Nika Slobina hat 83.500 Instagram Follower, aber diese Zahlen haben für sie keinen Wert. Slobina ist kein Social-Media-Fanatiker; sie hat Instagram zufällig gefunden.
"Ich bereitete die Papiere für eine Adoption vor. Es gab eine Datenbank mit Fotos von Kindern, da habe ich zufällig Bilder von Rustam gesehen", beginnt Slobina Russia Beyond ihre Geschichte zu erzählen.
Freiwillige verbreiteten in sozialen Medien ein Video, in dem sie mit Rustam tanzten, um potentielle Adoptiveltern zu finden. Das Video ging viral und auch Slobina sah es mehrmals auf verschiedenen Seiten. Aber die Reaktion einiger Leute machten sie vor allem eines: wütend.
"Einige sagten, dass dieser 'Freak' niemals angenommen werden solle. Ich war erschrocken, wie viele Leute so negative Kommentare schrieben, darunter auch junge Mütter mit Kindern."
Dann fiel ihre Entscheidung: Wenn nicht sie, wer dann? Und so adoptierte sie Rustam.
Slobina erstellte einen Instagram-Account, um ihr Leben mit Rustam zu zeigen, und es wurde zu einem Tagebuch, in dem sie ihre Gedanken und alltäglichen Aktivitäten teilte. Sie will zeigen, dass Rustam sich entwickelt, dass er weder ein Idiot noch ein Freak ist, wie so viele behaupteten.
Slobina will vor allem Menschen erreichen, die an einer Adoption interessiert sind, um zu zeigen, dass sie keine Angst vor Kindern mit Behinderungen zu haben brauchen.
"Jeder möchte, dass blonde, hübsche Babys adoptiert werden, und für solche Kinder gibt es eine lange Schlange; währenddessen leiden andere ohne Eltern… Wenn mein Konto plötzlich blockiert wird, werde ich mich wahrscheinlich besser fühlen, weil ich nicht mehr diese Hasser sehen muss, die meinen Sohn kommentieren."
Nachrichten von anderen Eltern mit geistig oder körperlich behinderten Kindern zu bekommen, schätzt Slobina am meisten an ihrem Blog.
"Eine Frau schrieb, dass sie Angst hatte, mit ihrer Tochter, die Down-Syndrom hat, auf die Straße zu gehen, und fügte hinzu, dass meine Beiträge ihr Mut machten. Jetzt zögert sie nicht mehr, mit ihrer Tochter spazieren zu gehen."
Slobina achtet derweil nicht auf Leute, die Rustam auf der Straße anstarren, es sei denn, sie sagen etwas Negatives. Einmal passierten die beiden den Zaun des örtlichen Kindergartens. Plötzlich begannen die Kinder ihn anzuschreien:
„‘Du bist krank‘, was ich nicht toleriere. Ich war absolut geschockt."
Rustam ist jetzt fünf, und obwohl sein Intellekt in Ordnung ist, hat er immer noch einige Sprachfehler. Kinder fragen oft, was mit seinem Bein oder Gesicht nicht stimmt, aber mittlerweile kann er doch schon nicht richtig erklären.
Wenn er erwachsener wird, will Slobina Psychologen zu konsultieren, um Rustams Verhaltensentwicklung zu unterstützen und ihn lernen zu lassen, mit negativen Reaktionen umzugehen.
"Ich möchte keine Fehler machen. Wir brauchen einen Profi hier."