Fünf Dinge, die sich in Russland mit den Jahreszeiten ändern

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GEORGI MANAJEW
Für die Menschen auf dem Land oder in der Stadt können Veränderungen Glück oder Langeweile nach sich ziehen. Doch einige Dinge dulden keinen Aufschub. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Räder buchstäblich stillstehen.

1 Reifenwechsel

Was dem einen zusätzliche Kopfschmerzen bereitet, ist eine gute Einnahmequelle für andere: Die Rede ist vom Reifenwechsel. Schließlich muss jedes russische Auto mit Winterreifen und im Frühling mit Sommerreifen bestückt werden.

Um das zu gewährleisten, gibt es in Russland eine große Industrie, die unzählige neue und alte Reifen verkauft. Vor allem auf dem Land kann die Entscheidung, nicht jede Saison einen Reifenwechsel durchzuführen, eventuell tödlich enden. Wenn man den Frost, die schlechten Straßen und das verrückte Fahrverhalten der Russen in Betracht zieht, lässt sich gut nachvollziehen, warum. Das Fahren mit den falschen Reifen ist zwar in Russland, wie in vielen anderen Ländern, immer noch nicht strafbar, wird aber keinesfalls empfohlen.

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2 Winter- / Sommerkleidung

Für alle Frauen und Männer, die im Dezember und Juni gerne die gleiche Jacke tragen, haben wir schlechte Nachrichten: Das wird in Russland nicht möglich sein, da die Temperaturen von minus 25 Grad Celsius im Winter und 30 Grad Celsius im Sommer variieren. Sie werden verstehen, dass die Russen daher etwas mehr Stauraum für ihre Kleidung als der durchschnittliche Westeuropäer benötigen. Und nachdem man zwischen all den Mänteln endlich die lang gesuchte Jacke gefunden hat, ist die Wetterlage vermutlich schon wieder anders und man muss erneut nach einer passenden Jacke suchen.

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3 Winter- / Sommerwasserstraßen und Angeln

Historisch gesehen ist Russland ein Land der Flüsse. Vor der Einführung der Eisenbahn in der Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Russen beim Handeln größtenteils auf Wasserwege angewiesen. Flüsse spielen auch heute noch bei der Versorgung eine wichtige Rolle, da sie für einige entferntere Regionen die einzige Möglichkeit sind, die Waren zu den Menschen zu transportieren. Im Sommer lässt sich zudem eine lange Fahrt mit dem Dampfer auf der Wolga genießen. Oft legen die Schiffe auf ihrem Weg in alten russischen Städten einen Zwischenhalt ein.

Im Winter gefrieren diese Flüsse und auch die Boote unternehmen in dieser Zeit keine Fahrten. In Flussstädten wie Wolgograd oder Samara durchziehen in der Zeit Winterskirouten und Autostraßen die gefrorenen Seen und Flüsse. Viele Russen gehen in den Wintermonaten darüber hinaus gerne dem Eisangeln nach und leben manchmal sogar tagelang in ihren Zelten neben der Angelstelle.

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4 Die Datscha

Der Beginn der „Datschasaison“ ist ein Zeichen dafür, dass in Russland wirklich der Sommer eingekehrt ist. Datschas spielen nämlich eine wichtige Rolle im Leben der Russen.

Ältere Menschen sind oftmals daran gewöhnt, die Tomaten, Gurken, den Dill und die Erdbeeren sowie andere „Datschapflanzen“ auf ihrem Grundstück anzupflanzen und zu ernten. In der Sowjetzeit stellte das eine wichtige Nebennahrungsquelle für die Bürger dar, aber heutzutage ist das Anbauen von Obst und Gemüse auf der Datscha eher zu einem Hobby geworden.

Enkelkinder, die noch zur Schule gehen oder studieren und im Sommer frei haben, werden oft von ihren Großeltern dazu gedrängt, bei der Gartenarbeit mitzuhelfen. Viele Menschen hassen als Jugendliche diesen Brauch, können jedoch später, wenn sie um die Vierzig sind, das kommende Wochenende in ihrem Garten kaum erwarten. Alles ist besser als ein Wochenende in den Betonklötzen der Stadt zu verbringen.  

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5 Museen und Parks

In Russland gibt es über 100 geschützte Museumskomplexe, zu denen Freilicht-, Naturgeschichte- und Naturmuseen gehören, aber auch unzählige Parks, Wälder und Verstecke. All das ändert sich jedoch drastisch mit den Jahreszeiten.

Viele historische Herrenhäuser und Paläste in Russland sind aus Holz, so dass sie für den Winter aufgrund von Restaurierungsarbeiten oder der kalten Innentemperaturen geschlossen werden. Da wäre beispielsweise das Kuskowo-Anwesen in Moskau, in dem sich eines der ältesten russischen Holzpaläste befindet. Auch andere Resorts verändern sich komplett im Winter – wie der im englischen Stil angelegte Park „Monrepos“ in der 135 Kilometer von Sankt Petersburg entfernten Stadt Wyborg, der im Sommer einem fröhlichen, grünen Waldausflugsziel gleicht und sich in den kälteren Monaten wie ein isländischer Fjord in eine prächtige Felslandschaft verwandelt. In Sankt Petersburg selbst sind beispielsweise die Statuen im Sommergarten, die in schützende Aufbewahrungskisten aus Holz gestellt werden, ein sicheres Zeichen dafür, dass der Winter naht.

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