Geduldprobe: Die sieben längsten Schlangen der jüngeren russischen Geschichte

Michail Potschujew/TASS
Essen, Smartphones, Kunst und Gottes Beistand lassen die Russen geduldig Schlange stehen.

1. Der erste russische McDonald’s (1990)

Das erste McDonald's wurde am 31. Januar 1990 noch in der Sowjetunion eröffnet. Die Sowjetbürger stellten sich zu Tausenden an, um das US-amerikanische Fast-Food zu probieren. 

Auf dem Puschkinskaja-Platz im Moskauer Zentrum bildete sich eine kilometerlange Warteschlange. 

McDonald's verkaufte an diesem Tag über 30.000 Burger und stellte damit den neuen Weltrekord des Unternehmens auf. Die Wartezeit betrug über sechs Stunden.

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2. Der Gürtel der Gottesmutter (2011)

Dieser Gürtel, den die Gottesmutter Maria dem Apostel Thomas geschenkt haben soll, kam 2011 aus Griechenland nach Russland. 

Er wurde in Moskau, St. Petersburg, Jekaterinburg und anderen Städten ausgestellt. In Moskau wurde die Reliquie 70 Tage lang gezeigt. 552.000 Gläubige kamen, um sie zu sehen, darunter auch der russische Präsident Wladimir Putin. 

Die Wartezeit betrug fünf Stunden (rus). Die Schlange war so lang, dass sie den Verkehr lahmlegte und die Straßen rundum blockierte.  

3. Ausstellung Walentin Serow (2016)

Diese Ausstellung des bekannten russischen Malers, der seine bemerkenswerte Kunst im 19. und 20. Jahrhundert schuf, gilt in Russland als die meistbesuchte (rus) Kunstausstellung der letzten 50 Jahre. 

In 117 Tagen besuchten eine halbe Million Menschen die Ausstellung, die extra noch eine Woche verlängert wurde.

Eisige Temperaturen von bis zu - 23 °C und Wartezeiten von fünf Stunden konnten die russischen Kunstliebhaber nicht abschrecken. Einige hatten Sorge, die Ausstellung nicht mehr sehen zu können und verschafften sich gewaltsam (rus) Zugang zur Staatlichen Tretjakow Galerie. Alles im Namen der Kunst! 

4. Ausstellung Iwan Aiwasowski (2016)

2016 organisierte die Tretjakow-Galerie eine weitere große Ausstellung, diesmal mit Werken von Iwan Aiwasowski. Diesmal zog es noch mehr (rus) Kunstbegeisterte in die Tretjakow Galerie als bei Serow, doch das Museum war besser vorbereitet auf den Besucheransturm. Es gab keine nennenswerten Zwischenfälle und grundsätzlich auch kürzere Wartezeiten.

Dennoch standen diejenigen, die aus irgendeinem Grund keine Online-Tickets kaufen wollten, tagelang Schlange. 

5. Reliquien des Heiligen Nikolaus von Myra (2017)

Als Papst Franziskus und Patriarch Kirill von Moskau und Russland vereinbarten, die Reliquien des Heiligen Nikolaus vorübergehend aus der italienischen Stadt Bari nach Moskau zu bringen, herrschte Aufregung unter Russlands Gläubigen.

Seit 930 Jahren hatten die Reliquien Bari nicht mehr verlassen. Viele hofften, sie nun berühren zu können und erwarteten wahre Wunder.

In unzähligen Bussen wurden aus ganz Russland Pilger zur Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau gefahren. In den 52 Tagen, als die Reliquien dort ausgestellt wurden, besuchte rund eine Million (rus) Menschen die Kathedrale. Die durchschnittliche Wartezeit in der Schlange betrug sechs Stunden. Eine 61-jährige Frau verlor (rus) beim Ansturm der Gläubigen zwei Zähne, blieb jedoch das einzige Opfer unter den Pilgern. Ein Hurrikan, der zu dieser Zeit in der russischen Hauptstadt wütete, forderte dagegen 18 Menschenleben. 

6. Yeezy Boost 350 V2 by Adidas und Kayne West (2017)

Hunderte junger Menschen überfluteten am 18. November 2017 die Kusnezki-Most-Straße in Moskau, wo der Flagship-Store von Adidas Turnschuhe verkaufte, die in Zusammenarbeit mit dem berühmten amerikanischen Rapper Kayne West entworfen wurden. 

Eine begrenzte Anzahl des Modells „Yeezy Boost 350 V2“ wurde für rund € 250 verkauft. Im Weiterverkauf hätten sie bis zu € 1.400 gebracht. 

Anstehen war im Grunde sinnlos, da die Auserwählten schon online nach dem Zufallsprinzip ermittelt worden waren. Dennoch harrten viele Teenager einen ganzen Tag in der Schlange aus. 

7. Neues iPhone (2018)

Lange Schlangen vor Apple-Stores sind keine exklusive russische Erscheinung. Doch den Russen scheint es besonders viel Spaß zu machen. Einige bauten ein Lager vor den Stores auf und warteten so Tag und Nacht in der Schlange. Manche wollten nicht einmal selbst ein iPhone, sondern hofften darauf, ihren Platz in der Schlange für viel Geld verkaufen zu können. Die Preise variierten von einigen hundert bis zu einigen tausend Euro. 

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