Was verbirgt sich hinter Hauptmannstochter Alexander Puschkin

Kultur
NIKOLAJ SCHEWTSCHENKO
Dieses epische Märchen über Liebe und Pflicht steht auf der Liste der Pflichtlektüre eines jeden Russen.

Als der junge, naive, dreiste, aber dennoch liebenswürdige Adlige Pjotr Grinjow zur Armee eingezogen wird, gibt ihm sein Vater einige weise Worte mit auf den Weg:

„Leb wohl, Pjotr. Diene treu, wenn du geschworen hast, gehorche deinen Vorgesetzten, sei kein Speichellecker, dränge dich nie beim Dienst vor, aber vermeide auch nie den Dienst, und gedenke des Sprichwortes: ,Hüte das neue Kleid und die Ehre in der Jugendzeitʻ“, sagt ihm sein Vater.

Diese lapidare Anweisung ist das Herzstück eines der berühmtesten Werke der russischen Literatur.

Zusammenfassung (SPOILERWARNUNG)

Die Geschichte des Romans spielt im 18. Jahrhundert. Pjotr Grinjow, der sechzehnjährige Sohn eines wohlhabenden Gutsbesitzers, wird zum Militärdienst eingezogen und in eine kleine Garnison am Rande des russischen Reiches geschickt.

Dort verliebt er sich in Marja Mironowa, die Tochter des Garnisonskommandanten. Ein Offizierskollege in der Garnison, Alexej Schwabrin, hatte dieser bereits einen Heiratsantrag gemacht, wurde aber abgewiesen. Der Offizier streitet sich mit Grinjow um das Mädchen und verwundet ihn in einem Duell. Als die Tochter des Hauptmanns diesen pflegt, verliebt sie sich in ihn. Grinjow will das Mädchen heiraten, aber sein Vater verbietet es.

In der Zwischenzeit beginnt ein Bauernaufstand. Die Rebellen, angeführt von dem Hochstapler Jemeljan Pugatschow, nehmen die Garnison ein, töten den Hauptmann und wollen Grinjow durch den Strang hinrichten. Der Anführer der Rebellen begnadigt Pjotr jedoch, da dieser ihn einst das Leben gerettet hat.

Grinjow kommt unversehrt davon, aber Marja bleibt in der eroberten Festung unter dem Kommando von Schwabrin, der zu den Rebellen übergelaufen ist. Pjotr erhält einen Brief von Marja, in dem sie schreibt, der Überläufer zwinge sie, ihn gegen ihren Willen zu heiraten.

Grinjow kehrt zu der eroberten Festung zurück und überzeugt den Rebellenführer, Marja mit ihm gehen zu lassen. Er bringt das Mädchen zu seinen Eltern und schließt sich dem Kampf gegen die Rebellen an.

Als der Aufstand niedergeschlagen wird, beschuldigt der nachtragende Schwabrin Grinjow fälschlicherweise des Verrats. In dem Wunsch, ihren Geliebten zu retten, setzt Marja alles daran, eine Audienz bei der Zarin zu erhalten. Sie berichtet ihr detailliert über die tatsächlichen Ereignisse in der Festung und bittet sie, Grinjow zu begnadigen.

Die Zarin glaubt Marja. Sie begnadigt Grinjow und die Liebenden heiraten.

Interpretation

Der Kerngedanke des Romans ist recht einfach: Der Autor untersucht die moralischen Entscheidungen, die Menschen unter schwierigen Umständen treffen. Durch die Gegenüberstellung zweier unterschiedlicher Charaktere – eines aufrechten Helden und eines Offiziers, der aus Feigheit und Eigennutz zu den Rebellen überläuft – stellt Puschkin die Frage, warum unterschiedliche Menschen unter denselben Umständen unterschiedliche moralische Entscheidungen treffen. Warum bewahren die einen ihre Würde, während die anderen dem Druck nachgeben?

Ein weiteres Thema des Buches ist die Liebe. Puschkin, ein unverbesserlicher Romantiker, zeigt, dass die Liebe die besten Eigenschaften im Menschen hervorruft und ihn mutig und entschlossen werden lässt. Da sie einander lieben, überstehen Marja und der Pjotr alle Schwierigkeiten auf ihrem Weg und retten sich buchstäblich gegenseitig das Leben.

Da sich die Ereignisse des Buches vor dem Hintergrund des Pugatschow-Aufstandes in den Jahren 1773-1775 abspielen, ist es auch eine großartige Darstellung der wahren historischen Ereignisse und eine wunderbare Beschreibung des Alltagslebens in Russland in längst vergangenen Zeiten.

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