Die Top 10 der mehrfach ausgezeichneten russischen Regisseure (TEIL 1)

Kultur
WALERIA PAIKOWA
Wenn es um prestigeträchtige Filmpreise geht, führt für Regisseure kein Weg vorbei am Rampenlicht. Denn genau wie die Schauspieler genießen sie die Aufmerksamkeit und auch sie haben gerne von Zeit zu Zeit ihre „fünfzehn Minuten Ruhm“. Eine Runde Applaus für sie, meine Damen und Herren!
  1. Andrei Swjaginzew (geb. 1964)

Der in Sibirien geborene Regisseur wurde auf Anhieb berühmt, als er 2003 den Goldenen Löwen von Venedig für sein Spielfilmdebüt „Die Rückkehr“ (2003) erhielt -  eine kraftvolle Parabel über Väter, Söhne und Schicksalsschläge. Sein zweiter Spielfilm, „The Banishment“ (2007), erhielt allgemein positive Kritiken und der Hauptdarsteller, Konstantin Lawronenko, wurde 2007 von der Jury in Cannes als „Bester Schauspieler“ ausgezeichnet.

Während Swjaginzews ersten beiden Filme eher wenig Verbindungen zur Realität aufzeigten, ist sein dritter Spielfilm „Elena“ (2011) ein gutes Beispiel für den realistischen Stil des Regisseurs. Swjaginzews Meisterwerk feierte seine Premiere bei den Filmfestspielen von Cannes, wo es 2011 mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2019 schaffte es das Familiendrama als einziger russischer Film auf die Liste der 50 besten Filme der 2010er Jahre des Magazins Rolling Stone.

Sein nächstes Meisterwerk, „Leviathan“ (2014), wurde ebenfalls bei den Filmfestspielen in Cannes vorgestellt und erhielt  den begehrten Preis für das „Beste Drehbuch“. Sein letztes Drama „Loveless“ (2017) handelt von einem von seinen Eltern vernachlässigten, verzweifelten Sohn, aufgrund der bevorstehenden Scheidung seiner Eltern. Andrei Swjaginzew erhielt den Jury-Preis bei den 70. Filmfestspielen von Cannes für sein höchst verstörendes Werk. „Loveless“ wurde außerdem mit Frankreichs höchster Filmauszeichnung, dem Cesar Award, als bester ausländischer Film ausgezeichnet. Das 127-minütige Drama wurde zusätzlich für einen Oscar in der Kategorie „Bester Fremdsprachiger Film“ nominiert.

  1. Andrei Tarkowskij (1932-1986)

Dutzende von Doktorarbeiten, Artikeln und Bücher sind einem der meistverehrten Regisseure Russlands gewidmet, Andrei Tarkowskij. Er war ein Genie des Filmemachens, dessen anspruchsvolle Werke noch immer von Filmfreunden und Fans aus aller Welt erforscht werden.

Sein Debüt hatte er mit „Iwans Kindheit“ (1962), der die herzzerreißenden Momente des Krieges dem friedlichen Leben vor dem Krieg gegenüber stellt und einen Jungen zeigt, der seine Mutter, seine Schwester und seinen Vater verloren hat. „Iwans Kindheit“ ist in schwarz-weiß gedreht und zeigt in atemberaubenden Traumsequenzen und tiefsinnigen Rückblenden die katastrophale Seite des Zweiten Weltkriegs aus der Sicht eines Kindes. Tarkowskijs Meisterwerk gewann den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig und den Golden Gate Award beim San Francisco International Film Festival.

Tarkowskij schuf zutiefst bewegende, fesselnde, existenzielle Dramen. Sein Film „Andrei Rubljow“ (1966), der von dem legendären russischen Ikonenmaler aus dem 15. Jahrhundert handelt, gewann 1969 den FIPRESCI-Preis bei den Filmfestspielen von Cannes.

Tarkowskijs Science-Fiction-Saga „Solaris“ (nach einem Roman von Stanislaw Lem) gewann den Großen Preis der Jury bei den Filmfestspielen von Cannes. Der tiefsinnige Film, der einen zu hypnotisieren scheint, wurde in Japan, Moskau und auf der Krim gedreht und thematisiert den Kampf zwischen Psyche und Charakter, Natur und Wissenschaft sowie Liebe und Dämonen. Sein Film „Stalker“ (1979) gewann den Preis der Ökumenischen Jury bei den Filmfestspielen von Cannes, während 

„Opfer“ (1986) bei den Filmfestspielen von Cannes ausgestrahlt wurde und gleichzeitig den Großen Preis der Jury, den FIPRESCI-Preis und auch noch den Preis der Ökumenischen Jury erhielt.

  1. Andrei Kontschalowski (geb. 1937)

Wäre er nicht Andrei Tarkowskij begegnet (mit dem er zusammen seinen berühmten Film „Andrei Rubljow“ (1966) produzierte), wäre Kontschalowski mit Sicherheit Pianist geworden (er studierte am Moskauer Konservatorium und war ein begabter Musiker).

In seiner mehr als fünf Jahrzehnte währenden Karriere hat seine wahrhaftige Leidenschaft für das Filmemachen jedoch nie nachgelassen. Der unermüdliche Mann hinter „Tango und Cash“ (1989) und „Express in die Hölle - Runaway Train“ (1985) ist einer der wenigen russischen Regisseure, deren Name zu einem Synonym für eine verwestlichte Filmwelt geworden ist. Kontschalowski gewann 1997 einen Emmy für die Regie der NBC-Fernseh-Miniserie „Die Abenteuer des Odysseus“. Für seinen Film „Das Irrenhaus“ (2003), der in einer tschetschenischen psychiatrischen Anstalt spielt, erhielt er einen Silbernen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig. Beim selben Festival wurde Kontschalowskzweimal mit dem Silbernen Löwen für die beste Regie ausgezeichnet -  für „Die weißen Nächte des Postboten Alexej Trjapizyn“ (2014) und  für „Paradies“ (2016). Das Drama mit Kontschalowskis Ehefrau Julia Wysozkaja in der Hauptrolle spielt während des Holocaust und schildert die Beziehung zwischen einem KZ-Häftling und einem SS-Offizier. Kontschalowskis neuestes Meisterwerk, „Dorogie Towarisctschi!“ (2020), das auf der wahren Geschichte eines dramatischen Arbeiterstreiks in der Sowjetunion aus dem Jahr 1962 basiert, gewann den Spezialpreis der Jury bei den 77. internationalen Filmfestspielen von Venedig.

  1. Alexander Sokurow (geb. 1951)

Sokurow hat sich einen Namen als kompromissloser Filmregisseur gemacht, der bei den großen internationalen Filmfestivals, darunter Cannes und Berlin, ein starker Gegner für andere Konkurrenten ist.

Sein Debütfilm „Die einsame Stimme des Menschen” (1978), der in der Sowjetunion verboten war, gewann 1978 den Bronzenen Leoparden von Locarno. Sein anderes Meisterwerk, „Moloch” (1999), schildert einen Tag im Leben von Adolf Hitler. Der Film nahm im Rennen um die Goldene Palme der Filmfestspiele von Cannes 1999 teil und Sokurows Drehbuchautor Juri Arabow erhielt den begehrten Preis für das beste Drehbuch. Im Jahr 2007 erhielt Sokurow bei den Filmfestspielen von Venedig den Robert-Bresson-Preis. Der prestigeträchtige Preis wird an Künstler verliehen, deren Werk die menschliche Kultur fördert und von spiritueller Suche geprägt ist. Sokurows „Faust” (2011) wurde bei den Filmfestspielen von Venedig mit dem begehrten Goldenen Löwen ausgezeichnet. Indem er das Bild des Mephistopheles neu geschaffen hatte, gab Sokurow den Zuschauern Hinweise darauf, warum das alles verzehrende Böse oft mächtiger ist als die alles besiegende Wahrheit. 2017 erhielt der in St. Petersburg lebende Regisseur von der Europäischen Filmakademie einen Preis für die Errungenschaften im Laufe seines Lebens: Er leistete „herausragende Arbeit auf dem Gebiet der Regie, Dramaturgie und Kinematographie”.

  1. Nikita Michalkow (geb.1945)

Der Sohn des Kinderdichters Sergej Michalkow (Autor der Texte für die sowjetische und die russische Nationalhymne) hatte 1963 seine erste große Schauspielerfahrung.

Noch während seines Studiums spielte er die Hauptrolle in einem der beliebtesten russischen Filme, „Zwischenlandung in Moskau” (1963). Seitdem sind viele Jahre vergangen und Michalkow wurde zu einem der einflussreichsten Regisseure Russlands. Er wurde dreimal für einen Oscar nominiert und gewann 1995 mit seinen Film „Die Sonne, die uns täuscht” (1994) in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ einen Oscar sowie „Große Preis“ der Filmfestspiele von Cannes . Zu seinen internationalen Auszeichnungen gehört auch der Goldene Löwe der Filmfestspiele von Venedig für „Urga” (1991).

Im Jahr 2007 wurde Michalkows Drama „12” (2007) bei den Filmfestspielen von Venedig mit einem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet. Als Remake von Sidney Lumets Spielfilm „Die zwölf Geschworenen” aus dem Jahr 1957 hat Michalkows „12” wenig mit dem alten Klassiker zu tun - abgesehen davon, dass es in beiden Filmen um einen Mordprozess geht. Ein 18-jähriger tschetschenischer Junge wird vor Gericht im Mord seines Stiefvaters, eines russischen Offiziers, beschuldigt. Zwölf Geschworene werden in der Turnhalle einer Moskauer Schule eingeschlossen, um über sein Schicksal zu entscheiden. Die Entscheidung muss einstimmig ausfallen, aber wenn das Leben eines Menschen auf dem Spiel steht, gibt es immer Zeit zum Zögern und die Spannungen eskalieren.

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