Russlands Helden im Jahr 2018

Wir stellen Ihnen einige prominente Persönlichkeiten vor, die in diesem Jahr Außergewöhnliches geleistet haben.

1. Stanislaw Tschertschessow, Trainer der russischen Fußballnationalmannschaft

Es gibt wohl keinen russischen Trainer, der die Leute anfangs mehr in Rage brachte als Stanislaw Tschertschessow. Ihm und seiner Mannschaft wurden ein totales Desaster und eine weltweite Blamage vorausgesagt. Es verging kaum eine Woche, da nicht aus irgendeiner Ecke die Forderung nach dem Rücktritt Tschertschessows laut wurde. Auf Pressekonferenzen antwortete er stets trocken: „Wir gehen unseren Weg. Sie müssen uns nur vertrauen“.

Und dann vollbrachte der 55-jährige Trainer das Unglaubliche: Unter seiner Führung erreichte die russische Mannschaft, die zuvor im Ranking der FIFA ziemlich weit unten stand, erstmals in der Geschichte überhaupt, das Viertelfinale einer Fußballweltmeisterschaft.

Der „Harte“, „Skandalöse“, „Prinzipienfeste“ – mit diesen Vokabeln wird er tituliert. Richtig, Tschertschessow hatte sich bislang weder als großer Reformator noch als ehrgeiziger Vater außergewöhnlicher Erfolge hervorgetan. In seiner bisherigen Karriere als Trainer konnte er keinen ganz großen Triumpf feiern. Und ausgerechnet er schaffte es, Millionen von Russen den Glauben an den Fußballgott und ein Wunder zurückzugeben, als dies schon kaum noch jemand erwartet hatte.

2. Pawel Durow, Erfinder von Telegram

2018 zeigte Pawel Durow, der Erfinder des Messengerdienstes Telegram, der inzwischen über 200 Millionen aktive Nutzer hat, dass er mächtiger ist, als die russischen Aufsichtsbehörden. Diese sperrten mehr als vier Millionen IP-Adressen, um die App in die Knie zu zwingen. Telegram soll daraufhin auf Server, die unter anderem auch von Google und Amazon genutzt werden, ausgewichen sein, um die Sperre zu umgehen. Dadurch waren jedoch auch Tausende von anderen Unternehmen betroffen, die diese Server ebenfalls nutzten. Die russischen Behörden ordneten die Sperrung an, nachdem die Betreiber der App sich geweigert hatten, ihre Nachrichten-Verschlüsselungstechnik preiszugeben. 2017 bereitete das Unternehmen einen Börsengang vor, der alle Rekorde brechen sollte. Der Verkauf der Aktien wurde jedoch gestoppt, nachdem Telegram 1,7 Milliarden US-Dollar durch private Investoren auftreiben konnte.

3. Chabib Nurmagomedow, Kämpfer, Mixed Martial Arts, UFC

Der 30-jährige Dagestane Chabib Nurmagomedow, Weltmeister im „blutigen Sport“ – Mixed Martial Arts – wurde im Jahr 2018 zum bekanntesten Sportler Russlands. Ausgelöst wurde diese Euphorie durch das wichtigste Duell seiner bisherigen Karriere und eines der vielleicht bedeutendsten Ereignisse in der Geschichte des UFC-Verbandes – den Kampf zwischen Nurmagomedow und seinem Kontrahenten um den Weltmeistertitel, den Iren Conor McGregor.

Das war ein Kampf ganz nach dem Geschmack aller Anhänger dieser Sportart. Ihm waren eine nervenaufreibende Auseinandersetzung mit solchen vollmundigen Androhungen, wie „Ich werde ihm Herz und Verstand zerschlagen“ und „Ich werde ihn vernichten“, und ein Übergriff McGregors auf den Bus von Nurmagomedow vorausgegangen. Nach dem Kampf kam es erneut zu Raufereien, weswegen der Dagestaner beinahe den Titel verloren hat.

Inzwischen kommen auf das Konto von Nurmagomedow 27 Siege bei keiner einzigen Niederlage. Erstmals wurde ein UFC-Kampf für viele Russen und andere Menschen auf der ganzen Welt zu einem ganz besonderen Ereignis und blieb nicht nur eine Schau für Fanatiker.

In Russland überbot die Übertragung des Kampfes im Sportsender „Matsch TV“ die Rekorde an Zuschauerzahlen, die die Fußball-Weltmeisterschaft erzielt hatte. „Davon hätte ich nicht zu träumen gewagt, als ich vor 20 Jahren in unserem Dorf Tomaten verkaufte“, so Chabib (rus).

4. Kirill Serebrennikow, Theater- und Filmregisseur

Letztes Jahr wurde Kirill Serebrennikow, ein Theater- und Filmregisseur, der mit dem Gogol-Zentrum eines der beliebtesten modernen Theater Moskaus leitete, unter Hausarrest gestellt. Die Staatsanwaltschaft beschuldigte ihn des Subventionsbetruges. So verbrachte Serebrennikow das Jahr 2018 in seiner Wohnung, ohne Internetzugang und mit seinem Anwalt als hauptsächlichem Gesprächspartner.  

Während Bewunderer und Gegner Serebrennikows noch darüber stritten, ob er schuldig ist (das Gericht hat noch kein Urteil gefällt), arbeitete der Regisseur weiter. Trotz Hausarrest gab er das Musical „Summer“ heraus. Das Musical würdigt die Ikonen des sowjetischen Underground-Rock der 1980er Jahre und es werden unter anderem Lieder von Iggy Pop und Lou Reed performt. Es gewann den Preis für den besten Soundtrack bei den internationalen Filmfestspielen von Cannes. Alles in allem ist Serebrennikow einer der einflussreichsten und produktivsten Kulturschaffenden Russlands, obwohl er den Großteil des Jahres 2018 innerhalb seiner vier Wände verbrachte.

5. Zelfira Tregulowa, Museums-Direktorin

Tregulowa leitete drei Jahre lang eines der wichtigsten Moskauer Museen - die Tretjakow-Staatsgalerie - und setzte deren Modernisierung fort. Das einst überholte und träge Museum verwandelte sich in ein modernes und erfolgreiches Haus. Und auch Tregulowa ist weiterhin auf Erfolgskurs.

2018 stellte sie ein lang erwartetes Projekt, das wiederaufgebaute Gebäude der Tretjakow Galerie am Boulevard Krymsky Val vor, das die größte Sammlung russischer Avantgarde-Kunst beheimatet. Im November eröffnete Tregulowa im Vatikan eine Ausstellung russischer Gemälde. Erstmals können nun tausende Europäer dutzende russische Meisterwerke besichtigen.

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