Traumhafte Blockhäuser: Warum Russen immer weiter Holzhäuser bauen

Kultur
BORIS JEGOROW
Jahrhundertelang war die russische "Isba", ein bescheidenes Bauernhaus aus Holz, eines der Wahrzeichen des Landes. Heute leben vor allem die Russen in den Städten vornehmlich in Steinhäusern. Dennoch werden weiter auch überall Blockhäuser nach traditionellem Vorbild gebaut.

Russland Premierminister Dmitrij Medwedew äußerte vor Kurzem, in der russischen Holzbauweise liege die Zukunft der russischen Baubranche. Die Politiker denken nun sogar über die Ausschüttung von Subventionen für Holzhäuslebauer nach. Einerseits sollen die russische Waldwirtschaft gestützt, andererseits auch die alten Bautraditionen erhalten werden. 

Die "Isba" ist eine Blockhütte in der Tradition der russischen Holzbaukunst. Seit der Epoche der Alten Rus bis Anfang des 20. Jahrhunderts war dies die vorherrschende Architektur für die einfachen Bevölkerungsschichten der russischen Lande.

Die "Isba" hatte traditionell ein zweischichtiges Strohdach und zwei Fenster im Giebel. Anstelle eines Fundaments, gab es nur einen Holzboden. Eine solche klassische russsiche Blockhütte bestand stets aus nur einem großen Raum, wo die ganze Bauernfamilie kochte, aß, teilweise arbeitete (vor allem die Frauen!) und schlief.

Zentrum des Lebens in einer solchen "Isba" war der Steinofen. Das Wort Isba selbst kommt darum auch von dem altrussischen Wort für anheizen - "istopit". Der Ofen wurde speziell auf eine Seite des Hauses gebaut, damit das Gebäude sich auch in der Zukunft nicht neigt. Im Ofen befanden sich auch der Herd, das Geschirr und anderes Kochzubehör.

Dieses Blockhauss ließ sich Ende des 19. Jahrhunderts der wohlhabende Bauer Oschenew im nordrussischen Karelien bauen. Das große zwei-geschossige Gebäude musste natürlich auch der strengen nordrussischen Witterung standhalten und hat darum ein massives Holzbach bekommen. Heute gehört es zu dem berühmten Freilichtmuseum der Insel Kischi.

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Der Schmied Sergej Kirillow verbrachte noch Mitte des 20. Jahrhunderts ganze 13 Jahre mit dem Bau seiner "Isba" im Dorf Kunara im Uralgebiet Swerdlowsk. Es entstand ein echter Hingucker: ein farbenfrohes "Lebkuchenhaus" wie aus dem Märchen von "Hänsel und Gretel".

Dieses Stadthaus des wohlhabenden sibirischen Kunstmäzen Wladimir Suchatschew steht seit 1882 in Irkutsk. Dank der engen Verbindungen nach China damals war das Thema Orient zu jener Zeit sehr beliebt. Darum ist das Haus überall dekoriert mit chinesischen Motiven. Heute finden in dem Gebäude zahlreiche Ausstellungen und Konzerte statt.

Von der Holzarchitektur des alten Moskau ist heute nicht mehr viel übrig. Aber einige einzelne Beispiele gibt es dennoch: zum Beispiel diese kleine "Isba" im Bezirk Chamowniki, Baujahr 1846. Einst gehörte es dem russischen Historiker Michail Pogodin. Zwischen all den modernen Hochhäusern wirkt das Häuschen heute wie aus einem Märchenfilm.

Jeder Tourist, der das sibirische Irkutsk unweit des Baikalsees, besucht, sollte das sogenannte "Europäische Zuhause" besuchen, das im 19. Jahrhundert für eine lokale Kaufmannsfamilie gebaut worden war. 

"Teremok" heißt "kleiner Ort" auf Russisch. Dieses Meisterwerk der russischen Holzarchitektur steht in einem Museumsdorf Fljonowo unweit von Smolensk in Westrussland. 

Heute ist die "Isba" natürlich nicht mehr die vorherrschende Bauweise im modernen Russland. Vielmehr ist es eine Art Hobby. Viele russische Baufirmen aber spezialisieren sich auf Holzhäuser: ob als Sommer- oder Gartenhaus oder echtes Wohnhau.

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