionshaus mit dem Primorski Opernyj Teatr in Wladiwostok eine Filiale.
„Das ist eine gute Idee, Wladiwostok ist schließlich ein bedeutender Standort, so nah an Korea, China und Japan“, erklärte der Dirigent in einem Interview mit der „Rossijskaja Gaseta“. 2015 trat Gergijew von seiner Position als Chefdirigent des London Symphony Orchestra zurück, die er zehn Jahre lang innehatte. In dieser Saison dirigiert der rührige Gergijew zudem die Münchner Philharmoniker, eine „himmlische“ Arbeit, wie er sagte. Auf dem Spielplan standen deutsche und russische Werke.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!