5 ausländische Botschaften, die Schmuckstücke der alten Moskauer Architektur sind

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WALERIA PAIKOWA
Die Botschaftsgebäude von Island, Neuseeland, Österreich, Chile und Argentinien sind echte Architekturjuwelen. Sie sollten sie unbedingt einmal besichtigen.

1. Botschaft von Island 

Die offiziellen diplomatischen Beziehungen zwischen Island und der Sowjetunion wurden Mitte des Zweiten Weltkriegs 1943 aufgenommen. Im folgenden Jahr eröffnete Island seine Botschaft. Zuvor war das Gebäude zwischen 1935 und 1941 die offizielle Residenz des deutschen Militärattachés Ernst August Köstring, der 1939 an den historischen Verhandlungen zum Molotow-Ribbentrop-Pakt teilnahm.

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Ursprünglich im Jahr 1815 erbaut, wurde das einstöckige Gebäude zum Symbol des Empire-Stils in der Architektur mit einzigartigen Ornamenten und reichen dekorativen Details. Das lange und prächtige Bauwerk verfügt über einen Wintergarten und einen kleinen Park. Es war einst die Heimat von Alexander Puschkins Freund Alexej Werstowski, dessen Komposition „Askolds Grab“ die erste russische Oper war, die in den USA aufgeführt wurde.

2. Botschaft von Neuseeland

Dieses elegante Herrenhaus wurde vom bekannten russischen Architekten Lew Kekuschew erbaut und gilt als einer der schönsten Jugendstilbauten in Moskau.

Es hat alle charakteristischen Merkmale dieses raffinierten Stils. Asymmetrie schafft eine ungewöhnliche Form, dreigliedrige Wyatt-Fenster sorgen für viel natürliches Licht. Verzierungen und Löwenornamente wurden großzügig eingesetzt. 

Das Haus wurde um 1904 gebaut und kostete offenbar ein Vermögen. Kein Wunder, dass es fünf Jahre gedauert hat, einen Käufer dafür zu finden. Iwan Mindowski, ein wohlhabender Kaufmann und Mitinhaber der Wolga-Manufaktur für Papier- und Leinenprodukte, zog 1909 in das Haus und lebte dort bis zu seinem Tod 1912.

Nach der russischen Revolution wurde das Gebäude verstaatlicht. 1924 wurde es zur Heimat der schwedischen diplomatischen Mission.

Seit 1973 ist es der Hauptsitz der neuseeländischen Botschaft. Im vergangenen Jahr wurde der Bau von Grund auf restauriert. Nun ist an der Südfassade auch wieder Aurora, die Göttin der Morgendämmerung, zu sehen. 

3. Botschaft von Chile  

Es gab Zeiten, in denen sich die UdSSR und Chile nicht unbedingt gut verstanden haben. Die diplomatischen Beziehungen wurden erst 1944 voll aufgenommen und bereits drei Jahre später wieder auf das nötigste zurückgefahren. 1964 kam es wieder zur Annäherung. 1973 wurden die formellen Beziehungen nach dem chilenischen Militärputsch von 1973 erneut unterbrochen.

Erst 1990 fanden Moskau und Santiago schließlich wieder zueinander. Seitdem ist das historische Gebäude das Zuhause für chilenische Diplomaten.

Das Jugendstiljuwel wurde um 1912 erbaut und ist Teil des Moskauer Kulturerbes. Es wurde von dem aufstrebenden polnischen Architekten Adolf Seligson entworfen, der in St. Petersburg studierte und nach einem Jahr in Paris nach Moskau kam, wo der Jugendstil im Trend lag.

Das zweistöckige Gebäude gehörte ursprünglich Herman Broido, einem Unternehmer, der regelmäßig Immobilien kaufte, um sie in Mehrfamilienhäuser umzuwandeln und wieder zu verkaufen. Er fand einen Käufer, noch bevor der Umbau des Gebäudes abgeschlossen war. Viktor Burdakow, Eigentümer mehrerer Gold- und Platinbergbauunternehmen, erwarb den Palast und bezog die zwanzig großen Räume selbst, um dort etwas Ruhe zu finden.  

4. Botschaft von Argentinien 

Dieses Gebäude im Empire-Stil wurde 1823 erbaut. Der Entwurf strahlt Ruhe aus und ist unverwechselbar. Es sollte das neue Zuhause für Nadeschda Lobanowa, der Frau eines Kaufmanns, werden. Sie hat dort fast 15 Jahre gelebt.

1859 zogen neue Besitzer ein - die Brüder Alexej und Nikolai Pugowkin. Die beiden Kaufleute beschlossen, das Gebäude zu renovieren. Das Ergebnis war ein wahrhaft vielseitiger Stil.

1907 kaufte ein anderer Kaufmann namens Alexander Kuleschow das Herrenhaus. Bevor das antike Gebäude zur ständigen Vertretung Argentiniens wurde, befand sich hier die Botschaft von Ruanda.

Auch noch im Jahr 2020, fast zweihundert Jahre nach Baubeginn, hat das Äußere des Gebäudes seinen Charme im Empire-Stil und seine historische, nostalgisch anmutende Ausstrahlung nicht verloren. 

5. Botschaft von Österreich  

Dieser jahrhundertealte Palast wurde 1906 vom neoklassizistischen Architekten Nikita Lasarew erbaut und ist auch als Nikolai-Mindowski-Haus bekannt (Nikolais Vater, der oben erwähnte Iwan Mindowski, besaß drei Villen in Moskau). Nikolai lebte dort bis zur bolschewistischen Revolution 1917.  

In den 1920er Jahren wurde das Herrenhaus zum Standesamt. Dort heiratete der Dichter Sergei Jessenin 1925 seine geliebte Frau, die amerikanische Tänzerin Isadora Duncan, und der Schriftsteller Michail Bulgakow schloss dort 1925 den Bund fürs Leben mit seiner zweiten Frau Ljubow Beloserskaja. 

1927 wurde das Gebäude an die österreichische Botschaft vermietet. Ab 1938 war hier die deutsche Botschaft untergebracht. Der Legende nach wurde 1939 in diesem Gebäude der bahnbrechende Molotow-Ribbentrop-Pakt unterzeichnet.

Nach Stalins Tod im Jahr 1955 wurden in dem Gebäude Gespräche über den österreichischen Staatsvertrag geführt, danach wurde es zum zweiten Mal zur Botschaft des unabhängigen Österreich.

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