Zum ersten Mal fertigte der Juwelier Carl Fabergé ein in jeder Hinsicht kostbares Ei zu Ostern an, als Zar Alexander III. es 1885 in Auftrag gab. Er überreichte die Überraschung seiner Frau, Zarin Maria Fjodorowna. Sein Sohn Nikolaus II. hielt die Tradition aufrecht – er schenkte jedes Jahr solche Eier nicht nur seiner Mutter, sondern auch seiner Frau Alexandra Fjodorowna. Die Firma Fabergé fertigte insgesamt 52 Eier für die Zaren an. Viele von ihnen wurden von den Bolschewiki ins Ausland verkauft und befinden sich heute in Museen auf der ganzen Welt, einige sind verloren gegangen, aber diese zehn Meisterwerke blieben im Besitz des Staates und bilden die Sammlung der Moskauer Kreml-Museen.
1904 bekam die Zarenfamilie ihren lang erwarteten Erben, Zarewitsch Alexej, aber er war an Hämophilie erkrankt und die Zarin litt häufiger unter nervösen Anfällen, so dass das Herrscherpaar beschloss, sich vor den Augen der weltlichen Gesellschaft zu verstecken und sich im Alexanderpalast in Zarskoje Selo auf dem Land niederließ. Eben jenem Palast ist das Werk des Juweliers Heinrich Wigström gewidmet. Eine Miniaturnachbildung des Palastes ist die Überraschung im Inneren des Eies.
Das dunkelgrüne Jade-Ei selbst ist mit Gold und einer Reihe von Diamanten und Rubinen besetzt. Es ist außerdem mit fünf Aquarellporträts der Kinder von Nikolaus und Alexandra geschmückt: Tatjana, Olga, Maria, Anastasia und Alexej.
1909 schenkte Nikolaus II. Seiner Gemahlin Alexandra ein Osterei mit einer winzigen Kopie der Zarenjacht Standard, seinem Lieblingsschiff, mit dem er häufig mit seiner Familie zur See fuhr.
Das Ei ist aus einem Bergkristall und einem blauen Lapislazuli-Stein gefertigt. Im Inneren befindet sich eine goldene Miniaturkopie der Jacht, die gleichsam die Kristallwellen durchpflügt.
Nikolaus schenkte im Jahr 1910 dieses Osterei mit dem Modell eines Denkmals seines Vaters Alexander III. seiner Mutter, der Zarenwitwe Maria Fjodorowna. Die Miniatur wurde von dem 1909 in St. Petersburg errichteten echten Denkmal für den Zaren des Friedens inspiriert. Das goldene Denkmal steht auf einem Sockel aus Lapislazuli. Das Gehäuse ist aus Bergkristall und der gesamte Rahmen aus Platin, verziert mit doppelköpfigen Adlern und einem mit Diamanten besetzten Gittermuster.
Dieses kostbare Ei wurde von Carl Fabergé zum Gedenken an ein wichtiges Datum angefertigt: 1913 feierte das Land das 300-jährige Bestehen der Romanow-Dynastie. Das Werk ist voller Staatssymbolik – der violette Glassockel für das Ei mit Emailleverzierung erinnert an der Hoheitsschild des Russischen Reiches, eine der alten Regalien der Zaren. Der vergoldete silberne Doppeladler dient als Stütze für das Ei. In seinen Krallen hält er weitere wichtige Insignien: das Zepter und den Reichsapfel. Die goldene Eierschale ist mit Emaille und 18 Porträts von Herrschern aus der Romanow-Dynastie – vom ersten Zaren Michail bis zu Nikolaus II. – verziert. Die Überraschung dieses Eis ist ein Globus, auf dem das Russische Reich dargestellt ist.
Während des Ersten Weltkriegs war keine Zeit für raffinierte und subtile Experimente und das Glitzern von Diamanten, also schufen die Juweliere von Fabergé ein ungewöhnliches Osterei aus Stahl. Die Komposition wird von einer Zarenkrone gekrönt und die glänzende Schale trägt das Wappen des Russischen Reiches, einen doppelköpfigen Adler mit Pfeilen und einem Lorbeerkranz in den Krallen – Symbole für Krieg und Ruhm. Das Ei steht auf Stahlbeinen, die an Artilleriegranaten erinnern, auf einem Sockel aus Jade.
Die Überraschung im Inneren ist eine Staffelei mit einem Aquarell, das Nikolaus II. beim Besuch der Armee auf dem Schlachtfeld zeigt. Das Bild wurde von echten Fotografien aus jenen Jahren inspiriert.
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!