Heilige und Ikonen: Drei Wundergeschichten der russisch-orthodoxen Kirche

Sergius von Radonesch und Dmitri Donskoi von Sergei Simakow, 20. Jahrhundert

Sergius von Radonesch und Dmitri Donskoi von Sergei Simakow, 20. Jahrhundert

Sputnik
In der Geschichte der russisch-orthodoxen Kirche gab es zahlreiche Wunder, die bis heute gefeiert werden. Heilige und Ikonen spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle wie die Verteidigung Moskaus vor den Tataren.

1. Die wundersame Bildung des Sergius von Radonesch  

Vision des jungen Bartholomäus

Sergius von Radonesch, auch als heiliger Bartholomäus bekannt, war der spirituelle Führer des mittelalterlichen Russlands und lebte von 1314 bis 1392. Neben der orthodoxen Kirche wird er auch im katholischen Glauben als Heiliger verehrt. In der von Epiphanius dem Weisen niedergeschriebenen Legende „Das Leben des heiligen Sergius“ heißt es, dass er durch eine wundersame Vision zum Glauben fand.

Geboren wurde Sergius als Sohn eines Bauern. Seine Eltern wollten, dass er lesen und schreiben lernt und schickten ihn zur Schule. Doch er erwies sich als schlechter Schüler.

Sergius von Radonesch

Eines Tages ging er auf Wunsch seines Vaters aufs Feld, um nach einem entlaufenen Fohlen zu suchen. Dort sah er, wie ein Mönch unter einer Eiche betete. Als der Mönch sein Gebet beendet hatte, fragte er Bartholomäus, was er suchte. „Ich will die Heilige Schrift verstehen, aber ich kann nicht lesen“, antwortete er. Der Mönch betete und gab Sergius eine Hostie aus Weizen und sagte ihm: „Ich gebe dir diese als Zeichen für Gottes Gnade und zum Verständnis der Heiligen Schrift.“

Von diesem Zeitpunkt an konnte Sergius angeblich besser lesen und schreiben als alle anderen in seinem Dorf.

Dreifaltigkeitskloster in Sergijew Possad

Mit 12 Jahren begann Bartholomäus zu fasten. Kurz darauf trat er in ein Kloster ein und gründete das Dreifaltigkeitskloster von Sergijew Possad. Bis heute ist Sergius der meistangebetete Heilige der russisch-orthodoxen Kirche und wird auch als Oberster Priester Russlands bezeichnet.

2. Das wundersame Auftauchen der Ikone Theotokos von Tichwin

Die Gottesmutter von Tichwin ist eine der wichtigsten Ikonen des orthodoxen Christentums. Angeblich wurde sie vom Evangelisten Lukas noch zu Lebzeiten der heiligen Maria angefertigt. Historiker schätzen die Ikone dagegen auf etwa 1300 und schreiben sie einem russischen Künstler zu.

Der Legende nach kam sie hingegen schon im 5. Jahrhundert von Jerusalem nach Konstantinopel (heute Istanbul). 1383, 70 Jahre bevor Konstantinopel an die Osmanen fiel, gelangte die Ikone auf wundersame Weise an den Ladogasee im Norden Russlands. Bauern und Mönche sahen angeblich, wie die Ikone plötzlich im See schwamm. Man brachte sie daraufhin in die Stadt Tichwin. Im 16. Jahrhundert ließ Iwan der Schreckliche dort sogar ein Kloster zu Ehren der Ikone errichten. Ihr Auftauchen symbolisiert die Verschiebung des Zentrums des orthodoxen Glaubens von Konstantinopel nach Russland. Daher wurde sie ein spirituelles Symbol für den russischen Staat.

1941 wurde die Ikone von den Nazis gestohlen. Nach dem Ende des Dritten Reiches brachten amerikanische Soldaten sie nach Chicago, wo sie von orthodoxen Priestern aufbewahrt wurde, bis das Kloster wiederaufgebaut war. 2004 gelangte die Ikone schließlich zurück nach Tichwin.  

3. Der Schutz Moskaus durch die Gottesmutterikone von Wladimir

Die Gottesmutter von Wladimir ist eine der ältesten meistverehrten Ikonen Russlands. Seit dem 12. Jahrhundert wird sie in Wladimir aufbewahrt. Selbst die Eroberung Wladimirs durch die Tataren im Jahr 1238 überlebte sie. 1380 besiegten die russischen Streitkräfte unter der Führung von Dmitri Donskoi die tatarisch-mongolische Goldene Horde schließlich in der Schlacht bei Kulikowo.

Doch die Tataren und Mongolen blieben eine Gefahr für Russland: 1395 stießen mongolische Truppen unter Timur bis Moskau vor und drohten, die Stadt einzunehmen. Wassili I. von Moskau, ein Sohn Dmitris, ordnete an, die Ikone nach Moskau zu bringen, damit sie die Stadt mit ihrer spirituellen Kraft beschützen konnte. Zu diesem Zeitpunkt waren Timurs Truppen gerade einmal 350 Kilometer von Moskau entfernt und kamen immer näher.

Der Legende nach hatte Timur in dem Moment, in dem die Ikone Moskau erreichte, eine Vision, in dem ihm die Gottesmutter befahl, Russland zu verlassen. Tatsächlich kehrten die tatarischen Truppen schlagartig um.

1480 versuchten die Tataren unter Achmed Chan bin Kütschük erneut, Moskau einzunehmen. Iwan III. hatte kurz zuvor die Tributzahlungen Russlands an die Tataren abgeschafft. Die Ikone wurde wieder nach Moskau gebracht und in der Schlacht an der Ugra gelang es den Russen erneut, die Tataren zu besiegen.

Im Jahre 1521 rettete die Gottesmutter von Wladimir Moskau noch ein drittes Mal vor den Tataren. Hierbei kamen die Angreifer von der Krim und wurden von Mehmed I. Girai geführt. Die Moskauer Priester wollten die Ikone eigentlich in Sicherheit bringen, doch eine Nonne hatte eine Vision, in der Sergius von Radonesch persönlich für die Rettung Moskaus betete und die Priester bat, die Ikone im Kreml zu lassen. Die Ikone blieb und die 100.000 Mann starke Armee von Mehmed I. Girai zog sich in die Steppe zurück. Dies war die letzte tatarische Attacke auf Moskau.  

>>> Fünf russische wunderbringende Ikonen

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