7 Fragen und Antworten zum ersten russischen Covid-19-Impfstoff „Sputnik V“

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Am 18. Januar startete Russland mit der Massenimpfung gegen das Coronavirus. Zum Einsatz kommt das Vakzin „Sputnik V“ des russischen Gamaleja Forschungsinstituts. Welche Länder nutzen den russischen Impfstoff? Gibt es Nebenwirkungen? Wie lange hält die Immunität an?

1. Wie läuft die Impfkampagne in Russland ab? 

Die Impfung in Russland ist kostenlos und wird mit dem Gamaleja-Impfstoff „Sputnik V“ durchgeführt. Bewohner jeder russischen Region können sich über die Website von Gosuslugi oder telefonisch für eine Impfung anmelden. In Moskau können Sie in Kliniken und Impfzentren geimpft werde, je nach Verfügbarkeit. Vorgelegt werden muss der Reisepass. 

Laut Anna Popowa, Leiterin von Rospotrebnadzor, Russlands Organisation zum Schutz von Verbraucherrechten, werden bis zum Herbst 2021 60 Prozent (rus) der 144 Millionen Einwohner des Landes geimpft sein. 

Experten sagen, dass diese Schätzungen realistisch sein könnten. „Die Hauptsache ist, dass die Menschen die Notwendigkeit der Impfung verstehen und sie durchführen lassen“, sagt Larisa Popowitsch, Direktorin des HSE-Instituts für Gesundheitsökonomie.

>>> Wie die COVID-19-Impfung in Russland funktioniert

2. Gibt es genug Impfstoff?  

Russland hat bereits 6,5 Millionen Impfdosen produziert und wird nach Angaben des Ministers für Industrie und Handel, Denis Manturow, bis Ende März 2021 weitere 33 Millionen bereitstellen können. „Wir werden bis Ende Januar 2,1 Millionen Dosen in die russischen Regionen senden, weitere 5,7 Millionen Dosen im Februar und fast neun Millionen im März, sagte (rus) er.

Inzwischen haben einige Regionen jedoch Engpässe gemeldet. Die Behörden erklären, dass das Defizit auf das riesige Territorium Russlands und die Tatsache zurückzuführen sei, dass die Produktion des Arzneimittels noch nicht die volle Kapazität erreicht habe.

Experten stellen außerdem fest (rus), dass es in den Regionen nicht genügend medizinisches Personal gibt.

Die höchste Verfügbarkeit des Impfstoffs besteht in Moskau, der Region Moskau, Sachalin, dem Autonomen Bezirk der Nenzen und Tschukotka. Interessanterweise gehören die letzten drei zu den entlegensten Regionen in Russland und sind weit entfernt von Moskau.

3. Wie viele Russen wollen sich impfen lassen? 

Laut der Nachrichtenagentur „TASS“ (rus) haben zum 31. Januar 2021 bereits zwei Millionen Menschen den Impfstoff erhalten, die genaue Anzahl der Menschen nach Regionen wurde jedoch noch nicht bekannt gegeben.

Es ist auch unklar, ob diese Zahl ausländische Staatsbürger mit Wohnsitz in Russland umfasst. Regionalbeamte haben die folgenden Zahlen herausgegeben: 300.000 Impfungen in Moskau (von zwölf Millionen Einwohnern) bis zum 31. Januar 2021, 40.000 Impfungen in der Region Moskau (7,6 Millionen Einwohner) bis zum 21. Januar, 25.000 Impfungen in St. Petersburg (fünf Millionen Einwohner) bis zum 19. Januar.

Nach Umfragen von WCIOM (rus) und dem Lewada-Zentrum (rus) wollen sich nur 38 Prozent der Russen impfen lassen. Die meisten wollen den russischen Impfstoff erhalten. Die Impfbereitschaft ist bei den über 55-jährigen am höchsten, bei den Russen unter 34 Jahren am geringsten. 

Zu den Gründen für die Ablehnung zählen der Wunsch, bis zum Ende der Studien zu warten, die Angst vor Nebenwirkungen oder einfach generelle Impfskepsis. Experten glauben auch, dass die Menschen nicht motiviert sind, weil die Maskenpflicht und weitere Einschränkungen auch nach der Impfung fortbestehen sollen.  

4. Wurde Wladimir Putin bereits geimpft?  

Noch nicht, aber er hat angekündigt, dass er sich impfen lassen möchte. Bereits Mitte Dezember 2020 sagte Putin, er habe den Impfstoff aufgrund seines Alters nicht erhalten. Zu dieser Zeit durften nur Personen im Alter von 18 bis 60 Jahren geimpft werden, während Putin 68 Jahre alt ist. Nun wurde „Sputnik V“ auch für Personen über 60 Jahren zugelassen. Laut Putins Pressesprecher Dmitri Peskow (rus) wird der Präsident persönlich über seine Impfung informieren. 

5. Wo wird „Sputnik V“ produziert? 

Derzeit wird der Impfstoff in sechs Werken in Russland (in Moskau, Region Wladimir, St. Petersburg) hergestellt. Die Eröffnung eines siebten Werks in Jaroslawl ist geplant.

Im Dezember 2020 wurde bekannt gegeben, dass „Sputnik V“ auch in Indien (fünf Werke), Südkorea (ein Werk), Brasilien (ein Werk) und China (drei Werke) produziert werden soll, um die Nachfrage aus dem Ausland zu decken. 

Ende Januar 2021 begann auch in Kasachstan die Produktion des russischen Impfstoffs für den lokalen Gebrauch.

6. Welche Länder nutzen „Sputnik V“? 

Mehr als 40 Länder haben Interesse an dem russischen Impfstoff gezeigt und bereits 1,2 Milliarden Dosen (rus) bestellt. Der Exportpreis beträgt weniger als 10 US-Dollar pro Dosis, was der Hälfte des Preises der Impfstoffe von Pfizer und Sinopharm entspricht und 2,5-mal günstiger ist als der Impfstoff von Moderna.

Mittlerweile ist „Sputnik V“ neben Russland in 16 weiteren Ländern offiziell zugelassen:

Der erste ausländische Staat, der mit „Sputnik V“ geimpft hat, war Belarus. Die Behörden unterzeichneten einen Vertrag über 170.000 Dosen. Die Impfung wird dort derzeit nur unter medizinischem Personal durchgeführt.

Das zweite Land war Argentinien: Ende Dezember 2020 orderte Argentinien zehn Millionen Dosen.

Das dritte Land wird Bolivien sein. Das Land soll bis Ende Mai 5,2 Millionen Dosen erhalten.

Serbien hat 6,5 Millionen Dosen bei verschiedenen Herstellern bestellt, darunter zwei Millionen Dosen „Sputnik V“. Laut dem serbischen Gesundheitsministerium (rus) würden 40 Prozent der Bürger es vorziehen, mit dem russischen Impfstoff geimpft zu werden, während 28 Prozent mit dem Stoff von Pfizer geimpft werden wollen. 

Am 1. Februar 2020 begann auch in Kasachstan die Massenimpfung.

7. Welche Nebenwirkungen hat „Sputnik V“? 

Bisher wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen registriert. Am häufigsten verspüren Geimpfte Erkältungssymptome: Fieber, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen. Die Beschwerden dauern nur wenige Tage an. Nach Angaben des argentinischen Gesundheitsministeriums (spn) zeigte nur ein Prozent der Geimpften Nebenwirkungen: Fieber, Kopfschmerzen, Hautreaktionen an der Injektionsstelle. 

Zu den offiziellen Kontraindikationen für die Impfung zählen Schlaganfälle, Tuberkulose, Hepatitis B und C, Syphilis sowie HIV. Das russische Gesundheitsministerium erklärte, dass die Impfung für Krebspatienten riskant (rus) sein könnte, da nicht genügend Studien durchgeführt wurden.