Sergej Roldugin
Sergej Roldugin ist Solist, Dirigent und Musikmanager des berühmten Mariinski-Theaters, ein weltbekannter Violinist aus Sankt Petersburg und ein enger Freund Wladimir Putins. Diese langjährige Freundschaft verbarg er zwar nie, stellte sie aber auch nie offen zur Schau. Erst im April 2016 im Zusammenhang mit den Recherchen des Internationalen Netzwerks investigativer Journalisten (ICIJ) zu den Panama Papers wurde diese Freundschaft öffentlich und geriet in die Kritik.
In seinem im Jahr 2000 erschienen Buch „Aus erster Hand“ erzählt Roldugin, dass er den zukünftigen Präsidenten der Russischen Föderation im Jahr 1977, als sie beide knapp über 25 Jahre alt waren, kennenlernte und dass sie seitdem „unzertrennlich waren“. Putin hatte zu der Zeit bereits sein Studium an der juristischen Fakultät abgeschlossen und arbeitete beim KGB. „Er hat mit meinem Bruder studiert. Ich wohnte in einer anderen Stadt und kam nach Leningrad zu Besuch, dabei erzählte mir mein Bruder von Wowa“, erinnert sich Roldugin. „Er ist wie ein Bruder für mich. Früher, als ich nirgendwohin konnte, aß und schlief ich sogar bei ihm.“ Roldugin ist auch den Berichten der russischen Zeitung „Wedomosti“ zufolge der einzige, der Putin öffentlich mit seinem russischen Spitznamen anreden darf.
Darüber hinaus ist Roldugin der Patenonkel von Putins Tochter Maria, die sie einst gemeinsam aus der Geburtsklinik abholten. Im Vergleich zu Putin verdiente Roldugin als Violinist, der das Sankt Petersburger Konservatorium abgeschlossen hatte, um einiges mehr: „Ich hatte damals mehr Geld als Wowa und brachte ihm von meinen Reisen, beispielsweise aus Japan, kleine Souvenirs, T-Shirts und so weiter mit.“
Tichon Schewkunow
Seit mehr als fünfzehn Jahren gilt der einflussreiche Bischof der russisch-orthodoxen Kirche laut Medien und Politikern als Putins Vertrauter und Beichtvater, der ihn so gut wie kein anderer kennen soll. Doch weder er noch der Kreml haben diese Information bisher bestätigt. Er selbst sagt: „Ich kenne Wladimir Wladimirowitsch Putin in Wirklichkeit nur ein wenig, und der, der behauptet, unseren Präsidenten wirklich zu kennen, möge den ersten Stein auf mich werfen.“
Ihre Freundschaft soll im Jahr 1993 ihren Anfang genommen haben, als Putins Ehefrau Ljudmila bei einem Autounfall schwer verunglückte und dies Putin als Anlass diente, sein Leben zu überdenken. „Er kam einfach irgendwann in unsere Kirche, da sie auf dem Weg zu seinem damaligen Arbeitsplatz lag“, sagt Schewkunow, der auch vor seiner Bekanntschaft mit Putin bereits einen Ruf als „KGB-Beichtvater“ hatte.
Ebenso wird berichtet, dass Schewkunow einen großen Einfluss auf den Präsidenten besitzt, der diese Behauptung jedoch immer wieder dementierte: „Ich bin kein grauer Kardinal wie Richelieu, und ich bezweifle auch, dass es jemanden gibt, der auf die Entscheidungen Putins Einfluss nehmen kann, weil dieser das allgemein weder direkt noch indirekt duldet.“
Neben seiner Freundschaft zu Putin widmet sich Schewkunow der Filmchronik des Klosters, in dem er dient, da er vor seiner geistlichen Tätigkeit ein Studium am Gerassimow-Institut für Kinematographie in Moskau absolvierte. Darüber hinaus schreibt er Bücher und Memoiren, in denen er übrigens Putin bisher mit keinem Wort erwähnte.
Wiktor Medwedtschuk
„Er ist durch und durch europäisch, ein Individualist, intelligent, gebildet und sehr effektiv.“ So beschreibt Autor Michail Sygar Wiktor Medwedtschuk in seinem Buch „Die Kremlschaar. Eine kurze Geschichte des heutigen Russlands“. Dennoch gilt Medwedtschuk, trotz der Beschreibung „durch und durch europäisch“ zu sein, als verschwiegen und oft muss mit einem Dutzend von Assistenten und Beratern verhandelt werden, bevor es zu einem Gespräch mit ihm kommt.
Seine Freundschaft mit Putin ist jedoch kein Geheimnis: Sie begann zwischen 2002 und 2005, als Medwedtschuk der administrative Leiter des ukrainischen Präsidenten Leonid Kutschma war. Putin ist zudem der Patenonkel seiner Tochter und oft bei seinen Krim-Besuchen auf seiner Datscha im engen Kreis der Familie anzutreffen. Zudem kommentiert er Medwedtschuk Tätigkeiten im Fernsehen. Laut Putin ist Medwedtschuk ein ukrainischer Nationalist – eine Charakterisierung, die ihm selbst nicht zusagt, weil er sich selbst als Patrioten begreift.
„Es ist kein Geheimnis, dass sein Vater bei der Ultrarechten Organisation Ukrainischer Nationalisten aktiv war und deshalb in der Sowjetunion gerichtlich dafür verurteilt wurde, im Gefängnis saß und in die Region Krasnojarsk verbannt wurde, wo Medwedtschuk zur Welt kam“, erklärt Putin, ohne das Gesagte jedoch politisch zu bewerten.
Medwedtschuk selbst war laut offizieller Aussage des Kremls immer wieder als Vermittler zwischen Moskau und Kiew tätig. Michail Sygar bestätigt das in seinem Buch und schreibt, dass es in den Jahren der Orangenen Revolution für Wladimir Putin nur eine Person in Kiew gab, der er vertraute: Wiktor Medwedtschuk.
Lazar Matwejew und Sergej Tschemesow
Gerne wird über Putin auch behauptet, dass er letzten Endes nur den „Dresdnerfreunden“ Vertrauen schenkt, also jenen, die mit ihm zusammen als Auslandsagenten des KGB in Dresden zwischen 1985 und 1990 gedient haben. Zwei dieser „Freunde fürs Leben“ sind der heutige Direktor des russischen Staatskonzerns Rosstech, Sergej Tschemesow, sowie der „Lehrer“ und Dresdner Vorgesetzter Putins, Lazar Matwejew.
Heute ist Matwejew 90 Jahre alt und wird, beispielsweise an seinem Geburtstag, von Tschemesow und Putin zu Hause besucht.
“Aus welchem Grund sollte ich die Vergangenheit leugnen? Wir haben in der DDR tatsächlich eine Zeit lang zusammen gearbeitet... Wir wohnten in einem Haus, hatten sowohl dienstlich als auch nachbarschaftlich miteinander zu tun“, erzählt Tschemesow. Beide waren zu der Zeit verheiratet und jeweils mit der ganzen Familie befreundet.