Präsidentengeschenk: Welches Schicksal erwartet Putins Fußball?

Kremlin.ru
Bei dem Treffen von Wladimir Putin und Donald Trump am 16. Juli 2018 in Helsinki wurde zwar keine gemeinsame Erklärung abgegeben; für Medienwirbel war dank eines Fußballs, den Trump als Geschenk erhielt, aber trotzdem gesorgt.

„Ich möchte dem Präsidenten diesen Ball überreichen, auch weil die Vereinigten Staaten im Jahr 2026 die Gastgeber der Weltmeisterschaft sein werden“, sagte Putin, als er Trump während der Weltmeisterschaft das Geschenk überreichte. Der Ball ging sogleich in die Hände der First Lady Melania Trump über, mit der Absicht, ihn dem gemeinsamen Sohn des Präsidentenpaares, Barron, zu schenken.

„Ich bin sicher, dass Trumps Sohn sich freuen wird, von seiner Mutter einen Fußball mit Wladimir Wladimirowitschs Autogramm zu bekommen!“, schrieb eine Nutzerin auf Twitter.

Leninbüsten lagen früher im Trend

Für die Geschenke ist laut Protokoll, das für beide Seiten mehr oder weniger einheitlich ist, ein Team von mindestens zehn Personen zuständig. Beide Seiten unterhalten sich laut dem Protokollchef des ersten russischen Präsidenten Boris Jelzin, Wladimir Schewtschenko, jedoch lediglich darüber, ob es ein Geschenk geben wird oder nicht. Alle weiteren Details werden ohne weitere Rücksprache entschieden.

In der Regierungszeit Nikita Chruschtschows lagen beispielsweise Leninbüsten als Präsente hoch im Trend. Wann immer sich sowjetische Beamte für eine Dienstreise ins Ausland begaben oder auf kommunistischen Parteitagen sprachen, nahmen sie die eine oder andere Leninbüste mit.

Heute läuft es anders, meint Schewtschenko. „Manchmal brauche ich für ein einziges Geschenk zwei bis drei Jahre. Denn bevor man einer Person ein Präsent überreicht, muss man seinen oder ihren Geschmack kennen. Als wir zum ersten Mal nach Amerika reisten, um uns mit Reagan zu treffen, wussten wir, dass er den Reitsport mochte. Also brachten wird einen Sattel aus Kirgisien mit, einem Land, das für sein kunstvolles Sattelhandwerk bekannt ist. Am schwierigsten war es allerdings, die passende Satteldecke dafür zu kreieren. Dazu mussten wir nämlich das genaue Gewicht des Pferdes und des Präsidenten wissen.“

Manchmal stammt ein Geschenk auch aus einem Katalog, einer Ausstellung oder einem Antiquitätenladen. Am häufigsten wird jedoch eine offene Ausschreibung für maßgeschneiderte Geschenke eingereicht. Handelt es sich dabei beispielsweise um eine Armbanduhr, muss sie aus Russland kommen. „Wir haben die Übereinkunft, dass es sich nicht um Massenware handeln darf, die weit verbreitet ist“, sagt die Protokollabteilung und fügt hinzu, dass der Preis normalerweise 6 000 Rubel, also etwa 85 Euro, nicht überschreiten darf.

Der Souvenirladen des Präsidenten

Die diplomatische Etikette erlaubt es den Staatsdienern nicht, Immobilien, Autos oder Schmuck zu akzeptieren. In der Regierungszeit Michail Gorbatschows gingen alle Geschenke im Wert von mehr als 500 Dollar (etwa 425 Euro) an die Staatliche Schatzkammer Gochran oder kamen zum Teil zur Aufbewahrung in das Museum der Revolution.

Staatliche Schatzkammer Gochran, 1993

Heutzutage werden Geschenke in einem speziellen Raum neben der Präsidentenbibliothek in einem der Flügel des Kremls aufbewahrt. Kosten sie mehr als 40 000 Rubel (etwa 540 Euro), werden sie zum Staatseigentum, können aber, wenn nötig, zurückgekauft werden. Alles, was weniger kostet, darf der Präsident mitnehmen. Wladimir Putin behielt zum Beispiel die Tiere, die ihm geschenkt wurden, eine Ikone des Patriarchen, ein Osterei, ein handgemachtes Bild der Jungfrau Maria von einer Frau aus Lettland, ein Paar Handschuhe von einer Babuschka aus Tscheboksary und eine Parfüm-Sammlung der russischen Rockband „Ljube“.

Indes muss alles, was mit dem Präsidenten oder dem Kreml in Berührung kommt, strenge, mehrstufige Kontrollen durchlaufen. Für gewöhnlich wird ein Geschenk zuerst von der Protokollabteilung und anschließend von dem Föderalen Dienst für Bewachung (kurz FSO) überprüft. 

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„Früher haben wir Wanzen oder Abhörgeräte gefunden“, sagt Andrej Koljadin, ein ehemaliges Mitglied der Präsidialverwaltung. „Ich werde nicht verraten, um welches Geschenk es sich handelt, aber ich denke, dass es klar ist, von welchem ​​Land ich spreche.“

Dazu gibt es eine Anekdote, die sich mit genau dieser Situation beschäftigt. In den 1940er Jahren wurde eine sowjetische Abhörwanze in einer amerikanischen Holztafel installiert, die anschließend ein paar amerikanischen Diplomaten als Geschenk überreicht wurde und sich acht Jahre in ihrer Botschaft in Moskau befand. Bei der Wanze handelte es sich um ein passives Abhörgerät, das keine Übertragungen sendete oder andere Lebenszeichen aufwies, die mit einem Sensor zu ermitteln gewesen wären, denn die Energiequelle und der Wellen erzeugende Funksender wurden in einem Nachbargebäude stationiert.

Das lässt demnach auch die Frage offen, was Trumps Angestellten durch den Kopf gegangen sein mag, als ihr Präsident von den Russen einen Fußball geschenkt bekam.

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