Thriller über russische Spione sind in Hollywood seit jeher beliebt. Diesen Sommer kommt mit Luc Bessons „Anna“ ein weiterer Spionagefilm heraus. Die titelgebende Figur wird dabei von dem in Magadan an der russischen Pazifikküste geborenen Model Sascha Luss (27) gespielt. Es ist ihre erste Kino-Hauptrolle.
Der mit Schauspielern wie Cillian Murphy, Luke Evans und Oscar-Gewinnerin Helen Mirren hochkarätig besetzte Film spielt in den 1980er-Jahren und erzählt die Geschichte der KGB-Agentin Anna Poljatowa (Sascha Luss). Die scheinbar harmlose Schönheit ist in der Lage ein ganzes Dutzend Gegner auszuschalten, ohne dabei selbst erwischt zu werden.
Luss spielt damit bereits zum zweiten Mal in einem Film von Besson mit. Schon 2017 gab ihr der französische Regisseur eine Nebenrolle in dem Science-Fiction-Fim „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“. Luss spielte die Prinzessin Lihö-Minaa, die im 28. Jahrhundert auf dem Planeten Mül von Aliens ermordet wird und damit die Handlung in Gang bringt.
Besson hatte die Russin zuvor in einem Magazin gesehen und ihre Agentur kontaktiert. Er lud sie zu einem vierstündigen Casting in Paris ein, wo sie unter anderem Singen und eine Alien-Sprache erfinden musste. Saschas Naturtalent beeindruckte den französischen Star-Regisseur offenbar nachhaltig.
„Bei dem Casting musste sie unter anderem auf Kommando weinen. Sie machte es perfekt. Ich war überrascht, dass sie ihre Emotionen trotz fehlender Schauspielerfahrung so gut kontrollieren konnte und riet ihr, auf eine Schauspielschule in New York zu gehen,“ sagte (rus) Besson gegenüber Forbes.
So kam es, dass Sascha in die engere Auswahl für die Hauptrolle in „Anna“ kam. Obwohl sich auch einige andere Schauspielerinnen für die Rolle bewarben, wollten Bessons amerikanische Partner Sascha.
„Ich bin froh, dass sie die Rolle bekommen hat. Sie kann sowohl sehr stark als auch sehr ruhig sein, je nachdem was die Szene verlangt. Dabei wirkt sie aber immer natürlich. Ich bin sehr stolz auf sie,“ erzählt der Franzose.
Für Sascha wurde mit der Rolle ein Traum wahr (eng). Schon als Kind war die 1992 in Magadan (Ferner Osten) geborene Schauspielerin ein Fan von Bessons Kultfilm „Das fünfte Element“. „Ich bin in einer kleinen Stadt mitten im Nirgendwo aufgewachsen und der Film gab mir eine andere Sichtweise auf die Welt. Er brachte mir bei, meine Fantasie zu benutzen und mir alles vorzustellen, was ich mir vorstellen will“, berichtet sie. „Das ist ein weiterer Grund, warum ich so froh bin, mit Luc arbeiten zu dürfen.“
In der Schule gehörte das spätere Model nicht zu den Coolen (rus). Sie war groß, dünn und trug eine Brille. So lernte sie, sich zu wehren. „Ich war immer sehr für Gerechtigkeit und musste deswegen manchmal auch mit Jungs kämpfen. Manchmal richtig heftig, oft wurde ich auch geschlagen. Aber ich habe mich gewehrt. Leider habe ich diese Energie inzwischen nicht mehr und die Kampfszenen in Anna waren etwas anstrengend für mich,“ lacht (rus) sie.
Davon abgesehen hatte sie eine ganz normale Kindheit, machte gerne Sport und ging zum Ballett. Als sie im Alter von 15 Jahren von einer Modelagentur entdeckt wurde, nutzte sie die Chance.
Ihr Debut auf dem Laufsteg hatte sie 2008 in einer Show der russischen Designerin Alena Achmadulina auf der Moscow Fashion Week. Seitdem ging es mit Saschas Model-Karriere steil bergauf. Sie modelte für Dior, Karl Lagerfeld und Carolina Herrera und stand 2015 gemeinsam mit Gigi Hadid, Adriana Lima und Natalija Wodjanowa für den berühmten Pirelli-Kalender vor der Kamera.
Die letzten sechs Jahre lebte sie in New York, besuchte ihre Eltern in Moskau aber jeden Monat. Und sie will noch mehr erreichen: Ihr Traum ist es, einmal den Oscar zu gewinnen. Am Rande des Castings für „Anna“ erzählte sie Besson, dass das Modeln sie inzwischen langweilte. Der Franzose fragte sie, ob sie es ernst meine mit der Schauspielerei und wie sie ihr Leben in fünf Jahren sehe. „Ich meine es sehr ernst und möchte in fünf Jahren einen Oscar gewinnen,“ antwortete (eng) sie zu Bessons Überraschung. „Du klingst nicht, wie jemand, der gerade eine Szene in einem großen Film gedreht hat,“ sagte er verdutzt, versprach aber, ihr zu helfen.
Besson ist dafür bekannt, unbekannten Schauspielerinnen eine Chance zu geben. Für Sascha also ein perfekter Mentor. Obwohl sie zugibt, dass die Dreharbeiten für „Anna“ anstrengend für sie waren, macht ihr die Schauspielerei großen Spaß. „Wenn jemand wie Besson sagt, dass man etwas gut macht, ist das ein tolles Gefühl. Man bekommt direkt wieder Freude an der Arbeit,“ meint (rus) Sascha. „Ja, es ist hart und man braucht viel Energie, aber wenn man etwas liebt, nimmt man das gerne in Kauf. Ich wäre bereit gewesen, tagelang ohne Essen und Trinken am Set zu verbringen.“
Tatsächlich öffnete die Hauptrolle in „Anna“ ihr neue Türen in Hollywood, auch wenn sie noch nichts über neue Projekte verraten möchte. Am liebsten würde Sascha aber ernsthafte, dramatische Rollen spielen. Als Beispiel nennt sie Charlize Therons Charakter in „Monster“. „Eine solche Verwandlung ist unglaublich“, meint sie. „Meine absolute Traumrolle wäre aber Julia Lambert aus Somerset Maughams Roman ‚Julia, du bist zauberhaft‘. Für diese Rolle müsste ich mich aber in jeder Hinsicht weiterentwickeln.“
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