Große Literatur: Die zehn beliebtesten West-Autoren der Russen

United States Library of Congress; Bibliothèque nationale de France; Getty Images; Pixabay
Diese brillanten ausländischen Autoren, deren Bücher auch in der UdSSR veröffentlicht werden durften, waren damals unter den Leseratten äußerst beliebt und sind es auch heute noch.

Genau wie der Rest der Welt sind auch die Russen große Fans von J. R. R. Tolkien und J. K. Rowling. Zu den Bestsellern in russischen Buchhandlungen zählen zudem weltweit beliebte Romane wie „Shantaram“ von Gregory David Roberts und „Ein wenig Leben“ von Hanya Yanagihara. Sie werden jedoch womöglich überrascht sein, dass auch die folgenden ausländischen Autoren über Generationen hinweg sehr beliebt waren und sind. 

  1. Sir Arthur Conan Doyle

Arthur Conan Doyle

Die Russen sind große Fans von Detektivgeschichten und sie lieben Agatha Christie. Aber Sherlock Holmes ist etwas Besonderes in Russland. Tatsächlich wurde die sowjetische Sherlock Holmes-Verfilmung sogar in Großbritannien für ihre hohe Qualität gefeiert. Der Schauspieler Wassili Liwanow, der Holmes spielte, wurde von der Königin persönlich mit dem Orden des britischen Empire ausgezeichnet. 

Der zeitgenössische russische Schriftsteller Boris Akunin hat übrigens eine Reihe von Detektivgeschichten im Stil des 19. Jahrhunderts geschrieben. Die Hauptfigur, Erast Fandorin, erinnert sehr an Sherlock Holmes, und so ist es nicht verwunderlich, dass Akunins Bücher ebenfalls Bestseller sind.

  1. O. Henry

William Sydney Porter (O. Henry)

Eine der berühmtesten Kurzgeschichten von O. Henry in Russland ist „Das Geschenk der Weisen“. Seine drei Erzählungen „Wege des Schicksals“, „Makes the Whole World Kin“ und „The Ransom of Red Chief“ (beide nicht auf Deutsch erschienen) wurden von einem der bekanntesten sowjetischen Regisseure, Leonid Gaidai, in einem Film zusammengefasst. „Strictly Business“, zu Deutsch „Streng geschäftlich“ ist heute ein Comedy-Klassiker in Russland. 

  1. Erich Maria Remarque

Erich Maria Remarque

Dieser Autor war in der UdSSR und in Russland äußerst beliebt, obwohl es keine Verfilmungen seiner Werke gab. Viele sowjetische Familien hatten jedoch die gesamte Sammlung von Remarques Romanen zu Hause und auch heute noch zählt er zu den Top 10 der meistverkauften Autoren in Russland. Eines der beliebtesten Bücher in Russland ist „Drei Genossen“. Das Stück zum Buch wird seit mehr als 20 Jahren im Moskauer Sowremennik-Theater aufgeführt.

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  1. Mark Twain

Mark Twain

Sie werden kaum ein russisches Kind finden, das nicht mindestens ein Buch über die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn gelesen hat. Gleichzeitig waren „Der Prinz und der Bettelknabe“ Bestandteil des Lehrplans in sowjetischen Schulen, ging es darin doch darum, dass der soziale Status unerheblich sei und Persönlichkeit, die Fähigkeit, zu teilen und Freundlichkeit den Menschen ausmachen. Beide Bücher wurden auch in der Sowjetunion erfolgreich verfilmt. 

  1. Lewis Carroll

Lewis Carroll

„Alice im Wunderland“ wurde viele Male ins Russische übersetzt. Eine der Versionen stammt von Vladimir Nabokov, einem großen Carroll-Bewunderer.  Bekannte sowjetische Kinderliteraturautoren wie Samuil Marschak und Boris Sachoder fertigten eigene Übersetzungen an - und viele weitere folgten. Sowohl „Alice im Wunderland“ als auch „Alice hinter den Spiegeln“ wurden als sowjetische Animationsfilme produziert, die sehr populär wurden (obwohl die Handlung verändert wurde). 

  1. Alexandre Dumas

Alexandre Dumas

„Die drei Musketiere“ sind seit langem ein Lieblingsbuch der sowjetischen und russischen Jungen. Früher gaben sie vor, selbst Musketiere zu sein, und stritten sich, wer die Rolle des d'Artagnan spielen durfte. Frauen retten und Heldentaten begehen - das war in der sowjetischen Tradition der Jungenerziehung sehr verbreitet. Wiederum trug eine legendäre sowjetische Verfilmung des Buches wesentlich zu seiner weit verbreiteten Popularität bei. „Der Graf von Monte Cristo“ war ebenfalls sehr beliebt und galt als Paradebeispiel für Mut und Entschlossenheit gegen alle Widerstände und Ehre. 

  1. Victor Hugo

Victor Hugo

Der „Glöckner von Notre Dame“ war schon lange vor dem Musical in Russland populär. Das sowjetische und russische Volk sympathisierte sehr mit Quasimodo und sorgte sich um Esmeralda. In der Sowjetunion war „Les Misérables“ wegen des revolutionären Grundgedankens noch beliebter. 

Zum 150. Geburtstag des französischen Schriftstellers wurde ihm 1952 sogar auf sowjetischen Postkarten gedacht. Auszüge aus „Les Misérables“, „Die Elenden“ und „Cosette“, wurden in der UdSSR als separate Ausgaben veröffentlicht. Im Jahr 1937 wurde „Die Elenden“ verfilmt, die Handlung war jedoch anders als im Original. 

  1. Jules Verne

Jules Verne

Jedes russische Kind kann sich noch gut daran erinnern, wie es in der Datscha saß und von diesen unglaublichen Reisen träumte, die die Figuren von Jules Verne erlebten. Die beliebtesten Romane waren „Die Abenteuer des Kapitän Grant“, „Die geheimnisvolle Insel“ und „Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer“. Das letztgenannte Werk inspirierte viele Kinder dazu, davon zu träumen, Ingenieur zu werden, um selbst U-Boote bauen zu können.

  1. Jack London

Jack London

Während einige über das Schicksal von „Weißzahn“ weinten und wütend auf seine Besitzer waren, waren andere besessen von der Liebes- und Abenteuergeschichte „Der Wolf von Wallstreet“.

1992 war die Verfilmung dieses Romans einer der letzten Filme, die in der UdSSR gedreht wurden. Er war sehr erfolgreich, nicht zuletzt, weil die Schauspieler Stars der sowjetischen Serie „Gardemariny, wperod!“, zu Deutsch „Kadetten, vorwärts!“, waren, einer Serie, in der es um tapfere Marinesoldaten zur Zarenzeit ging. 

  1. Charles Dickens

Charles Dickens

Seine elenden Charaktere und Schilderungen über das Leben der unteren Klassen waren dem russischen Leser, der mit Fjodor Dostojewski aufgewachsen war, sehr vertraut. Literaturwissenschaftler glauben sogar, dass Dostojewski Dickens zum Vorbild hatte.  

Eines der meistgelesenen Bücher ist „Oliver Twist“, während „Die Pickwickier“ in Moskauer Theatern aufgeführt wurde. Eine Sammlung von Dickens-Werken zu Hause in den Regalen zu haben, war der Traum eines jeden gebildeten Menschen, denn es war ein Zeichen von Intellekt und Weisheit.

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