Wie viele Kirchen gibt es in Russland?

Kirche der Vierzig Märtyrer in Pereslawl-Salesski.

Kirche der Vierzig Märtyrer in Pereslawl-Salesski.

Legion Media
Vor der Revolution von 1917 gab es in Russland zahlreiche Kirchen für die große Zahl an Gläubigen, Wie viele Gotteshäuser haben die UdSSR überlebt?

Der russische Fürst Wladimir hat das Land im Jahr 988 in großem Umfang der Orthodoxie zugeführt. Seit dieser Zeit wurden immer wieder Kirchen gebaut (natürlich mit Ausnahme der 70 Jahre der Sowjetmacht). Die Fürsten finanzierten die Kirchenbauten. Sie betrachteten den Bau großer und prächtiger Kathedralen als prestigeträchtig und Demonstration ihrer Macht. Sie luden die besten Architekten ein und gaben riesige Summen für sie aus.

Adlige aus verschiedenen Teilen Russlands konkurrierten in Sachen Kirchen- und Klosterbau miteinander und versuchten, bessere Meisterwerke zu bauen als ihre Nachbarn. Sie kümmerten sich mehr um schöne Kirchen als um ihre eigenen Paläste, die manchmal nur einfache Holzhäuser waren. 

Kloster St. Euthymius. Susdal.

Seit dem 16. Jahrhundert, als sich alle russischen Regionen vereinigten, wurden die Kirchen im Auftrag des Zaren gebaut. Reiche Kaufleute und Adlige spendeten große Summen für den Kathedralenbau. Sie wollten vom Zaren gelobt werden, aber auch ihre Namen in der Geschichte verewigen. Zur gleichen Zeit wurden auch Kirchen mit Spenden der Bürger gebaut. Die Christ-Erlöser-Kathedrale wurde nach dem Sieg Russlands über das napoleonische Frankreich auf diese Weise finanziert. 

Auch reiche und wohlhabende Dörfer hatten Kirchen. Der Glaube war ein wichtiger und großer Teil des täglichen Lebens. Um Ihnen eine Vorstellung vom Ausmaß der Religiosität zu geben, hier nur eine Episode aus der russischen Geschichte. Als im 17. Jahrhundert ein neuer Patriarch namens Nikon eine umfassende Reform der orthodoxen Kirche einleitete, waren viele Russen mit den neuen Gebetsregeln nicht einverstanden und zogen es vor, zu sterben, und Hunderte von Menschen verbrannten sich bei lebendigem Leib! 

Holzkirchen auf der Insel Kischi.

Kirchen im alten Russland

Die meisten Kirchen waren früher aus Holz gebaut, von denen es heute im russischen Norden nur noch wenige Exemplare gibt, und sie sind großartig (sehen Sie sich diese hier an). Aber wie alle Holzbauten brannten sie häufig ab, und an ihrer Stelle mussten neue Kirchen gebaut werden. 

In den großen Städten versuchten die Behörden jedoch, als Zeichen ihrer Macht Kirchen aus Stein zu bauen. Jede russische Region hatte ihre eigene „Abteilung“ der Kirche, und die örtlichen Bischöfe kümmerten sich um die Kirchen und Klöster in ihrem Besitz... was ihnen tatsächlich viel Geld einbrachte, nicht zuletzt durch Spenden.

Kirche der Verklärung und Kischi Pogost aus dem 17. Jahrhundert in Karelien.

Kirchen waren manchmal die einzigen Steinbauten in altrussischen Städten. Einige sehr alte, eine der ältesten stammt aus dem 11. Jahrhundert, sind erhalten geblieben. 

Aber wie viele Kirchen konnte eine Stadt bauen? Nun, eine ganze Menge! Es gab eine Redewendung in Moskau, die lautete „Sorok sorokow“. Sorok bedeutet im Russischen sowohl die Zahl „vierzig“ als auch das alte Wort für „Gemeinde“. Moskau hatte etwa sieben Pfarreien, und jede von ihnen hatte etwa 40 Kirchen. Der Ausdruck „sorok sorokow“ (wörtlich „vierzig Kirchengemeinden“) bedeutete aber nicht 1.600 Kirchen, sondern einfach eine Menge! 

In der Tat gab es Anfang des 20. Jahrhunderts in Moskau etwa 800 Kathedralen und noch mehr Kapellen und andere Gotteshäuser. In jeder Moskauer Straße gab es eine oder mehrere Kirchen.  

Ebenso verhielt es sich in anderen russischen Städten. Viele dieser Kirchen wurden mit Spendengeldern der Gemeinde errichtet. In den Städten der Touristenroute des Goldenen Rings in Russland gibt es viele gut erhaltene alte Kirchen. Wenn man ihre Glocken läuten hört, fühlt man sich in das alte Russland zurückversetzt.

Kirchen nach der Revolution 

St.-Nikolaus-Kirche in Chamowniki.

Die Bolschewiki führten eine massive Antireligionskampagne durch. Sie schlossen Kirchen, beschlagnahmten die kirchlichen Wertgegenstände und Ikonen und verkauften sie in den Westen, verhafteten und töteten Priester. Die erbeuteten Kathedralen nutzten die Sowjets als Kasernen, Lagerhäuser, Getreidespeicher, Krankenhäuser, Waisenhäuser, Museen und für viele andere Zwecke (lesen Sie hier mehr). 

Die Bolschewiki zerstörten auch eine große Anzahl von Kirchen. Vor der Revolution von 1917 gab es im Russischen Reich etwa 54.000 Kirchen und über 1.000 Klöster. In den späten 1980er Jahren, als die Perestroika begann, war ihre Zahl auf 6 893 bzw. 22 gesunken.

>>> 10 Moskauer Kirchen, die in der Sowjetzeit zerstört wurden  

Allein in Moskau gab es in den 1980er Jahren von den rund tausend Kirchen nur noch etwa 50, die der Liturgie dienten. Das berühmteste Beispiel ist die Christ-Erlöser-Kathedrale, die 1931 abgerissen wurde. An ihrer Stelle wurde ein Schwimmbad gebaut. In den 1990er Jahren wurde die Kathedrale wieder aufgebaut. Es gibt jedoch auch einige große Kathedralen, die für immer verloren gegangen sind und die Sie hier sehen können.

Wie viele Kirchen gibt es im modernen Russland?

Kirche Kosmas und Damian in Sadowniki.

Es ist schwierig, die Zahl der heutigen Kirchen zu berechnen. In den 1990er Jahren wurde die russisch-orthodoxe Kirche offiziell wiederhergestellt, und nach den letzten offiziellen Angaben nach drei Jahrzehnten gibt es jetzt mehr als 21.000 Kirchen und andere Gotteshäuser sowie fast tausend Klöster. Weltweit gibt es unter der Autorität der russisch-orthodoxen Kirche über 38.000 Kirchen.

In dieser Zahl sind jedoch Kirchen, die nicht der Liturgie dienen, nicht enthalten (z. B. die Basilius-Kathedrale auf dem Roten Platz, die offiziell ein Museum ist). Laut der Webseite Sobory.ru, auf der alle russischen Kirchen aufgelistet sind, gibt es in Russland mehr als 47.000 religiöse orthodoxe Objekte, die sowohl in Betrieb als auch geschlossen oder verlassen sind. 

Im Durchschnitt gibt es eine Kathedrale pro fünftausend Gläubige, während in Großstädten wie Moskau und St. Petersburg eine Kathedrale auf 15.000 Einwohner kommt. Derzeit gibt es in Moskau mehr als 1.000 Kirchen, und jedes Jahr werden in der Stadt zehn bis zwanzig weitere gebaut.

>>> Russisch-orthodoxe Kirchen im Wandel der Architekturgeschichte 

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